Zu oft daneben gegriffen: Einer der Gründe, warum die Augsburger Panther in den vergangenen drei Spielzeiten nur noch um das sportliche Überleben in der Deutschen Eishockeyliga kämpften, ist die Auswahl der Übungsleiter. Die Panther-Verantwortlichen um Hauptgesellschafter Lothar Sigl und Geschäftsführer Maximilian Horber agierten glücklos. Der Trainerstuhl in Augsburg wurde in der jüngsten Vergangenheit zum Schleudersitz.
Der vorerst letzte Trainer, der über einen längeren Zeitraum beim AEV an der Bande arbeitete und erfolgreich war, ist Mike Stewart. Es war der letzte Glücksgriff von Sigl. Vier Jahre arbeitete der aktuelle Coach der Grizzlys Wolfsburg erfolgreich an der Augsburger Bande und führte die Mannschaft unter Spielmacher Drew LeBlanc (der jetzt mit deutschem Pass für den DEL-Aufsteiger Dresden stürmt) und Kapitän Brady Lamb im Frühjahr 2019 bis ins DEL-Halbfinale gegen München. Der Kanadier mit dem Schwarzenegger-Slang war der letzte Coach, der langfristig im fensterlosen Trainerraum des Curt-Frenzel-Stadions arbeiten konnte. Danach lief das Haltbarkeitsdatum der AEV-Trainer immer schneller ab. Rekordverdächtig war 2022: vier Trainer in nur einem Jahr räumten den jeweils gleichen Schreibtisch ein und wieder aus. Im Februar wurde Mark Pederson nach einer chronischen Auswärtsschwäche durch Serge Pelletier ersetzt. Im Sommer verpflichtete der AEV den Schotten Peter Russell. Einen Tag vor Heiligabend war für den ehemaligen Ersatz-Torhüter von der Insel in Augsburg schon wieder Schluss, und der Finne Kai Suikkanen übernahm.
Im Jahr darauf durfte Christof Kreutzer zumindest eine Saison lang durcharbeiten. Die Wirkung der vielen Personalrochaden: null. Zwei Jahre hintereinander wurde der AEV Letzter und stieg jeweils nur durch glückliche Umstände nicht in die DEL2 ab. Mit Larry Mitchell installierte Lothar Sigl vor gut einem Jahr erstmals den vom Umfeld lange Zeit geforderten Sportdirektor in Augsburg. Der einstige Vizemeister-Coach von 2010 fischte aus Nordamerika Ted Dent als neuen Chefcoach heraus. Der Kanadier kam ohne jegliche Europa-Erfahrung und scheiterte in Augsburg. Fachlich gut, hieß es aus Spielerkreisen, aber vielleicht nicht hart und konsequent genug. Mitchell übernahm im November 2024 wieder in der Doppelrolle als Trainer und Sportdirektor. Denkbar knapp, mit einem 3:2-Sieg am letzten Spieltag in Iserlohn, feierten die Panther den Klassenerhalt.
Panther hoffen auf Neuanfang unter Peters
Mit der Verpflichtung von Bill Peters hofft nun Sportdirektor Mitchell auf einen Neuanfang und darauf, dass endlich mehr Konstanz auf der wichtigsten Mannschafts-Position einkehrt. Verglichen mit Dent ist Peters ein Schwergewicht in der Eishockey-Szene, denn er war etliche Jahre als Headcoach in der NHL aktiv. Doch ohne den Knick in seiner Karriere vor einigen Jahren wäre der 60-Jährige wohl kaum auf die Idee gekommen, in die Deutsche Eishockeyliga zu den Panthern zu wechseln. Der AEV als DEL-Gründungsmitglied und einer der ältesten Eishockey-Standorte in Deutschland genießt zwar einen guten Ruf in Eishockey-Kreisen. Fakt ist aber auch, dass die Panther drei Jahre zu den ersten Abstiegskandidaten zählten und zweimal nur mit viel Glück und ohne eigenes Zutun den Absturz in die DEL2 verhindern konnten.
Bill Peters arbeitete zuletzt in einer kanadischen Juniorenliga. Der Grund für den Bruch in seiner Karriere-Vita: Vor einigen Jahren war der Kanadier mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert und räumte die Verfehlungen ein. Der entscheidende Vorfall geschah in der Saison 2009/10 im Farmteam der Chicago Blackhawks. Der in Nigeria geborene Spieler Akim Aliu wurde vor dem versammelten Team von Peters rassistisch beleidigt. Der Trainer hatte offenbar an Alius Musikgeschmack etwas auszusetzen.
Schleudersitz der DEL steht in Augsburg
Als der Vorfall 2019 öffentlich gemacht wurde, diskutierte die National Hockey League über Diversität und ob man grundsätzlich ein Rassismus-Problem in der Liga habe. Während in der Football-Liga NFL oder den Basketballern der NBA die schwarzen Sportler deutlich in der Überzahl sind und zwei Drittel bis drei Viertel aller Profis stellen, gilt Eishockey in den USA und Kanada immer noch als weißer Sport. Peters, der nach seiner Station im russischen Jekaterinburg (Sommer 2020 bis November 2021) zum zweiten Mal in Europa arbeitet, versucht in Deutschland den Neuanfang. Die Panther sehnen den Aufschwung herbei. Dann, so die Hoffnung des Klubs, würde auch ein Trainer nicht mehr auf dem Schleudersitz der DEL Platz nehmen.
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