Auch eine Kopfsache
Vor dem fünften Spiel gegen Bonn lautet die Parole: Siegen oder fliegen. Trainer Leibenath hat diese Situation zuvor in vier Jahren genau ein einziges Mal erlebt
Ulm Die Sache mit den Fouls schien Tim Ohlbrecht eigentlich gegen Ende der Hauptrunde ganz gut im Griff zu haben, in den Play-offs holt den Center von Ratiopharm Ulm dieses Problem nach und nach wieder ein. Zwei Fouls waren es im ersten Spiel der Viertelfinalserie um die deutsche Basketball-Meisterschaft gegen Bonn, drei bereits im zweiten, jeweils vier bei nur noch knapp zehn beziehungsweise 13 Minuten Einsatzzeit im dritten und vierten. Nun ist beileibe nicht jeder Pfiff gegen den 2,10-Meter-Mann nachvollziehbar und umso mehr geht wohl manche Schiedsrichter-Entscheidung an die Nerven. Vor allem dann, wenn Bonn der Gegner ist. Ohlbrecht hat von 2009 bis 2011 für die Telekom-Baskets gespielt, dann noch ein Jahr für Frankfurt und anschließend verließ er fluchtartig und mit dem Stempel des ewigen Talents auf der Stirn die Bundesliga in Richtung USA. Ein ausgebuffter Bonner Profi wie Andrej Mangold wird sich deswegen kaum die Gelegenheit entgehen lassen, diesem Tim Ohlbrecht während der Spiele zwischendurch mal einen Spruch rein zu drücken. Psycho-Spielchen, die vermutlich zusätzlich die Nerven strapazieren.
Wie gut, dass die Ulmer seit Ende Februar mit Ian Vougioukas eine zweite Waffe unter den Körben haben, auf den sich Trainer Thorsten Leibenath und die Mitspieler auch am Mittwoch (Spielbeginn 20 Uhr) beim Showdown der Serie im Telekom-Dome absolut verlassen. Im dritten Spiel der Serie hat der Grieche 27 Punkte erzielt, 22 waren es im vierten und die Bonner haben bisher kein Mittel gefunden, ihn auch nur ansatzweise zu kontrollieren. Am vergangenen Sonntag haben sie ihn gedoppelt, geholfen hat auch das nichts. Leibenath geht deswegen davon aus, dass der Bonner Kollege Mathias Fischer es erstmals in dieser Serie über längere Zeit mit einer Zonenverteidigung probieren wird. In dem Fall wäre es ganz gut, wenn die Ulmer Dreier etwas besser fallen als im vierten Spiel. Philipp Schwethelm hat am Sonntag zwar vier seiner fünf Würfe von draußen getroffen, aber hinzu kam eben nur noch ein weiterer Dreier von Per Günther.
Letztlich ist es aber egal, wie und aus welcher Distanz die Punkte erzielt werden. In einem fünften Spiel lautet die Parole: Siegen oder fliegen. Das ist auch eine Kopfsache, denn für den Sieger geht die Saison weiter, der Verlierer verabschiedet sich in den Urlaub. Thorsten Leibenath hat in seiner inzwischen fast vierjährigen Amtszeit in Ulm diese Situation genau ein einziges Mal erlebt. Das war zum Ende der Saison 2012/2013, als die Ulmer in Oldenburg mit 75:80 unterlagen. Trotzdem ist die damalige Situation nur bedingt mit der aktuellen zu vergleichen. Weniger deswegen, weil es damals ein Halbfinale war und jetzt ein Viertelfinale ist. Aber seinerzeit hatte die Mannschaft 61 Pflichtspiele in den Knochen, sie war mental und körperlich ausgelaugt. Das heutige Spiel in Bonn ist dagegen erst die Nummer 46 in dieser Saison und beim 86:73-Sieg gegen Bonn wirkten die Ulmer Profis noch überaus munter.
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