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Biathlon-Party mit saftigen Preisen.

Biathlon-WM

Deutschland holt Bronze bei der Biathlon-Party

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    Franziska Preuss aus Deutschland und ihr Teamkollege Justus Strelow jubeln auf dem Podium nach dem Gewinn der Bronzemedaille. Die Fans in Lenzerheide feiern jedoch alle Nationen.
    Franziska Preuss aus Deutschland und ihr Teamkollege Justus Strelow jubeln auf dem Podium nach dem Gewinn der Bronzemedaille. Die Fans in Lenzerheide feiern jedoch alle Nationen. Foto: Martin Schutt, dpa

    Nein, einen neuen Schweizer Rekord konnten die Organisatoren der Biathlon-Weltmeisterschaft am Donnerstag nicht vermelden. Ein Renn-Termin unter der Woche hat die Massen nicht mobilisiert. 8200 Besucher meldete das WM-OK beim Single-Mixed. Die Zuschauer, die sich in der Roland Arena und entlang der Strecke im Wald einfanden, hätten gerne die erste Schweizer WM-Medaille überhaupt bejubelt. Doch das Duo Amy Baserga und Niklas Hartweg musste sich mit dem undankbaren vierten Platz begnügen.

    Dagegen freute sich Franziska Preuss zusammen mit Justus Strelow mit Bronze über ihr viertes WM-Edelmetall. Die Franzosen Julia Simon und Quentin Fillon Maillet holten sich den Titel in dem nicht-olympischen Wettbewerb. Auf Platz zwei landete Norwegen mit Raghnild Femsteinevik und Johannes Thingnes Bö. „Die Schlussrunde war hart, aber ich bin froh, dass noch ein Platz auf dem Treppchen frei war“, sagte Strelow nach dem Zieleinlauf.

    Eishockey-Triumph der ZSC Lions im Blickpunkt

    Endlich ein Schweizer Erfolg wäre grandios für die Organisatoren. Doch für die Stimmung unter dem Lenzerhorn ist nicht entscheidend, wer am Ende des Nachmittags die Medaillen mit nach Hause nimmt. Die Atmosphäre ist sowieso ausgelassen und fröhlich. Rivalisierende Fan-Gruppen oder Aggressionen untereinander kennt die Biathlon-Gemeinde nicht. Die verschneiten Gipfel ringsum, Sonnenschein seit Tagen und Winter-Wohlfühl-Temperaturen von zehn Grad mittags sorgen für gutgelaunte Menschen bei den Rennen. Die meisten Schweizer Zeitungen berichten zwar größer über den Eishockey-Triumph der ZSC Lions aus Zürich mit dem Gewinn der Champions Hockey League, als über die Skijäger. Auch der alpine WM-Medaillenregen für die Schweizer wird noch immer medial aufgearbeitet.

    Der bisherige Schweizer Zuschauer-Rekord im Biathlon steht bei 13.500 Besuchern. Aufgestellt am vergangenen Sonntag bei den Verfolgungsrennen. Allein die Haupttribüne im bayerischen Biathlon-Mekka Ruhpolding fasst 14.000 Zuschauer. An guten Tagen zählt die Chiemgau Arena 30.000 Fans. Doch im Land der alpinen Skifahrer und Eishackler holen die Skijäger auf. Die Lenzerheide soll als europäische Biathlon-Destination fest verankert werden.

    Sieben Franken für eine Halbe Bier

    Im Kanton Graubünden findet sich in diesen Tagen ein buntes Völkchen aus der ganzen Welt ein. Die reisefreudigen Norweger sind an ihren Tröten und Riesenratschen zu erkennen. Finnische Fans tauchen gerne im Karneval-Stil auf. Drei Männer tragen weiß-blaue Wikingerhelme mit Hörnern und weiß-blaue Kutten. Die Freunde Maik und Steffen sind aus der Nähe von Oberhof, einer deutschen Biathlon-Hochburg, angereist und genießen auch den vielen Schnee. Auf dem Rennsteig in Thüringen wurde die WM 2023 ausgetragen. „Das Bier schmeckt schon gut. Aber bei den Preisen könnte man es sich schon fast abgewöhnen“, erzählt Thomas. Auf dem Fan-Chalet neben den Loipen steht auf einem großen Banner: „Dream big. Do big“. Man sollte bei den Preisen ebenfalls groß denken. Die Halbliter-Dose Bier Calanda Lager Hell schlägt mit sieben Franken zu Buche. Das Chnoblibrot macht neun Franken. Preise wie in der Schweiz.

    Maskottchen Lenzi sorgt für Stimmung

    Doch wer vor Ort ist, schaut nicht auf den letzten Stutz, wie der Franken von den Einheimischen genannt wird. Die Anhänger aus allen Ländern lassen es sich in der Fanmeile an der Lenzerheide schmecken. Zwei Schweizer Alpin-Fans hat es ebenfalls zum Biathlon verschlagen. Bei der Ski-Weltmeisterschaft im österreichischen Saalbach-Hinterglemm räumten die Eidgenossen mächtig Medaillen ab. Zwei Anhänger feierten dort ausgelassen. Kurz ging es nach Hause und dann weiter nach Graubünden, wo das Duo wieder in seinen Jackets mit zig Schweizer Fähnchen geschmückt und mit Steinbock-Mützen auf den Köpfen auftaucht. Wer den Gastgebern wohl mehr Glück bringt: Das Steinbock-Duo oder das Auerhahn-Maskottchen Lenzi?

    Die Fans sind begeistert, die Organisatoren zufrieden. Das Minimalziel war mit 55.000 Zuschauern insgesamt angesetzt. Doch es läuft gut, das Wetter spielt auch mit. Vor dem letzten WM-Wochenende mit den populären Staffeln am Samstag und den Massenstarts am Sonntag hat das WM-OK die prognostizierte Besucherzahl auf 80.000 aufgestockt. Zum Vergleich: In Oberhof 2023 wurden 151.700 Fans gezählt. Da ist noch Luft nach oben. Die Schweiz ist jedoch auf dem besten Weg, eine Biathlon-Nation zu werden. Sportlich geht es ebenfalls bergauf. Der Schweizer Niklas Hartweg als Fünfter im Einzel vom vergangenen Mittwoch schrammte an Edelmetall vorbei. Noch einen Rang besser war die Mixed-Staffel. Die erste Biathlon-Medaille der Geschichte für die Eidgenossen ist überfällig und wäre ein willkommener Katalysator für diese Randsportart in der Schweiz.

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