
Fredi Bobic ist jetzt der starke Mann: Bei Hertha BSC ist wieder alles neu

Die Millionen von Investor Lars Windhorst haben Hertha BSC bisher kaum Erfolg gebracht. Jetzt ist Fredi Bobic der starke Mann, große Transfers gab's noch nicht.
Vier Monate Jürgen Klinsmann, zwei Monate Alexander Nouri, sieben Monate Bruno Labbadia und seit Januar wieder Pál Dárdai – vier Trainer in gut zwei Jahren. Kontinuität beim Hauptstadtklub sieht anders aus und dementsprechend musste die Hertha in der vergangenen Saison lange um den Klassenerhalt kämpfen. Mit neuem Personal, vor allem neben dem Platz, will der Traditionsklub wieder in die Spur kommen. Das heißt auch, wieder sportlich die Nummer eins der Stadt zu werden.
Hertha und Union streiten um die Nummer 1 in Berlin: Wer gewinnt?
Hat Union die Hertha überholt?
Die Tabelle lügt bekanntlich nicht. Hertha steht in der Abschlusstabelle mit 35 Punkten nur zwei Punkte vom Relegationsplatz entfernt. Union steht mit 50 Punkten auf Platz sieben, spielt in dieser Saison die Europa-Conference-League-Qualifikation. Insofern lässt sich die Frage sportlich klar beantworten. Da sich auch Union deutlich verstärkt hat, ist die inoffizielle Berliner Stadtmeisterschaft völlig offen. Im aufgeregten Berlin ein wichtiger virtueller Wettbewerb.
Die gesamte Klubführung ist neu. Ist Fredi Bobic der neue starke Mann?
Eindeutig ja. Fredi Bobic ist die beste Verstärkung des Hauptstadtklubs seit vielen Jahren. Gemeinsam mit dem auch erst seit einem halben Jahr im Amt stehenden neuen Präsidenten Carsten Schmidt will Bobic als Geschäftsführer Sport dem Klub eine neue Identität geben. Mehr Berlin im Team und mehr Identifikation mit Berlin, so formulierten die beiden neuen Chefs ihre Philosophie. „Unser Kerngeschäft ist sportlicher Erfolg“, sagt Schmidt. Trainer Pál Dárdai soll zudem der Garant für Kontinuität und vor allem für mehr Bescheidenheit sein.
Der 34-jährige Kevin-Prince Boateng ist die spektakulärste Neuverpflichtung. Ist das mehr als ein Marketing-Gag?
Die Aufmerksamkeit der Berliner liegt damit erst einmal wieder bei der Hertha. Mehr Berlin. Unter diesem Gesichtspunkt macht die Rückkehr des in Wedding geborenen Prinzen Sinn. Ob der exzentrische Fußball-Oldie der Hertha aber auch auf dem Rasen weiterhelfen wird, ist offen. Bisher fiel er im Training besonders als Stimmungskanone auf.

Weitaus vielversprechender sind die weiteren Neuzugänge: Suat Serdar kam für sieben Millionen Euro vom FC Schalke. Zurück in Berlin sind jetzt Davie Selke nach seiner Ausleihe zu Werder Bremen, der U21-Europameister Arne Maier (ausgeliehen an Bielefeld) und Dennis Jastrzembski (ausgeliehen an Drittligist Waldhof Mannheim).
Gibt sich Herthas Investor Lars Windhorst mit Mittelmaß zufrieden?
Mittlerweile sind es 345 Millionen Euro, die die Tennor Group inzwischen in Hertha investiert hat. Das mögliche Mittelmaß der Hertha ist aber derzeit nicht das größte Problem von Lars Windhorst, der Probleme mit der Finanzaufsicht hat.
Stürmer Jhon Córdoba ist weg, Matheus Cunha könnte nach einem guten Olympia-Turnier gehen. Wie kompensiert die Hertha die Abgänge?
Ziemlich sicher mit Neuverpflichtungen. Die Hertha-Kasse ist gut gefüllt, denn neben den Transfer-erlösen sollen weitere 30 Millionen von Windhorst im August fließen. Fredi Bobic ist auf Einkaufstour, möglicherweise kann er dabei seine Freunde in Frankfurt besuchen, denn nach Medienberichten soll Filip Kostic bei Bobic ganz oben auf der Liste stehen.
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