Tropische Wirbelstürme rund um LaRéunion hat Noah Hegge schon hin und wieder erlebt. Doch immer waren es nur die Ausläufer, nie hatte ein Zyklon die Insel im Indischen Ozean so erfasst, wie vor einer Woche, als der Augsburger Slalomkanute dort in den letzten Tagen des Warmwasser-Trainingslagers steckte. Der Wirbelsturm, der mit 200 Kilometern pro Stunde und riesigen Wassermassen auf die Insel getroffen war, hatte überall für große Schäden gesorgt. Die künstliche Kanuslalomstrecke, auf der nicht nur eine große deutsche Delegation, sondern auch andere Nationen für die anstehende Saison trainiert hatten, war nicht mehr zu benutzen. So endete das Trainingslager, das aber ohnehin seinem Ende entgegenging, vorzeitig. Dennoch war an eine geordnete Heimreise nicht zu denken.
„Das war auch für uns eine neue Situation“, schildert Noah Hegge die Lage vor Ort, als er verspätet wieder in seine Heimatstadt zurückgekehrt war. „Wir durften unsere Unterkünfte wegen der Ausgangssperre nicht verlassen und uns war schnell klar, dass es mit dem Rückflug schwierig werden könnte.“ Das Team des Deutschen Kanuverbandes (DKV), das mit 24 Paddlerinnen und Paddlern sowie einem Trainerstab vor Ort war, überstand die Wetterkapriolen aber glimpflich. „Unser Haus war nicht ganz so betroffen, nach einiger Zeit war auch der Strom wieder zurück. Aber an vielen Orten gab es längeren Stromausfall und kein fließendes Wasser mehr“, erzählt Hegge.
Noah Hegge plant schon bis zu den Olympischen Spielen 2028
Letztlich aber konnten alle Mitglieder des DKV-Teams „trotz der herausfordernden Logistik“, so Hegge, mit ein paar Tagen Verspätung die Heimreise antreten, als der Flughafen in dem französischen Übersee-Département wieder geöffnet war. Und beim Blick zurück auf den dreiwöchigen Aufenthalt zieht Noah Hegge trotz aller Rückreiseschwierigkeiten ein äußerst positives Fazit. „Es war sehr schön, mal wieder raus aus Augsburg zu kommen und sich voll auf das Kanufahren zu konzentrieren. Wir hatten eine gute Gruppendynamik und Zeit, uns als Team zu finden“, berichtet der Schwaben-Kanute, der im Sommer vergangenen Jahres in Paris mit Bronze im Kajak Cross seine erste olympische Medaille gewonnen hat.
Motiviert durch diesen Erfolg geht er nun in seinen ersten Olympia-Zyklus. Heißt, dass er seine Planungen jetzt auf vier Jahre bis zu den nächsten Spielen in Los Angeles 2028 ausrichtet. Er will sich ausreichend Zeit nehmen für Analysen und Verbesserungen. „Das ist wichtig für den Kopf“, sagt Hegge, „um frisch zu bleiben und neue Ziele zu verinnerlichen“. Seine erste sportliche Herausforderung in der Saison 2025 ist für den 24-Jährigen, dass er sich über die nationale Qualifikation wieder in den Nationalkader der Leistungsklasse im Kajak Einer der Männer fährt. Dazu muss er nach den zwei Qualifikations-Wettkampfwochenden in Augsburg (25. bis 27. April) und in Markkleeberg (2. bis 4. Mai) zu den drei besten Booten gehören.
2024 gewinnt Hegge Olympia-Bronze im Kajak Cross
Im vergangenen Jahr hatte Hegge die Qualifikation in seiner Bootsklasse gewonnen, was ihm schließlich den Weg zu den Olympischen Spielen in Paris geebnet hatte. In seiner zweiten Disziplin, neben dem Kanuslalom, dem Kajak Cross, gewann er dann sein erstes olympisches Edelmetall. Die Zeit nach dem Medaillengewinn sei intensiv gewesen, berichtet Hegge. Mit vielen Terminen und Projekten, auch abseits des Sports.
Kanute arbeitet mit Disziplin- und Mentaltrainern
Umso wichtiger ist es für ihn, dass nun wieder die Kanukarriere im Mittelpunkt steht. Schon das Wintertraining habe er ausgiebig genutzt, um die Planungen für die nächsten Ziele voranzutreiben. Es sei wichtig, den passenden Rhythmus und Fokus zu finden, wie der große Zeitrahmen von vier Jahren optimal ausgefüllt werden kann. Nur so sei es möglich, sich stetig zu verbessern, sagt Hegge. Dabei legt er großen Wert auf den Austausch mit seinen Disziplin- und Mentaltrainern. Er ist gespannt, wie es nun weitergeht: „Im vergangenen Jahr hat sich für mich super viel getan. Das muss man verarbeiten und seine neue Rolle annehmen. Es war alles super interessant und sehr intensiv. Sportlich bin ich mit der Entwicklung in der Vorbereitung zufrieden. Beim ersten Weltranglistenrennen im April wird man dann sehen, wo man steht.“
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