
Baumgartner verkörpert die AEV-Geschichte – jetzt feiert er 100. Geburtstag

Plus Ernst Baumgartner war beim ältesten Eislauf-Verein Deutschlands schon als Spieler, Funktionär und Eislauf-Lehrer aktiv. Noch immer sitzt er gerne am Computer.

Sein Markenzeichen sind die immer noch buschigen Augenbrauen, die mittlerweile komplett weiß sind. Ernst Baumgartner sitzt im Sessel in seinem Zimmer einer Seniorenresidenz. Mittags geht er für sich einkaufen, doch der Radius ist kleiner geworden. Den Service von Frühstück, Mittagstisch und Abendessen gönnt er sich gerne in dem Haus. "Die können besser kochen als ich", sagt der Mann im unverwechselbaren Augsburger Dialekt.
In seinem langen Leben drehte sich vieles um den Augsburger EV und die schwarze Hartgummischeibe. Inzwischen ist es zu mühsam für ihn, die Spiele der Augsburger Panther zu besuchen. Die Treppen im Curt-Frenzel-Stadion und Aufgänge bereiten ihm Probleme. Aber ansonsten will sich Ernst Baumgartner nicht beschweren und sagt mit dem ihm eigenen Humor: "Für einen alten Dackel bin ich noch ganz gut beieinander." Die Zeitung liest er noch immer regelmäßig, aber am Bildschirm. Im Umgang mit Computer, Laptop und Drucker ist er fit.
Augsburger Panther: Viele AEV-Talente gingen in Baumgartners Schule
An diesem Montag feiert der gebürtige Augsburger seinen 100. Geburtstag. Der Augsburger hat im Stadion schon als Eishockeyspieler, Trainer, Eislauflehrer, Eisbereiter oder auch als Funktionär gearbeitet. "Ich kenne alle Facetten, ich war mir für nichts zu schade", erzählt der Pensionär, der unter anderem zwölf Jahre lang als Abteilungsleiter für den AEV tätig war.
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Der gelernte Fernmeldetechniker war immer da, wenn man ihn brauchte. 1937 trat er als Mitglied beim Augsburger Eislauf-Verein ein und war dem Klub einige Jahrzehnte verbunden. Der frühere Spieler des Hockey Club Augsburg (HCA) kennt noch die Zeiten, als die Aktiven das Eis selbst präparierten. Nachts sind die Spieler selbst zu Werke gegangen. Sie haben das sogenannte Spritzeis im Schleifgraben, wo heute das renovierte Curt-Frenzel-Stadion samt Bahn II stehen, selbst gemacht. Durchnässt und durchgefroren sei es damals wieder ins Bett gegangen. Wenn die Spieler Glück hatten, hielt das Eis am folgenden Tag und Baumgartner konnte mit seinen Kumpels dem Puck hinterherjagen. Kam die Sonne raus, waren die Mühen vergebens.
Ernst Baumgartners Abschiedsspiel war gegen EV Füssen
Sein Abschiedsspiel im Jahr 1949 hat er allerdings in schlechter Erinnerung. "Wir haben 1:31 beim EV Füssen verloren. Ich habe mich so geschämt, dass ich mich tagelang nicht unter die Leute getraut habe", erzählt der ehemalige HCA-Spieler, der auch wegen einer Kriegsverletzung den Schläger in die Ecke stellen musste.
Ab den 70er Jahren arbeitete der Augsburger in der Laufschule des Klubs mit den Kleinsten. Etliche Dutzend junger Spieler, die später den Sprung in die erste Mannschaft schafften, gingen durch seine Schule. Die Arbeit mit den jungen Spielern habe ihm immer Spaß gemacht und selbst jung gehalten. Der spätere National-Torhüter Klaus Merk, Ernst Köpf junior, Georg Hetmann, Horst Pätzig, Thomas Schön oder Andreas Römer zählten neben zig anderen späteren Profis zu seinen Schülern. Baumgartner wusste: Auch wenn die jungen Burschen und Mädchen zunächst einmal kräftig schießen wollen, bildet doch die Lauftechnik die Basis. Wer ein guter Eishockeyspieler werden will, muss zuerst einmal perfekt Schlittschuhlaufen können. Danach kommen passen und schießen. Wie viele Talente sind durch seine Schule gegangen? "Es müssen einige Hundert gewesen sein. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen."
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Seinem ganz besonderen Geburtstag blickt der ehemalige Eishockey-Spieler gelassen entgegen und macht einen zufriedenen Eindruck: "Es geht alles ein bisschen langsamer, aber besser als nichts."
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