Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Auf den Ausraster folgt die Operation: Antonio Rüdiger und die sieben Monate voller Schmerzen

Fußball

Sieben Monate voller Schmerzen: Antonio Rüdiger nimmt sich aus dem Spiel

    • |
    • |
    • |
    Antonio Rüdiger fällt wegen einer Knie-Operation aus. Die Spiele in der Nations League mit der Nationalelf will er aber nicht aufgeben.
    Antonio Rüdiger fällt wegen einer Knie-Operation aus. Die Spiele in der Nations League mit der Nationalelf will er aber nicht aufgeben. Foto: Magma, Witters

    Am Dienstagmittag schuf Antonio Rüdiger Fakten, gewissermaßen. Über seinen Klub Real Madrid ließ der 32-Jährige mitteilen, dass eine Operation an seinem linken Knie positiv verlaufen sei. Der Außenmeniskus war teilweise gerissen und musste behandelt werden. Damit griffen Verein und Spieler gewissermaßen einer Bestrafung durch die spanische Ligaverwaltung vor. Diese verkündete am Dienstagabend eine Sperre für sechs Spiele. Zumindest in dieser Saison wird Rüdiger angesichts einer Ausfallzeit von sechs bis acht Wochen aber ohnehin nicht mehr spielen können.

    Rüdiger hatte in der Verlängerung der Partie, die mit 2:3 gegen Barcelona verloren ging, die Nerven verloren und den Schiedsrichter über das halbe Feld hinweg mit einem Eisbeutel beworfen – und beinahe getroffen. Die Bilder des entfesselten Rüdiger, der den Referee mit weit aufgerissenen Augen beschimpft hatte und von Staff-Mitarbeitern Reals zurückgehalten werden musste, gingen viral – und befeuerten die Diskussion, ob Rüdiger für die deutsche Nationalmannschaft, deren Vize-Kapitän er ist, überhaupt noch tragbar ist.

    Der DFB zeigte Antonio Rüdiger die Gelbe Karte

    Der DFB beriet und zeigte seinem Abwehrchef gewissermaßen die Gelbe Karte. Schon direkt nach dem Aussetzer habe die Personalie die inneren Zirkel des Verbandes beschäftigt, hatte Sportdirektor Rudi Völler gesagt. „Wir haben länger über die Situation gesprochen. Mit ihm direkt, aber auch intern mit Bernd Neuendorf und Andreas Rettig.“ Das Ergebnis: Rüdiger wird nicht suspendiert, kommt (noch) mit einer Verwarnung davon, so Völler: „Toni ist ein klasse Spieler – aber Klasse muss er als Nationalspieler auch bei seinem Verhalten zeigen.“ Über soziale Medien hatte Rüdiger bereits um Verzeihung gebeten.

    Ex-Nationalspieler wie Lothar Matthäus und Dietmar Hamann hatten harte Konsequenzen beim DFB gefordert. Zugleich bekommt Rüdiger aber auch Unterstützung von ehemaligen Profis. Oliver Kahn etwa, als aktiver Spieler ebenfalls mal Gefangener seiner Emotionen, schrieb auf sozialen Medien: „Emotionen auf dem Platz sind nicht immer hilfreich. Aber wer schießt nicht mal übers Ziel hinaus?“ Sein Ex-Mitspieler Toni Kroos sagte: „Wir müssen trotzdem nicht so tun, als wenn er irgendjemanden umgebracht hat“, während sein Bruder Felix sich über die „Moralapostel“ beschwerte, die Rüdiger nun angehen. Junge Menschen sollten das Recht haben, Fehler zu begehen.

    Die Uefa hatte Rüdidger zuletzt zu 40.000 Euro Strafe verdonnert

    Allerdings geht der 32-jährige Rüdiger, seines Zeichens 79-facher Nationalspieler, weder als klassisch junger Spieler durch, noch ist es der erste Ausraster des Verteidigers. Erst im März hatte er im Champions-League-Spiel gegen den Stadtrivalen Atlético mit einer Kopf-ab-Geste für Aufsehen gesorgt. Nach dem im Elfmeterschießen gewonnenen Spiel hatte er mit dieser Geste die gegnerischen Fans provoziert. Von der Uefa gab es eine Geldstrafe in Höhe von 40.000 Euro sowie ein Spiel Sperre auf Bewährung für den Profi.

    Rüdiger lebt auf dem Platz von seinen Emotionen. Seine Rettungstat im EM-Achtelfinale gegen Dänemark hatte der Verteidiger etwa wie ein Tor bejubelt – und war dafür auch von den Fans gefeiert worden. Zugleich hatte Rüdiger bei der EM 2021 mit einem angedeuteten Biss gegen Frankreichs Paul Pogba für Verwunderung gesorgt. In seiner Zeit beim VfB Stuttgart (2011 bis 2015) stand er in vielen Partien kurz vor dem Platzverweis. In drei Spielen sah er damals glatt Rot, einmal Gelb-Rot. Wegen eines Faustschlags setzte es einmal eine Sperre von drei Spielen. Zumindest in den vergangenen Jahren, so schien es, hatte der gebürtige Berliner sich im Griff.

    Warum sich das in den vergangenen Monaten geändert hat, ist Spekulation. Der Spiegel hatte noch vor Bekanntwerden der Verletzung berichtet, dass sich Rüdiger seit Wochen mit großen Schmerzen in jedes Spiel schleppt, aber angesichts der dünnen Personaldecke bei Real auf die Zähne beißt. Die Folge der permanenten Schmerzen sei eine akute Gereiztheit. Rüdiger wird in der Stellungnahme Reals damit zitiert, dass er „über sieben Monate mit starken Schmerzen gespielt“ habe. Eine Grundstimmung, die sich im toxischen Umfeld von Real Madrid, das schon vor dem Pokalfinale eine Benachteiligung durch den Schiedsrichter witterte, noch verstärkt haben könnte.

    Ob Rüdiger die Pause durch Verletzung und die zu erwartende Sperre nun nutzt, um zu gesunden? Fraglich. Die Spiele mit der Nationalelf in der Nations League Anfang Juni seien für ihn weiterhin ein Ziel, ebenso wie die Klub-WM, die für Real Mitte Juni in den USA startet. Um dort dabei zu sein, werde er „alles dafür tun“, um rechtzeitig wieder fit zu werden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden