Sportler und Vereine haben bewiesen, dass sie nicht nur zur reinen Unterhaltung fähig sind. In Zukunft werden sie auch an ihrer neuen Bedeutung gemessen.
Hinter diesen Schutzschild kann sich der Profifußball nicht mehr zurückziehen. Verbände, Vereine und Sportler versteckten sich in der Vergangenheit während gesellschaftlicher Debatten gerne hinter der Behauptung, Sport und Politik müssten doch bitte getrennt werden. Spätestens nachdem sich nun aber die Politiker auch unter dem Eindruck energischer Lobbyarbeit dafür entschieden haben, Zuschauer wieder in die Stadien zu lassen, ist die Bedeutung des Volkssports für Volksvertreter offensichtlich. Es ist nicht möglich, an der Bundesliga vorbei zu regieren. Mit Bedeutung aber geht Verantwortung einher.
Während der vergangenen Monate sind die Vertreter der Klubs dieser Verantwortung auf beeindruckende Weise gerecht geworden. Sie positionierten sich sichtbar gegen Rassismus und für Solidarität. Zeichen für eine offene Gesellschaft zu setzen und Geld für jene zu sammeln, die der Corona-Krise keine prall gefüllten Festgeldkonten entgegensetzen konnten, ist richtig und wichtig. Und einfach. Mit negativen Reaktionen mussten die Stars nicht rechnen. Sie ernteten richtigerweise Zustimmung und Anerkennung.
Fußballer dürfen und sollen sich zu kontroversen Themen äußern
Wünschenswert wäre, wenn sich Kicker und Funktionäre auch künftig in Diskurse einbrächten – dann gerne mit kontroverseren Standpunkten. Der Sport bildet immer die Gesellschaft ab. In öffentlichen Diskussionen aber verstummen Sportler meist, während Schauspieler, Philosophen, Komiker, Musiker oder Journalisten wie selbstverständlich die Fragen des Zusammenlebens öffentlich verhandeln.
Genauso wenig wie sich jedes RTL-Sternchen zur Zuwanderungspolitik äußert, ist das von allen Spielern oder Managern zu erhoffen. In vielen Fällen ist es verständlich, sich keine dezidierte Meinung zu bilden. Der Profifußball aber hat bewiesen, dass er zu mehr fähig ist, als zur ausschließlichen Unterhaltung der Fans. Der Bedeutungszuwachs wird auch für Wachstumsschmerzen sorgen. Der darf aber nicht dafür sorgen, sich kleiner zu machen als man ist.
Am ersten Spieltag der Bundesliga an diesem Wochenende ist die Sonderrolle des Fußballs wieder deutlich zu sehen. In keinem anderen Bereich sind derart viele Zuschauer zu einer kommerziellen Veranstaltung zugelassen. Spieler, Funktionäre und vor allem die Fans haben sich diesen Vertrauensvorschuss durch ihr vorbildliches Verhalten in den vergangenen Monaten verdient. Während die Deutsche Fußball Liga (DFL) ein Hygienekonzept erarbeitete, dass zur weltweiten Blaupause geriet, folgte der Großteil der Spieler den strengen Vorgaben. Die Anhänger schließlich vermieden es, durch Ansammlungen vor den Stadien ihre Macht zu demonstrieren, und garantierten so einen sauberen Verlauf der Rest-Saison.
Fans haben sich Vertrauensvorschuss verdient
Die Politik ist durch die Ermöglichung des Spielbetriebs in Vorleistung gegangen und der Sport hat seinen Part erfüllt. Nun ist es an der Zeit, dass die Vereine etwas zurückgeben. Von den Erfahrungen der kommenden sechswöchigen Probezeit müssen andere – finanzschwächere – Sportarten und kulturelle Veranstaltungen profitieren. Die DFL hat angekündigt, wissenschaftliche Untersuchungen bezüglich der Rückkehr von Fans zu unterstützen. Davon können Sängerinnen und Schauspieler, Kabarettisten und Handballerinnen gleichermaßen profitieren.
Die erste Partie der neuen Saison wird noch ohne Zuschauer ausgetragen. Zu hoch sind die Infektionszahlen in München, als dass das Aufeinandertreffen zwischen dem FC Bayern und Schalke am Freitag vor Anhängern angepfiffen wird. Ab Samstag aber kehrt mit den Fans ein wenig Normalität in die Stadien zurück. Und das ist einfach: schön.
Wir haben FCA-Stürmer Florian Niederlechner getroffen – und mit ihm über die kommende Bundesliga-Saison gesprochen. Hier können Sie sich die Podcast-Folge anhören:
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Die Diskussion ist geschlossen.
Irrtum! Schmarrn! Natürlich komme ich an Fußball vorbei. Hat nichts damit zu tun, daß ich im TV vielleicht mal 15 Min. oder mehr hineinschaue. Die Zeit ohne Fußball (Wiederholungen ausgenommen): Mir hat nix gefehlt.
Das erinnert an den Kalauer: "Keiner kommt an Gott vorbei, außer "Stan" Libuda".