Die Suche hat lange gedauert, nun ist Sportdirektor Larry Mitchell in Nordamerika fündig geworden: Bill Peters wird neuer Trainer der Augsburger Panther und Nachfolger von Mitchell, der den AEV im Frühjahr zum Klassenerhalt geführt hatte. Der neue Coach hat einen großen Namen in der Eishockey-Szene. Viele Jahre arbeitete der Kanadier aus Three Hills (Provinz Alberta) in der National Hockey League (NHL) als Headcoach der Carolina Hurricanes und Calgary Flames. Im Jahr 2019 gab es einen Knick in seiner Karriere wegen Rassismus-Vorwürfen gegen den 60-Jährigen. Peters stand zuletzt in Diensten der Lethbridge Hurricanes in einer kanadischen Juniorenliga und entschied sich jetzt für die Fortsetzung seiner Trainerkarriere in Europa.
Erstmalig einen Namen in der Eishockeybranche machte sich Peters, als er 2008 mit den Spokane Chiefs aus der WHL mit dem Memorial Cup den Titel im kanadischen Junioren-Hockey gewann. Es folgte der Wechsel in den Profibereich zu den Rockford Ice Hogs, die er in der American Hockey League von 2008 bis 2011 als Headcoach betreute. Die nächste Stufe folgte in der National Hockey League, wo er drei Spielzeiten als Assistenztrainer der Detroit Red Wings an der Bande stand, ehe er 2014 die Carolina Hurricanes als Cheftrainer übernahm. 2018 wurde der Kanadier Headcoach der Calgary Flames.
Neuer Panther-Trainer Bill Peters arbeitete auch in Russland
Auch für den kanadischen Verband arbeitete Peters. Bei der Weltmeisterschaft 2016 führte er Kanada als Headcoach zu WM-Gold. Als Assistenz-Trainer gewann er bei der WM 2015 sowie beim von der NHL organisierten World Cup of Hockey im Jahr 2016 Gold mit Team Kanada. 2020 wechselte Peters für eineinhalb Jahre in die russische Profiliga KHL zu Awtomobilist Jekaterinburg. Sportdirektor Mitchell sagt über die wichtigste Personalie: „Mit Bill Peters konnten wir einen herausragenden Trainer mit viel Erfahrung in den unterschiedlichsten Ligen für die Panther gewinnen. Bill hat erfolgreich mit Top-Spielern gearbeitet und dabei auch junge Talente weiterentwickelt. Er ist kein Coach, der nur eine Spielidee oder Taktik vertritt. Bill hat seine tägliche Arbeit immer an seinen Spielern ausgerichtet und erfolgreiche Mannschaften geformt.“
Neuer Panther-Coach Bill Peters hat Rassismus-Vorwürfe in Beratungsprogramm aufgearbeitet
Im Blick hatten die Augsburger Panther bei ihren Recherchen auch die Aufarbeitung eines Vorfalls aus dem Jahr 2009, der erst zehn Jahre später an die Öffentlichkeit gelangte. Im November 2019 kam es zum Bruch in der Trainer-Karriere des Nordamerikaners. Als Rassismusvorwürfe von Akim Aliu, einem seiner ehemaligen Spieler, aufkamen, trat er von seinem Amt als Calgary-Cheftrainer zurück. Er entschuldigte sich damals bei den Flames „für beleidigende Sprache, die ich vor einem Jahrzehnt in einem professionellen Umfeld verwendet habe“. Peters räumte die Vorwürfe aus dem Jahr 2009 ein und zog mit seinem Rücktritt persönliche Konsequenzen. „Für meine damaligen Handlungen übernehme ich jede Verantwortung. Ich habe eine völlig unangemessene Sprache genutzt, die Menschen verletzt hat. Das bedauere ich zutiefst. Es ist der Job eines Trainers, einen sicheren Ort für all seine Spieler zu schaffen, in dieser Aufgabe habe ich damals versagt“, sagt Peters heute in der Pressemitteilung des DEL-Klubs.
Peters absolvierte infolge seiner Verfehlung ein einjähriges Programm bei der renommierten kanadischen Beratungsstelle für Vielfalt und Integration „Shades of Humanity“. Außerdem hat er einen zertifizierten Onlinekurs der Cornell University mit dem Schwerpunkt Diversität und Inklusion abgeschlossen. Der 60-Jährige führt weiter aus: „Ich habe intensiv daran gearbeitet, meine früheren Gedanken und Handlungen zu verstehen. Als Trainer befindet man sich in einer einflussreichen Position. Mein Handeln muss immer eine positive und integrative Wirkung auf unsere Gemeinschaft haben. Alles, was ich bei Shades of Humanity und der Cornell University gelernt habe, werde ich auch in die Kabine der Augsburger Panther bringen, als Vorbild vorangehen und ein für alle sicheres Umfeld schaffen, in dem jeder seine bestmögliche Leistung für unsere Organisation bringen kann.“ Er sei den Panther-Verantwortlichen sehr dankbar für das Vertrauen.
Augsburger Panther betonen: Bill Peters musste auch menschlich überzeugen
Maximilian Horber, Geschäftsführer der Augsburger Panther, sagt über die Abwägungen des DEL-Klubs: „Die Augsburger Panther stehen für eine inklusive Kultur, bei uns sind alle willkommen. Toleranz, Diversität und Gleichberechtigung sind für uns nicht verhandelbar. Bill Peters sportliche Qualifikation ist unstrittig, aber er musste uns in vielen persönlichen Gesprächen auch menschlich überzeugen. In der rassismuskritischen Betrachtung von Denkweisen und Verhaltensmustern ist Bill Peters mittlerweile bestens ausgebildet.“
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