Das Stadion des 1. FC Heidenheim ist mit einer Lage von 555 Metern nicht nur die höchstgelegene Arena im deutschen Profifußball, sondern hat auch eine andere Besonderheit: Nirgendwo ist der Weg zum Krankenhaus so kurz. Nur 750 Meter müssen zurückgelegt werden. Ein Umstand, der am Freitagabend ein großer Vorteil war. Denn die Verletzung von Heidenheims Keeper Kevin Müller überschattete das Geschehen zwischen den beiden Abstiegskandidaten. Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit war der 34-Jährige bei einem Luftduell mit dem Bochumer Ibrahima Sissoko zusammengeprallt und regungslos auf dem Boden liegen geblieben. Das Spiel, das 0:0 endete und wahrscheinlich den Bochumer Abstieg bedeutete, trat dabei in den Hintergrund.
Die Bilder der Szene und der anschließenden Behandlung ließen das Schlimmste befürchten: Über zehn Minuten musste der Keeper auf dem Feld behandelt werden. Als Sichtschutz hatten die Spieler währenddessen eine Plane aufgespannt. Als Müller, auf einer Trage fixiert, vom Feld gebracht wurde, ließ das wenig Gutes vermuten. Die Fans beider Lager zeigten inmitten des Abstiegsfinales ein exzellentes Gespür für die Situation und unterstützten Müller mit Sprechchören. Dass mit 14 Minuten die längste Nachspielzeit in der Geschichte der Bundesliga-Historie erreicht wurde: eine Randnotiz.
Am Samstag gab der FC Heidenheim Entwarnung bei Kevin Müller
Optimistisch bezüglich Müller gab sich Heidenheims Trainer Frank Schmidt kurz nach dem Ende der Partie: „Kevin war kurz bewusstlos, laut meinen Infos aber schnell wieder bei sich.“ Sein Wunsch für seinen Keeper: „Dass er K.o. gegangen ist wie ein Boxer und danach wieder aufsteht.“ Im Krankenhaus sei er in den besten Händen, so Schmidt, dessen beide Töchter als Krankenschwestern in dem Gebäude arbeiten, in dem auch er selbst einst das Licht der Welt erblickte. Tatsächlich gab der Verein am Tag darauf Entwarnung: Müller habe sich eine schwere Gehirnerschütterung, sei aber ansprechbar. Der Vorstandsvorsitzende des FCH, Holger Sanwald, sagte im ZDF-Sportstudio. „Er ist ansprechbar. Ihm ist noch ein bisschen schwindelig.“
Beim Bochumer Stürmer Philipp Hofmann gab es eine „lebensbedrohliche“ Situation
Wie am Samstag bekannt wurde, hatte das Heidenheimer Krankenhaus am Freitagabend auch mit dem Kapitän des VfL Bochum zu tun. Bei Stürmer Philipp Hofmann, der nach zehn Minuten verletzt vom Feld ging, war eine Not-Operation nötig. Der 32-Jährige hatte nach einem Zusammenprall in der Luft über Atemprobleme und Schmerzen im Brustkorb geklagt. Im Krankenhaus wurde ein Lungenkollaps diagnostiziert. Eine gebrochene Rippe hatte sich ins Rippenfell gebohrt. „Durchaus lebensbedrohlich“ sei diese Szene gewesen, schrieb der VfL Bochum auf sozialen Medien. Hofmann wird dem VfL im Saisonfinale fehlen.
Während sich für Heidenheim die Relegationsspiele abzuzeichnen scheinen, hat der Revierklub nur noch theoretische Chancen auf den Klassenerhalt über die Extraschicht. Wie am Freitagabend bekannt wurde, wird sich der VfL Bochum auch im Abstiegsfall keinen neuen Trainer suchen müssen. Dieter Hecking, dessen Verbleib bislang nur mit dem Klassenerhalt verbunden war, verkündete das auf der Pressekonferenz und begründete dies mit der Wertschätzung aus dem Umfeld, aber auch mit erfüllten Bedingungen, die er an den Verein gestellt habe. Etwa die, in der kommenden Saison eine „aufstiegstaugliche Mannschaft zu präsentieren.“

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