Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Würzburg bestätigte lediglich Vorwürfe "gegen einen Würzburger Schwimmtrainer", ohne einen Namen zu nennen. Der Coach stehe im Verdacht, eine Schutzbefohlene sexuell missbraucht und genötigt zu haben, erklärte die Anklagebehörde, die ihre Stellungnahme in einer Datei mit dem Namen "PresseLurzI.doc" verschickte.
Lurz soll sich bei einem Wettkampf im November in Essen und während eines Trainingslager-Aufenthalts Ende März 2010 in Singapur an einer 15 Jahre alten Schwimmerin vergangen haben, berichtet die "Main-Post". Die Mutter des Mädchens habe den 33 Jahre alten Schwimmtrainer vor etwa zehn Tagen angezeigt. Er sei daraufhin nach seiner Rückkehr von der Schwimm-EM in Ungarn in Würzburg vernommen, dann aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Lurz hat die Anschuldigung bestritten. "Weitere Auskünfte können derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen und aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes der Beteiligten nicht gegeben werden", sagte der stellvertretende Behördensprecher Burkhard Pöpperl.
Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) wollte zunächst keine detaillierte Stellungnahme abgeben. "Bis zur Klärung des Sachverhalts gilt für uns die Unschuldsvermutung", sagte der Direktor Leistungssport, Lutz Buschkow, in Budapest der Nachrichtenagentur dpa. Lurz habe ihn über die Vorwürfe informiert. "Dementsprechend war ich schockiert", so Buschkow. Zunächst stünde die EM im Mittelpunkt, danach müsse man sehen, was bei den Untersuchungen herauskommt.
DSV-Präsidentin Christa Thiel äußerte sich in der ARD ähnlich und bestätigte einen Vorfall bei den Freiwasserschwimmern. Dabei sollen Gucklöcher in Umkleidekabinen der Frauen gebohrt worden sein. "Es gab einen weiteren Verdachtsfall, das ist richtig. Das Verfahren ist aber von der Staatsanwaltschaft eingestellt worden. Es handelte sich nicht um die selbe Person", sagte die Rechtsanwältin.
Stefan Lurz, Trainer und Bruder des Langstrecken- Rekordweltmeisters Thomas Lurz, war nicht erreichbar. "Ich bin mir keiner Schuld bewusst", zitierte die "Main-Post" Stefan Lurz, der mit der ehemaligen Weltklasseschwimmerin Annika Liebs verheiratet ist. Sein Anwalt Norman Jacob wies am Mittwoch alle Vorwürfe zurück. "Es gilt für mich die Unschuldsvermutung", sagte er, "was vorgeworfen wird, wird zurückgewiesen." Weitere Erklärungen wolle er vorerst nicht abgeben. Nach "Main-Post"-Informationen soll der Arbeitsplatz von Stefan Lurz beim SV 05 nach Beweisen durchsucht und sein Handy sichergestellt worden sein.
"Wir wollen jetzt das Kind nicht mit dem Bade ausschütten", erklärte der Präsident des Würzburger Schwimmvereins 05, Reinhard Stumpf, der Zeitung, "wir treffen unter Beachtung der Verhältnismäßigkeit geeignete Maßnahmen." Der Verein will mit den Ermittlern kooperieren.