Trauer auf dem Feld und auf den Rängen
Aber Ulm hat nicht erst am Donnerstag seine Chance vergeben. Sondern diese schon vorher weg geschmissen
Bei der 75:78-Niederlage im fünften Halbfinalspiel gegen Oldenburg war auf Ulmer Seite auch eine Portion Pech dabei. Die vermutlich gebrochene Nase von Braydon Hobbs, ein paar Bälle, die sich wieder aus dem Korb gedreht haben. Aber die Chance auf die Endspielteilnahme haben die Ulmer nicht am Donnerstag vergeben, sondern in Spiel zwei der Serie gut eine Woche zuvor in der Ewe-Arena. Da haben sie die Chance nicht vergeben, sondern sie weg geschmissen. Diese 60:33-Führung zur Halbzeit, in der die Berichterstatter mit ihren Texten so gut wie fertig waren und die Laptops zuklappten. Ganz ähnlich wie beim Finale der Champions-League 1999 in Barcelona, als Manchester United durch zwei Treffer in der Nachspielzeit die Partie gegen Bayern München noch zum 2:1 drehte. Wobei eine 1:0-Führung im Fußball deutlich leichter zu verspielen ist, als ein 27-Punkte-Vorsprung im Basketball. Die Ulmer schafften es irgendwie und brachten sich damit selbst überhaupt erst in eine Situation, in der Glück und Pech zu Faktoren werden. Mit einer 2:0-Führung im Rücken und Heimrecht wäre der Finaleinzug fast perfekt gewesen. So aber entschieden Pech und Paulding die Serie für Oldenburg.
Der 34-jährige Kapitän war der entscheidende Grund dafür, dass seine Mannschaft sich für die Schmach in der Vorsaison revanchieren konnte. Damals hatten die Ulmer als Tabellensiebter im Viertelfinale den Zweiten Oldenburg raus gekegelt, diesmal drehten die „Donnervögel“ als schlechter platzierte Mannschaft den Spieß um. Paulding erzielte 24 Punkte im ersten Spiel der Serie, 28 inklusive des entscheidenden Dreiers zur Verlängerung waren es im zweiten, 19 im dritten, für seine Verhältnisse bescheidene zwölf im vierten und wieder 27 im fünften am Donnerstag. Die Basketball-Bundesliga verneigt sich vor dem dreifachen Familienvater, der seit zehn Jahren für Oldenburg spielt. Tony Gaffney von Alba Berlin schrieb bei Twitter: „Dieser Rickey Paulding altert einfach nicht. Allergrößten Respekt.“ Nach Einschätzung von Thorsten Leibenath hat Paulding den Unterschied zwischen beiden Mannschaften ausgemacht und er ist für ihn sogar jetzt schon der MVP der Play-offs. Aber der Ulmer Trainer sagte auch an die Adresse seiner eigenen Spieler: „Ich wünsche mir, dass sie einen Zeitpunkt finden, auf sich selbst stolz zu sein.“
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