Zwischen Königsbrunn und den USA: Eishockey-Talent Timo Bakos
Der Augsburger Timo Bakos wartet auf seine Rückkehr zum Spitzeneishockey nach Amerika. Wieso es für das Talent nichts mit einem Profi-Engagement in Deutschland wurde.
Timo Bakos ist zurück in Augsburg. Er weilt jedoch schon länger in seiner Heimat, als er es ursprünglich geplant hatte. Denn der junge Eishockeyspieler möchte wieder in die USA. Dorthin, wo der 20-Jährige, der zuvor für die Nachwuchsmannschaften des Augsburger EV auf dem Eis stand, vor gut einem Jahr den Karriereschritt ins Ausland wagte. „Sportlich ist es dort im Vergleich zur Deutschen Nachwuchs-Liga eine komplett andere Welt. Auch privat war es eine große Umstellung für mich“, fasst Bakos sein erstes Jahr in der United States Hockey League (USHL) zusammen. Dort spielte er für die Sioux Falls Stampede in der wichtigsten Nachwuchsliga des Landes.
Aktuell ist der Sohn des ehemaligen Nationalspielers Michael Bakos aber wieder im Raum Augsburg aktiv. Vorübergehend ist sein Klub der Bayernligist EHC Königsbrunn. Bakos kann aufgrund der aktuellen Corona-Situation als Europäer nicht in die USA einreisen. Da er dort nach einer Zusage über vier Jahre von der Universität in New Hampshire ab der Saison 2021/22 einen College-Status besitzt, darf er während seiner Zeit in Deutschland nur in einer Amateurliga spielen. Sonst würde ihm der Verlust seines Status drohen. Optionen wie ein kurzzeitiges Engagement in der DEL2 oder in der Oberliga seien laut Bakos daher nicht möglich gewesen. Deswegen heißt es für den 20-Jährigen nun: Bayernliga.
Timo Bakos spielt in Königsbrunn mit alten Bekannten vom AEV
Beschweren will er sich darüber nicht. „Ich freue mich, dass ich hier mit meinen alten Kumpels gemeinsam spielen kann. In der aktuellen Situation ist das eine gute Lösung“, betont Bakos, auch wenn es sportlich natürlich nicht das sei, was er sich vorgestellt habe. Mit Tim Bullnheimer und Nicolas Baur trifft er in Königsbrunn auf zwei alte Bekannte, mit denen er bereits in einer Reihe für die U20 des Augsburger EV auflief.
In der Saison 2018/19 kam Bakos in 35 Spielen der Deutschen Nachwuchs-Liga (DNL) auf 28 Tore und 31 Assists. Dank einer Zweitlizenz absolvierte er sogar zehn Partien für den ECDC Memmingen in der drittklassigen Oberliga Süd. Für die deutsche U19-Nationalmannschaft nahm er 2019 am Fünf-Nationen-Turnier im finnischen Turku teil. Dort konnte er offenbar überzeugen. Vier Teams hatten im Anschluss ihr Interesse an Bakos bekundet und Kontakt zu ihm aufgenommen. Kurz darauf wurde er als einziger deutscher Nachwuchsspieler im Jahr 2019 für die USHL gedraftet. Als Draft wird im US-Sport ein Verfahren bezeichnet, bei dem Spieler von Teams ausgesucht werden können. Ausgewählt wurde der Stürmer von den Sioux Falls Stampede.
An die USA musste der Augsburger Timo Bakos sich erst gewöhnen
An ein Land mit einer neuen Kultur, die fremde Sprache und die große Distanz zu seiner Heimat habe er sich erst mal gewöhnen müssen, erklärt Bakos, der während seines Aufenthalts in den USA bei einer Gastfamilie wohnt. Seine kleineren Anlaufprobleme nimmt er mit Humor: „Vor allem das mit der Sprache war zu Beginn schon eine Herausforderung, auch weil Englisch in der Schule nicht meine größte Stärke war. Auf einmal sprichst du das dann den ganzen Tag“, sagt er lachend. Dennoch überwiegen bei ihm klar die positiven Eindrücke. „Das erste Jahr hat riesig Spaß gemacht. Wie dort Eishockey gespielt wird, ist einfach eine andere Nummer.“
Vor der Corona-Krise hätten dort im Schnitt um die 8000 Menschen bei Spielen der USHL zugesehen. „Das ist schon beeindruckend, wenn ich an die Zeit in der DNL denke, wo nur um die 200 Leute im Curt-Frenzel Stadion waren.“ Auch sportlich gebe es viele Unterschiede. Bakos: „Das Spiel dort ist schneller und die Eisfläche kleiner. Da hast du als Spieler deutlich weniger Zeit.“ Teilweise hätte es drei bis vier Spiele pro Woche gegeben, zusätzlich habe er etwas für die Highschool gemacht. „Das lief alles online ab. Mit dem Programm gibt es nicht genügend Zeit, um in die Schule zu gehen“, schildert Bakos.
Mit seiner Entwicklung ist der junge Spieler zufrieden: „Obwohl die Saison vor dem Ende abgebrochen wurde, habe ich viel gelernt. Ich messe mich mit den besten Nachwuchsspielern, das hat mich schon weiter vorangebracht.“ Wann er zurück könne, sei schwer abzusehen: „Wir stehen täglich in Kontakt, die Lage dort ist weiter schlecht. Gerade scheint es nicht so, als würde sich bald etwas ändern.“ Es könne sein, dass er nur wenige Wochen in Königsbrunn spiele. Möglich wären aber auch mehrere Monate. Er betont: „Ich versuche, so schnell wie möglich eine Lösung zu finden, um wieder in die USA zu können.“
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