Die Anzahl ist gleich geblieben: 14 Teams gehen in die neue Saison der Deutschen Eishockey Liga. Die Panther haben nach zwei Beinahe-Abstiegen nur ein Ziel – irgendwie mindestens eine Mannschaft hinter sich zu lassen. Der Teamcheck, wie stark die Gegner des AEV sind.
Iserlohn Roosters
Nach einem Stotterstart kamen die Kampfhähne unter Trainer Greg Poss in der vergangenen Saison flügellahm daher und sahen einige Wochen lang wie der sichere Absteiger aus. Doch der neue Coach Doug Shedden schaffte tatsächlich die Wende. Vermutlich garantierte das dem Übungsleiter die Vertragsverlängerung. Der in Augsburg immer noch beliebte Ex-Panther Drew LeBlanc trug seinen Teil zum Ligaerhalt mit acht Toren und elf Vorlagen bei. Den Rückwärtsgang – mit minus 20 hatte er den zweitschlechtesten Plus-Minus-Wert im Team – fand der 35-Jährige nicht immer und wechselte vielleicht auch deshalb zum Zweitligisten Dresden. Mit zehn Neuzugängen krempelten die Sauerländer das Team wieder ordentlich um. Der 27-Jährige Kanadier Braden Burke von Lukko Rauma aus Finnland zählt zu den stärksten Neuverpflichtungen.
Schwenninger Wild Wings
Das Team aus dem Schwarzwald hat im vergangenen Sommer nur an wenigen Stellschrauben gedreht. Vernünftig, ein funktionierendes Team wollte Manager Stefan Wagner nicht auf den Kopf stellen. Zumal die Wild Wings mit dem Schweden Joacim Eriksson einen der besten DEL-Torhüter in ihren Reihen haben. Das ist im Eishockey mehr als die halbe Miete. Ein zuletzt schwächelnde Powerplay soll der Ex-Augsburger Matt Puempel (zuletzt 13 Tore und 16 Vorlagen für den AEV) beleben. Das kann der Deutsch-Kanadier, die Arbeit nach hinten liegt dem Außenstürmer weniger. Nach drei Jahren im Schleifgraben ist Schwenningen die zweite Station in Deutschland für den 31-Jährigen.
Adler Mannheim
Geld spielt in Mannheim (fast) keine Rolle. Es muss wieder die deutsche Meisterschaft her. Berlin und München wechselten sich in den vergangenen Jahren ab, 2019 durften die Adler letztmals den Silberpokal den erfolgsverwöhnten Fans präsentieren. Die Neuverpflichtungen klingen vielversprechend und sind fast durchweg aktuelle deutsche Nationalspieler. Lukas Kälble (Bremerhaven) und Tobias Forler (Ambri-Piotta/Schweiz) verstärken die Defensive. Mit Marc Michaelis vom EV Zug kommt einer der besten deutschen Mittelstürmer nach Mannheim. Aus Augsburg schnappte sich Trainer und Sportdirektor Dallas Eakins mit Luke Esposito einen der wenigen überzeugenden AEV-Spieler der abgelaufenen Saison. Ein Tormonster wird aus dem 30-jährigen US-Amerikaner nicht mehr, doch der Center glänzt mit Spielverständnis und Galligkeit. Offen scheint die Zukunft von Ex-Panther Samuel Soramies. Der WM-Silbermedaillengewinner von 2023 hatte unter Eakins-Vorgänger Jan-Axel Alavaara einen Drei-Jahres-Vertrag bei den Adlern unterschrieben. Von den Leistungen von Soramies, der zuletzt sogar beim Fast-Absteiger Augsburg als überzähliger Angreifer auf der Tribüne Platz nehmen musste, ist man jedoch nicht überzeugt. Soramies sollte dennoch um einen Platz im Adler-Kader kämpfen dürfen. Klub und Spieler würden jedoch prüfen, ob ein Wechsel die bessere Alternative sei, hieß es in einer Klubmitteilung im Sommer.
Straubing Tigers
Die Niederbayern haben sich zu einer Top-Sechs-Mannschaft in der DEL entwickelt. Im Frühjahr war erst im Halbfinale gegen den späteren Meister Eisbären Berlin Endstation für die Mannschaft von Tom Pokel. Gemessen daran ist die Bewegung im Kader mit zwölf Neuzugängen und etlichen Abgängen vergleichsweise groß. Nationalstürmer Parker Tuomie dürfte in Köln deutlich besser verdienen. Der bärenstarke Verteidiger Nicolas Mattinen (16 Tore/30 Vorlagen) sucht noch mal seine Chance in Nordamerika bei den Toronto Marlies (AHL) und hofft vielleicht auf die NHL. Den Deutsch-Kanadier Mark Zengerle ließ man nach Augsburg ziehen. Unter anderem sollen Rückkehrer Travis St. Denis (Ingolstadt), Tim Fleischer (Nürnberg) oder Tyler Leier (Linköping/Schweden) die Lücken schließen. Bemerkenswert: Straubing hatte bereits Mitte Juli alle elf Ausländerstellen vergeben und hoffte auf die Einbürgerung von Mike Connolly und Elis Hede.
EHC Red Bull München
Der Star der neuen Saison in der bayerischen Landeshauptstadt besteht aus Beton, Stahl und Glas. Nach einigen Verzögerungen in der Bauphase ziehen die Münchner Eishackler gemeinsam mit den Basketballern des FC Bayern München in den SAP Garden auf dem Olympiagelände. Unweit der ehemaligen Olympia-Eishalle bricht eine neue Zeitrechnung für den EHC ein. Mit zeitgemäßen Vermarktungsmöglichkeiten, VIP-Logen und zahlreichen Sitzplätzen für das anspruchsvolle Münchner Publikum dürften sich der Mannschaft von Sportmanager Winkler in Zukunft noch mehr Möglichkeiten auftun. Das erste DEL-Heimspiel meldete der Deutsche Meister von 2023 bereits Mitte Juli als ausverkauft. Dank Stadion-Tourismus dürfte das DEL-Schwergewicht viele Partien vor voll besetzter Halle spielen. Sportlich ist die Schonzeit für Chefcoach Toni Söderholm, der vor einem Jahr die Klub-Legende Don Jackson beerbte, vorbei sein. Viel weniger als den Titel darf der ehemalige Bundestrainer und Ex-München-Verteidiger Söderholm nicht liefern. In der vergangenen Saison schied der EHC als Tabellenfünfter im Halbfinale gegen Bremerhaven aus. Lediglich vier Neuzugänge lassen ein eingespieltes Team erwarten. Nationalstürmer Tobis Rieder aus Växjö (Schweden) mit fast 500-NHL-Einsätzen in den Knochen ist der Königstransfer in einem ohnehin schon gut besetzten Kader. Allerdings sollen der Übungsleiter und die Mannschaft nicht immer eine Einheit gewesen sein, berichten die Kiebitze aus München.
Eisbären Berlin
Was für eine Auferstehung, und zwar mit dem gleichen Trainer. Nach einer Katastrophensaison 22/23, in der die Eisbären wie die Panther um den Klassenerhalt kämpften, hielten die Berliner am Bandenchef fest. Eine gute Entscheidung. Mit Serge Aubin feierten die Hauptstädter ein Jahr später den Gewinn des Meistertitels. Der Kader wurde anschließend lediglich sinnvoll ergänzt. Verteidiger Thomas Schemitsch ließen die Eisbären erstaunlicherweise in Richtung Augsburg ziehen. Die späte Nachverpflichtung hatte mit guten Leistungen und viel Eiszeit überzeugt, auch und gerade in den Play-offs. Einige Beobachter hätten den Verteidiger gerne weiter im Berliner Trikot gesehen. AEV-Sportdirektor Larry Mitchell griff bei dem Königstransfer für die Augsburger Abwehr zu.
Pinguins Bremerhaven
Berlin holte den Titel, aber Meister der Herzen war Bremerhaven. Die Pinguins unterlagen nach einer begeisternden Saison erst im Play-off-Finale mit 1:4 gegen die Eisbären. Die Abgänge von Nationalverteidiger Lukas Kälble (Mannheim) sowie der Stürmer Skyler McKenzie (Straubing) und Jake Virtanen (Iserlohn) sind schmerzhaft. Noch viel gravierender sind die Personalwechsel hinter der Bande. Thomas Popiesch, der vielleicht beliebteste DEL-Trainer, wechselte aus privaten Gründen in die DEL2. Das Umfeld bei den Krefeld Pinguinen dürfte weitaus schwieriger sein als an der Nordsee. Sein bisheriger Assistent Alexander Sulzer rückte zum Chef auf. In der Führungsetage verabschiedete sich im April dieses Jahres das Gesicht der Pinguins. Alfred Prey (70), der Mann mit dem prägnanten Schnauzbart, ist weit über die Grenzen des Eishockey-Deutschlands hinaus bekannt. Seit den 80er-Jahren ist er beim REV Bremerhaven aktiv und hat verschiedene Positionen durchlaufen, bevor er zum Teammanager der Fischtown Pinguins aufstieg. Immer wieder fischte der ehemalige Berufssoldat aus Weiden (Oberpfalz) in Nordamerika Profis mit deutschen Wurzeln heraus, die seltsamerweise in Bremerhaven viel schneller als beispielsweise in Bayern mit deutschem Pass aufliefen und keine Kontingentstelle mehr besetzten. Es wird spannend, wie der Klub den harten Bruch in der Klubspitze meistert.
Kölner Haie
Für den größten DEL-Aufreger in der Sommerpause sorgten die Haie mit der Ankündigung bezüglich möglicher weiterer Play-offs-Spiele. Ab der kommenden Saison wird die Mannschaft ihre K.-o.-Runden immer auswärts starten. In der Vergangenheit war es immer wieder problematisch, den Play-off-Kalender mit den Verfügbarkeiten der Lanxess-Arena in Einklang zu bringen. Der Klub hat nach vielen Gesprächen und Diskussionen mit der DEL und der Arena nun diese Regelung bis 2027 fixiert. Die DEL hat diese „Rhythmusänderung“ für Köln genehmigt und beschlossen. Bei der Konkurrenz kommt diese Sonderbehandlung nicht gut an. Jeder Klub muss sich in den Play-Offs innerhalb kürzester Zeit auf mögliche Heimspiele einstellen. Den namhaftesten Wechsel gab es hinter der Bande. Stanley-Cup-Sieger Uwe Krupp, der mit den Haien in der ersten Play-off-Runde mit 1:2 an Ingolstadt gescheitert war, musste seine Tasche packen. Der Finne Kari Jalonen, zuletzt Nationaltrainer Tschechiens, soll für neue Euphorie am Rhein sorgen. Im Kader stehen auch deshalb einige Finnen wie Verteidiger Veli-Matti Vittasmäki (Tampere/Finnland) oder Stürmer Juhani Tyrväinen (Lulea/Schweden). Für zusätzliche Qualität im Angriff sorgte auch Nationalstürmer Parker Tuomie aus Straubing.
Nürnberg Ice Tigers
Nürnberg sollte eine der Mannschaften sein, die die Augsburger Panther im Blick behalten sollten, wenn sie den Klassenerhalt schaffen wollen. Die Franken dürften in etwa sportlich die gleiche Kragenweite wie der AEV haben. Allerdings hatte die Mannschaft einige Abgänge zu verkraften. Coach Tom Rowe, an dem auch Augsburgs Sportdirektor Larry Mitchell Interesse signalisiert hatte, zog es wegen des offensichtlich besser dotierten Angebots nach Frankfurt. Nürnbergs Manager Stefan Ustorf holte Trainer Mitch O’Keefe aus Innsbruck. Die Abgänge der überzeugenden deutschen Stürmer Daniel Schmölz (14 Tore/nach Ingolstadt), Danjo Leonhardt (13/Straubing) und Tim Fleischer (10/Straubing) dürften nur schwer gleichwertig zu ersetzen sein.
Grizzlys Wolfsburg
Eine so ruhige Transferperiode wie im vergangenen Sommer haben die Grizzlys schon lange nicht mehr erlebt. Erst in einem Jahr dürfte auf Sportmanager Karl-Heinz Fliegauf ordentlich Arbeit zukommen, wenn 16 Verträge auslaufen. Angesichts von lediglich einer Handvoll Neuzugängen kann der in Augsburg noch immer hochgeschätzte Trainer Mike Stewart auf eine eingespielte Mannschaft zurückgreifen. Stewart verbrachte wie so oft den Sommer auf einer Rinder-Ranch seines Onkels nahe Calgary. Seine Zeit im Sattel als Freizeit-Cowboy dürfte „Stewi“ genossen haben. Die wenigen Einkäufe haben Qualität. Neuverpflichtung Julian Melchiori zählte zu den Stamm-Verteidigern bei den Eisbären Berlin. Stürmer Philip Varone (elf Tore in 34 Spielen) kam von der Düsseldorfer EG.
Löwen Frankfurt
Am Ende der vergangenen Saison drohten die Hessen noch in den Abstiegskampf gezogen zu werden. Doch Augsburg war schlechter, die Löwen konnten sich rechtzeitig retten und leiteten im Frühjahr den personellen Umbruch ein. Für Franz-David Fritzmeier, der während der Saison als Sportdirektor für den entlassenen Coach Matti Tiilikainen nochmals an der Bande einsprang, holten die Hessen Tom Rowe als Trainer aus Nürnberg. Neuer Sportdirektor ist Daniel Heinrizi, der vom Zweitligisten Ravensburg kam. Es gibt einige Parallelen zu Augsburg. Neben einem neuen Sportdirektor und einem neuen Coach wurde mit dem Finnen Jussi Olkinuora von Servette Genf (Schweiz) die Schlüsselposition im Tor ebenfalls mit einem DEL-Neuling besetzt. Im Kader gibt es wie in Augsburg ein gutes Dutzend neue Gesichter. Man darf gespannt sein, welcher der beiden Konkurrenten das Team-Puzzle besser zusammen gesetzt hat.
Düsseldorfer EG
Auch die DEG fand sich zuletzt im Abstiegskampf wieder. Wohl auch deshalb musste Trainer Thomas Dolak gehen. Der ehemalige Nationalspieler heuerte als Assistent von Ted Dent in Augsburg an und soll dem Europaneuling an der AEV-Bande alles über die DEL-Konkurrenz erzählen. Der ehemalige Nürnberg-Stürmer Steven Reinprecht steht als neuer Chefcoach hinter der Bande. Auf dem Eis haben die Rheinländer vor allem im Sturm auf den Ausländerstellen mit Justin Richards, Ricki Schofield oder Drake Rymsha neue Gesichter im Kader. Im Tor steht weiterhin Henrik Haukeland. Pech hatte sein neu verpflichteter Stellvertreter Nikita Quapp, der nach einem Mittelfußbruch sich erst wieder auf das Eis zurück kämpfen muss.
ERC Ingolstadt
Trainer Mark French durfte sich über vier neue Importstürmer freuen. Der Kanadier Riley Sheen nahm in den vergangenen drei Jahren einen eigenwilligen Weg und kehrte in die DEL zurück. Der Torjäger des damaligen DEL-Absteigers Bietigheim kam über Rögle BK in Schweden und den EV Zug (Schweiz) zurück nach Deutschland. Mit Daniel Schmölz aus Nürnberg, der in Augsburg nach seinem Abgang im Jahr 2020 schmerzlich vermisst wurde, holten sich die Ingolstädter einen zuverlässigen und torgefährlichen deutschen Stürmer. Die Schanzer gelten aufgrund ihres ausgeglichen besetzten Kaders auch in der kommenden Saison als sicherer Play-Off-Kandidat. Zum DEL-Saisonauftaktspiel wird der ERCI mit seinen Fans am 19. September für ein pickepacke volles Curt-Frenzel-Stadion sorgen.
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