Kein Grund für hängende Köpfe
Die Ulmer verkaufen sich gegen Bayern München teuer und die Fans haben Spaß an der Mannschaft. Am Ende fehlt wenig zu einer Überraschung
Die Fans in der Orange-Zone feierten nach der Schlusssirene die „Super Ulmer“. Das war ein bisschen dick aufgetragen. Aber die hiesige Basketballgemeinde ist eben ein bisschen bescheidener geworden nach der verkorksten Vorsaison und der erste Auftritt von Ratiopharm Ulm in der neuen Spielzeit gegen den amtierenden Meister Bayern München war ja auch zumindest ansehnlich. Statt der befürchteten Abreibung gab es eine knappe 77:83-Niederlage und die Ulmer hatten noch in den letzten Minuten eine realistische Siegchance. Insgesamt war es eine Vorstellung, die Hoffnung darauf weckt, dass Basketball in der Arena in dieser Saison wieder Spaß macht.
Eigentlich waren die Bayern nur in einer einzigen Kategorie haushoch überlegen und das waren die Rebounds. Am Ende hatten sich die Spieler des Double-Gewinners 39 von den Brettern abprallende Bälle geschnappt, obwohl mit Leon Radosevic einer ihrer Spezialisten für diese Übung wegen einer Halsentzündung gar nicht dabei war. Die Ulmer mussten sich mit 27 Rebounds begnügen und ein paar mehr hätten es durchaus sein können, wenn sie sich ein bisschen geschickter angestellt hätten. Ähnliches gilt für die Trefferquote. Was vor allem Patrick Miller verlegte, das stellte die Geduld des Publikums in der ausverkauften Ratiopharm-Arena auf eine harte Probe. Der Ulmer Trainer Thorsten Leibenath sagte hinterher mit Blick auf die von seiner Mannschaft verschmähten Chancen: „Die Bayern haben das Spiel etwas weniger gewonnen, als wir es verloren haben.“ Miller stand übrigens anstelle von Per Günther in der Ulmer Startformation, zu der damit kein einziger deutscher Spieler gehörte. Deutlich besser war aber beim Saisonauftakt Günther, obwohl er nur etwas mehr als die Hälfte der Spielzeit des neuen Amerikaners bekam.
Das Spiel verlief nach dem immer selben Muster: Die Bayern zogen weg, Ulm kam wieder ran, konnte die Partie aber nicht drehen. Nach zwei Dreiern von Maodo Lo und Alex King lag der Meisters schon im ersten Viertel mit 13 Punkten vorne (27:14) und kurz vor dem Ende des zweiten Spielabschnitts wieder mit 13 (46:33). Bis zur großen Pause hatten die Ulmer den Rückstand auf acht Zähler verkürzt (38:46), nach drei Vierteln lagen sie nur noch mit 57:62 hinten und dann wurde es sogar ganz eng. Nach dem fünften Dreier des starken Katin Reinhardt und einem Korbleger von Dwayne Evans leuchtete Mitte des Schlussabschnitts ein Spielstand von 72:73 von der Anzeigetafel und die Galerie tobte. Doch der Münchener Finne Petteri Koponen antwortete mit einem Dreier zur 80:74-Führung für seine Mannschaft und als Miller anschließend auf Ulmer Seite gleich zwei Freiwürfe vergab, da war der Deckel endgültig drauf auf diesem Spiel.
Richtig traurig war aber eigentlich niemand in der Arena und Leibenath sagte: „Mir macht dieser Auftritt Mut.“
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