Miroslav Klose war gar nicht mal unzufrieden. Seine Mannschaft hatte gerade eine 3:0-Führung in Düsseldorf verspielt. Die vagen Aufstiegsträume waren zerplatzt. Mal wieder. Der Trainer der Nürnberger aber wollte nach dem 3:3 seine Mannschaft nicht allzu harsch kritisieren. Der nämlich müsse er trotz des verschenkten Sieges ein „Kompliment machen“. Mit derart „vielen jungen Spielern“ sei es nicht selbstverständlich, in Düsseldorf zu bestehen. Tatsächlich stellen die Clubberer die jüngste Mannschaft der zweiten Liga. Häufig liegt das Durchschnittsalter der Startelf bei ungefähr 23 Jahren. Die gegnerischen Mannschaften sind oftmals rund fünf Jahre älter im Durchschnitt. Alter geht einher mit Erfahrung und die dürfte im Aufstiegskampf der zweiten Liga eine nicht unmaßgebliche Rolle spielen.
Man müsse sich darauf einstellen, dass die Dinge „leider nicht mehr vorhersehbar sind – bezogen auf fast jedes Spiel“, sagt dazu Christian Eichner. Er trainiert den Karlsruher SC und hat mit seiner Mannschaft am vergangenen Spieltag durch einen 2:1-Erfolg beim Hamburger SV die letzte Möglichkeit genutzt, doch nochmal in den Aufstiegskampf einzugreifen. Derzeit nimmt der 1. FC Magdeburg den dritten Platz ein, die Karlsruher rangieren auf Platz acht mit drei Zählern Rückstand. Dazwischen stehen die Teams aus Elversberg, Paderborn, Düsseldorf und Kaiserslautern. Wirklich überzeugend davon ist keines zuletzt aufgetreten. Das mündete unter anderem in der Entlassung des Lauterer Trainers Markus Anfang in der vergangenen Woche.
Kurz vor dem Saisonende scheint es so, als bekämen es sämtliche Mannschaften mit der eigenen Courage zu tun. Am vergangenen Spieltag verloren auch noch die Mannschaften auf eins und zwei. Der 1. FC Köln und der Hamburger SV hätten mit einem Sieg wohl schon den entscheidenden Schritt im Aufstiegskampf feiern können. Vor allem die Hanseaten machen derzeit aber mal wieder den Anschein, als könnten sie doch noch kurz vor Schluss ins Straucheln geraten. Aus den vergangenen drei Partien holten sie lediglich einen Zähler. „Es ist eine schwierige Situation, aber wir haben Bock auf diese Situation“, sagte Hamburgs Trainer Merlin Polzin nach der Niederlage gegen den Karlsruher SC.
Der Hamburger SV ist zum Zweitliga-Dino geworden
Die Hamburger spielen derzeit ihre siebte Zweitliga-Saison. Länger am Stück spielt von den derzeitigen Mannschaften keine einzige im Unterhaus. Jahr für Jahr scheiterten die Hamburger am Aufstieg in die Erste Bundesliga. Polzin ist trotz der Rückschläge zuletzt zuversichtlich, dass es diesmal klappt: „Wir haben keine Zweifel, wir haben Überzeugung.“ Das werden so oder so ähnlich auch die anderen Trainer der Mannschaften im Aufstiegskampf sehen. Oder zumindest behaupten.
Miroslav Klose gehört nicht mehr zu diesem Kreis. Seine Mannschaft hat es in dieser Saison wiederholt verpasst, entscheidende Spiele zu gewinnen. Ein Aufstieg der Nürnberger wäre allerdings äußerst überraschend gekommen. Nicht nur, dass die Franken die jüngste Mannschaft der Liga stellen, sie verloren zudem nach der vergangenen Saison in Can Uzun den überragenden Spieler der Liga an die Frankfurter Eintracht. Im Februar dieses Jahres verkauften sie zudem den erst 18-jährigen Finn Jeltsch für acht Millionen Euro an den VfB Stuttgart. Geld, das der notorisch klammen Club-Kasse guttut. Den sportlichen Ambitionen hätte allerdings ein hoch veranlagter Innenverteidiger mehr geholfen als ein ausgeglichenes Konto.
So müssen die Nürnberger Fans auf die kommende Saison hoffen. Die Fans etlicher anderer Mannschaften träumen hingegen von einem Aufstieg in wenigen Wochen. Wer es schaffen wird, scheint vollkommen offen. Es ist eine „unfassbare Liga“, sagt dazu Hamburgs Trainer Polzin. Es ist an der Zeit, ihr zu entkommen.
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