Auch bei Nico Sturm kannte der Jubel der Fans der Florida Panthers keine Grenzen. Als 26. und letzter Spieler durfte der gebürtige Augsburger am späten Dienstagabend den Stanley Cup präsentieren, die begehrteste Eishockey-Trophäe der Welt. Sturm hatte keine Mühe, mit dem 20 Kilogramm schweren Monstrum aus Silber, das jedes Jahr an das beste Team der NHL vergeben wird, über den Kopf seine Ehrenrunde zu drehen. Schließlich hat er damit Erfahrung. 2022 hatte er mit den Colorado Avalanche zum ersten Mal den Stanley Cup gewonnen.
Keine Eiszeit im Stanley-Cup-Finale für Nico Sturm
Damals durfte er, wenn auch kurz, aktiv in den Final-Spielen eingreifen. Dass er in dieser Finalserie, die Florida mit 4:2 gegen die Edmonton Oilers gewann, nicht zum Einsatz gekommen war, war ihm in diesem Moment vollkommen egal. „Das ist ein Mannschaftssport und das war eben meine Rolle hier. Es gibt jedes Jahr in jeder Stanley-Cup-Siegermannschaft Leute, die genau solche Aufgaben haben und solche Rollen erfüllen und eben nicht alle Spiele spielen. Ich habe immer gesagt, für mich ist es ein Privileg, in der NHL zu spielen. Daher stört mich das überhaupt nicht“, erklärte er bei einem der vielen On-Ice-Interviews direkt auf dem Eis.
Leon Draisaitl geht mit den Edmonton Oilers wieder leer aus
Denn Sturm war für die deutschsprachigen Medien fast ein genauso wichtiger Gesprächspartner wie Superstar Leon Draisaitl beim Verlierer Edomton. Wie schon im vergangenen Jahr war er mit den Oilers im Finale an den Panthers gescheitert und muss weiter auf seinen ersten Stanley-Cup-Gewinn warten.
Nico Sturm in einem Atemzug mit Uwe Krupp und Tom Kühnhackl
Sturm ist hingegen erst der dritte Deutsche nach Uwe Krupp (1996 mit der Colorado Avalanche und 2002 mit den Detroit Red Wings) und Tom Kühnhackl (2016 und 2017 mit den Pittsburgh Penguins), der den Stanley Cup zweimal gewonnen hat.

Seinen Stammplatz beim Titelverteidiger hatte er nach zwei Spielen in der zweiten Play-off-Runde gegen die Toronto Maple Leafs verloren. Seine komplette vierte Sturmreihe wurde auf die Tribüne verbannt. Im vierten Spiel des Eastern-Conference-Finales rotierte Sturm gegen die Carolina Hurricanes noch einmal kurz in die Aufstellung. Das war es. Am Ende weißt seine Statistik 15 Spiele in der regulären Saison und acht Partien in den Play-offs für die Panthers aus.
Vom Kellerkind zum Top-Favoriten
Dass er überhaupt an diesem Abend zum zweiten Mal den wichtigsten Eishockey-Titel der Welt feiern durfte, hätte er zu Beginn der Saison wohl nicht zu träumen gewagt. Sturm, der aus dem Augsburger Stadtteil Neubergheim stammt und beim AEV die ersten Schritte in Eishockey-Montur absolvierte, war 2014 in die USA gegangen, um dort Eishockey-Profi zu werden. 2019 absolvierte er dann für die Minnesota Wild sein erstes Spiel in der NHL. 268 weitere sollten bis Dienstag folgen.
Jahresgehalt in San José von zwei Millionen Dollar
Doch der 1,91 Meter große Center ist nicht der Star-Spieler, auch wenn er zuletzt zwei Millionen Dollar pro Jahr in San José verdiente, sondern einer der vielen harten Arbeiter, die es in jedem Team gibt. Die aber auch immer wieder von einem Team zum anderen weitergereicht werden.

So hatten 2022 die Colorado Avalanche Sturm ebenfalls erst kurz vor dem Ende der Wechselfrist von den Minnesota Wild geholt. In diesem Jahr stand Sturm zu Saisonbeginn für die San José Sharks auf dem Eis, dem schlechtesten Team der NHL. Doch am 6. März kam für ihn persönlich die Wende. Floridas General Manager Bill Zito holte ihn im Austausch für einen Viertrunden-Pick nach Florida.
WM-Silber mit Deutschland
Alleine die Verpflichtung war schon eine Auszeichnung für den deutschen Nationalspieler, der die DEB-Auswahl 2023 in Finnland zu WM-Silber führte. Sturm spielte nicht mehr für das Kellerkind, sondern für den Titelverteidiger, was am Dienstag auch gelang. „Das Ding anzufassen und hochzuheben ist genauso geil wie beim ersten Mal“, sprudelte es dann auf dem Eis aus ihm heraus. „Ich habe zu Billy (Zito) schon gesagt, wie unglaublich dankbar ich bin, dass er mich hier reingebracht hat, dass ich meinen kleinen Teil dazu beitragen durfte. Es ist unbeschreiblich.“
Drei Jahre hatte Sturm in San Jose versucht, den Wiederaufbau voranzutreiben. Mit wenig Erfolg. „Sportlich gesehen waren es drei schwierige Jahre, es hat nicht immer Spaß gemacht. Ich habe noch einmal die Chance bekommen, ein kleines Puzzlestück in so einer Mannschaft zu sein, die so unglaublich tief und stark war.“
Nico Sturm bricht sich im Januar den Fuß
Dabei hatte er sich im Januar noch den Fuß gebrochen, fühlte sich nicht fit. Doch die Panthers bauten auf ihn. Nicht als Führungsspieler, sondern als zuverlässigen Back-up. Sturm zahlte zurück. Mit enormem Trainingsfleiß und, was in Nordamerika wichtig ist, mit einem guten Teamspirit. Wenn er spielte, gab er in seiner Rolle des Bully- und Unterzahl-Experten in der vierten Reihe alles. Und wenn er nicht spielte, war er nicht beleidigt. Denn der Kader der Florida Panthers war qualitativ so gut bestückt wie kein anderer. „Wir haben eine dritte Reihe mit Lundell, Luostarinen und Marchand, mehr braucht man nicht sagen. Sie haben uns durch die letzten beiden Runden getragen. Ich glaube, die Tiefe im Kader war schon beeindruckend“, erklärte Sturm.
Der Name Nico Sturm ist zum zweiten Mal im Stanley Cup eingestanzt
Er hat seinen Teil beigetragen. Und so will er den Stanley Cup wie schon 2022 in seine Geburtsstadt Augsburg zu bringen.

Zum zweiten Mal wird dann sein Name auf den fünf silbernen Ringen unter der Schale eingestanzt sein. Der von Leon Draisaitl fehlt weiter.
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