Massenflucht nach dem Homerun: Kubanische Baseballer fliehen nach WM-Spiel
Bei der U23-Weltmeisterschaft im Baseball nutzen neun kubanische Spieler die Gelegenheit und setzen sich ab. Wie ein Volkssport zur Trennung beiträgt.
Wer an Kuba denkt, der denkt womöglich an: große Straßenkreuzer, die in keiner Umweltzone eine Zulassung erhalten würden. Cocktails, die zu großen Teilen aus Rum bestehen. Zigarren, Salsamusik. Es sind Interessen, die sich die Menschen in Kuba mit jenen in den USA teilen dürften.
Das vielleicht größte gemeinsame Interesse der beiden Nationen, deren Staatsregierungen sich seit Jahrzehnten in inniger Abneigung verbunden sind, gilt aber einem kleinen weißen Ball: Baseball. Auf der Karibikinsel ist das Spiel Nationalsport. Kubaner sind seit jeher ein fester Bestandteil der US-Liga MLB. Und eigentlich könnte das nun ein Beispiel dafür sein, wie der Sport die Grenzen überwindet, die die Politik aufgebaut hat. Wenn es den Kubanern nicht verboten wäre, in die USA zu gehen.
Eine Regelung für legale Transfers hatte die Trump-Regierung aufgekündigt
Wer sein Geld als Baseballspieler in den Vereinigten Staaten verdienen möchte, hat nur eine Möglichkeit: die Flucht in ein Land, von dem aus es dann in die USA geht. Eine Regelung, die 2018 legale Wechsel kurzzeitig ermöglicht hatte, kündigte die Trump-Regierung wenig später wieder. Der politische Druck auf die Regierung des Inselstaates sollte erhöht werden.
Angesichts der aktuellen Geschehnisse hat diese Maßnahme ihre zynische Wirkung erzielt: Am Wochenende gab es die größte Flucht kubanischer Sportler seit Jahren. Nach einem Spiel bei der U23-WM in Mexiko haben sich nach Angaben des kubanischen Baseballverbandes neun von 24 Spielern der Mannschaft abgesetzt. Für den Verband ist das peinlich – folglich wurde in der Stellungnahme die „schwache charakterliche Eignung“ der geflüchteten Spieler betont.
Tatsächlich dürfte es nicht viel geben, was die überwiegend jungen Baseballspieler auf dem kommunistischen Inselstaat halten dürfte: Kuba befindet sich derzeit in einer schweren Wirtschaftskrise. Die US-Sanktionen haben den Staat hart getroffen, dazu kommt die Corona-Pandemie. Weil es an Lebensmitteln und Medikamenten fehlt, ging die Bevölkerung im Sommer auf die Straße, um gegen die Regierung zu protestieren.
Der Volkssport Baseball könnte die USA und Kuba verbinden – in diesen Tagen wird er zu einem Teil der Trennung.
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