Ulmer Fans leiden mit verletztem Ohlbrecht
Der verletzte Center Tim Ohlbrecht wurde inzwischen operiert, aber ein Comeback ist nicht absehbar. Warum die Hoffnung auf einen prominenten Rückkehrer unrealistisch ist.
Beim Spiel gegen Göttingen am vergangenen Freitag hatten sich die Fans eine ganz besondere Choreografie für Tim Ohlbrecht ausgedacht. Hunderte von Täfelchen mit seinem Namen wurden in die Höhe gereckt und auf ein großes Transparent hatten die Anhänger von Ratiopharm Ulm gepinselt: „Gute Besserung. We are Tim.“ Ohlbrecht hatte sich beim Spiel in München am zweiten Weihnachtsfeiertag eine schwere Bänderverletzung im linken Knie zugezogen, gestern wurde der 2,10-Meter-Center in München operiert und nach einer Nacht in der Klinik wird er voraussichtlich heute nach Hause entlassen. Sein Trainer Thorsten Leibenath hat bereits mit Ohlbrecht telefoniert und berichtet: „Tim fand es unglaublich, was da in der Halle passiert ist. Er war absolut gerührt.“
Völlig offen ist unterdessen, wie lange der Mann mit NBA-Vergangenheit ausfällt und ob es für ihn in dieser Saison überhaupt noch zu einem Comeback auf dem Basketballfeld reicht. In Ulm macht man sich deswegen natürlich Gedanken über eine Nachverpflichtung, die in jedem Fall schwierig wäre. Leibenath sagt: „Auf dem Markt gibt es keinen deutschen Spieler, der Tim auf dieser Position eins zu eins ersetzen könnte.“ Aber es bleiben ja ein paar andere Optionen. Die groß gewachsenen Weißenhorner Jungprofis wie Björn Rohwer oder Till Pape können zumindest für ein paar Minuten aushelfen. Der Ulmer Trainer erwähnt selbst die Möglichkeit, einen deutschen Spieler aus einem laufenden Vertrag mit einem anderen Verein raus zu kaufen. Oder es kommt eben ein langer Amerikaner. Der wäre dann allerdings der siebte Ausländer im Kader. Im Eurocup dürfte er zwar immer spielen, in der Bundesliga müsste allerdings immer einer der Amerikaner pausieren. Genau damit hat Leibenath ein Problem: „Ich bin kein Freund dieser Lösung. Es ist nicht schön, wenn man Woche für Woche einem gut verdienenden und ehrgeizigen Profi sagen muss: Für Dich sieht es diesmal schlecht aus.“
Die von Teilen der Ulmer Anhängerschaft herbeigesehnte Rückkehr von John Bryant ist deswegen ziemlich unrealistisch. Leibenath erwähnt, dass Bryant in seiner Zeit bei Ratiopharm Ulm von 2010 bis 2013 Publikumsliebling war und zweimal zum wertvollsten Spieler (MVP) der Bundesliga gewählt wurde. Der schwergewichtige Kalifornier, der nach seiner Ausmusterung in Valencia zuletzt für den französischen Erstligisten Monaco gespielt hat, taugt deswegen gerade in Ulm nicht wirklich zu einer obendrein noch überaus gut bezahlten Aushilfskraft. „John ist kein günstiger Spieler“, erinnert Leibenath: „Seine Verpflichtung würde wenig Sinn machen.“
Tim Ohlbrecht fehlt nach seiner Verletzung und der gestrigen Operation übrigens nicht nur auf lange Sicht den Ulmern, sondern auch beim Allstar-Spiel am 14. Januar im Bonner Telekom-Dome. Der Ulmer Center war von den deutschen Basketballfans ebenso wie sein Mannschaftskollege Per Günther in die Startformation der deutschen Mannschaft gewählt worden, die vom Ulmer Trainer Thorsten Leibenath betreut wird. Für Ohlbrecht rückt der Bayreuther Andreas Seiferth nach und das wäre nun ein Spieler, bei dem es sich zumindest sportlich sicher lohnen würde, ihn aus einem laufenden Vertrag raus zu kaufen. Leibenath könnte das in Bonn quasi auf dem kurzen Dienstweg mit dem Bayreuther Kollegen Raoul Korner besprechen, der beim Allstar-Spiel die internationale Auswahl betreut. Der Ulmer Trainer bestätigt schmunzelnd diese Möglichkeit und wählt einen Vergleich, um zu verdeutlichen, wie unrealistisch auch diese Option ist: „Ich würde auch sofort den Daniel Theis zurück nehmen. Aber den werden die Bamberger wahrscheinlich nicht ziehen lassen.“
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