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Als sich Ayrton Senna zum Regenkönig krönte

Formel 1

Ein Regenkönig ward geboren

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    Ayrton Senna gewann dreimal den WM-Titel. 1994 starb er nach einem Unfall beim Rennen von Imola.
    Ayrton Senna gewann dreimal den WM-Titel. 1994 starb er nach einem Unfall beim Rennen von Imola. Foto: Sven Simon, Imago

    Er sollte als denkwürdiger Tag in die Annalen der Formel 1 eingehen, dieser 21. April 1985. Ein gewaltiger Atlantiksturm, begleitet von heftigen Regenfällen, peitschte schier unaufhörlich über die Rennstrecke von Estoril, sodass der Eindruck entstehen konnte, das Teilnehmerfeld des Großen Preises von Portugal würde geradewegs in den Weltuntergang hineinfahren.

    Einen Fahrer freilich schien dieses Wetterinferno nicht im Geringsten zu stören. Obwohl der Regen sich in Sturzbächen vom Himmel ergoss und die Sicht keine zehn Meter betrug, zog der zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere von der Pole Position gestartete Ayrton Senna da Silva dem Rest des Feldes mit traumwandlerischer Sicherheit davon. Seinen Lotus-Renault mit der Startnummer zwölf bewegte er dabei wie auf Schienen durch die Gischt. „Man hatte das Gefühl, dass er als Einziger nicht im Regen fuhr“, geriet Lotus-Chefdesigner Gérard Ducarouge nach dem Rennen ins Schwärmen.

    Senna düpierte sie alle: Prost, Piquet, Rosberg – sie sahen nur seine Gischt

    Die Konkurrenten des damals 25-jährigen Brasilianers indes flogen reihenweise von der Piste, darunter Weltmeister und Ausnahmekönner wie Alain Prost, Nelson Piquet oder Keke Rosberg. Lediglich neun der ursprünglich 26 an den Start gegangenen Piloten sahen die Zielflagge. Bis auf Michele Alboreto im Ferrari, der im Ziel als Zweiter bereits über eine Minute Rückstand aufwies, überrundete Senna sie alle, die meisten sogar mehrfach. Selbst der ansonsten als Regenspezialist bekannte Gießener Stefan Bellof kassierte als Sechstplatzierter gleich zwei Überrundungen von dem wie entfesselt auftrumpfenden Südamerikaner – der Name „Magic Senna“ war geboren. Als die „Regenschlacht von Estoril“ nach 67 absolvierten Runden schließlich abgewunken wurde, stand in seinem 17. Formel-1-Rennen sein erster Grand-Prix-Erfolg fest. Obendrein hatte sich der Brasilianer aus São Paulo noch die schnellste Rennrunde geschnappt.

    Die Welt des Motorsports lag ihm nach diesem triumphalen Start-Ziel-Sieg förmlich zu Füßen. Nicht wenige Experten bezeichneten Sennas Solofahrt gar als beste fahrerische Leistung aller Zeiten. Allerdings wurden auch kritische Stimmen wegen der in Estoril herrschenden lebensgefährlichen Pistenverhältnisse laut. So zum Beispiel war es für Österreichs dreifachen Formel-1-Weltmeister Niki Lauda schlichtweg „ein Wahnsinn, unter solchen Bedingungen zu fahren“. Heutzutage jedenfalls würde bei einem solchen Unwetter mit Sicherheit kein Start erfolgen.

    Ayrton Sennas Vater wiederum schimpfte über den verwegenen Fahrstil seines Sohnes und schrie ihn an: „Auf regennasser Piste muss man nicht eine Minute Vorsprung haben.“ Der Filius aber beruhigte den Herrn Papa: „Ich musste so schnell fahren, sonst hätte ich meine Konzentration verloren.“

    Das Leben von Ayrton Senna fand ein jähes Ende

    Nach seinem Debütsieg in Portugal gewann Ayrton Senna in den folgenden neun Jahren weitere 40 Formel-1-Rennen, zwölf davon bei zumindest teilweise regnerischen Verhältnissen, was ihm die Bezeichnung „Regenkönig“ eintrug. Überdies errang der Brasilianer dreimal den Weltmeister-Titel in der Königsklasse des Automobilsports. Doch sein Leben fand ein ebenso jähes wie tragisches Ende, als er am 1. Mai 1994 im Alter von 34 Jahren in Imola beim Großen Preis von San Marino in der legendären Tamburello-Kurve tödlich verunglückte. Sein Kollege und Freund, der Österreicher Gerhard Berger, brachte das Entsetzen der Motorsportwelt treffend auf den Punkt: „Es ist, als sei die Sonne vom Himmel gestürzt.“

    Brasilien stand unter Schock. Präsident Itamar Franco rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Mehr als drei Millionen Menschen begleiteten Sennas Sarg durch die Straßen von São Paulo. Was hätte dieser begnadete und überaus charismatische Rennfahrer noch alles erreichen können, wäre das Schicksal an jenem unglückseligen Maitag des Jahres 1994 nicht so unbarmherzig über ihn hereingebrochen?

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