Paris St. Germain hat sich Europas Fußballkrone geholt - und das auf eindrucksvolle Weise: Mit einem auch in der Höhe verdienten 5:0 gegen Inter Mailand gewann das Team aus Frankreichs Hauptstadt erstmals in seiner Vereinsgeschichte den begehrten Henkelpott. Sonderlich spannend war das Finale in München nicht: Schon früh lag die Mannschaft von Luis Enrique mit 2:0 vorne. Überragender Mann war der erst 19-jährige Desiré Doué, der als Vorlagengeber und Doppel-Torschütze an drei Treffern direkt beteiligt war. Der Teenager zeigte sich nach dem Schlusspfiff emotional: „Es ist mein größter Traum, der hier in Erfüllung gegangen ist. In meiner ersten Saison ist mir das gelungen und ich möchte allen danken, die dazu beigetragen haben. Und es ist erst der Anfang.“
Dass in der bayerischen Landeshauptstadt das wichtigste Vereinsduell Europas stattfindet, war in den Tagen zuvor deutlich geworden: Die Uefa hatte für eine selbst für Münchner Verhältnisse selten gekannte Fußball-Promi-Dichte gesorgt. Stars wie Lothar Matthäus, Christian Karembeau, Luís Figo, Cafu oder Ruud Gullit waren bei vielen Terminen zu sehen gewesen. Im Stadion waren am Samstagabend alle vor Ort - diesmal als Zuschauer.
Inter Mailand stellte die drittälteste Finalmannschaft – und sieht auch alt aus
Sie bekamen eine Pariser Mannschaft zu sehen, die von Beginn an wenig Zweifel aufkommen ließ, wie diese Partie ausgehen würde. PSG, das von Luis Enrique zu einer nahezu perfekt verlaufenden Fußball-Maschine getrimmt wurde, ließ die drittälteste Finalmannschaft der Champions-League-Historie (30 Jahre und 242 Tage im Schnitt) von Beginn an alt aussehen. Paris setzte die Lombarden früh in deren Hälfte unter Druck, erstickte so deren Spielaufbau im Keim - und kam selbst immer wieder zu guten Chancen.
Nach 13 Minuten durften die mitgereisten Fans aus Frankreichs Hauptstadt erstmals jubeln - und das dank eines ehemaligen Inter-Profis: Achraf Hakimi, der in der Saison 2020/21 das Trikot der Norditaliener getragen hatte, schob zur Führung ein. Vitinha hatte den Ball am gegnerischen Strafraum abgefangen und hatte auf den durchlaufenen Doue abgelegt. Der war cool genug, den völlig frei stehenden Hakimi flach zu bedienen. Der Marokkaner musste nur noch einschieben, jubelte aus Respekt vor seinem Ex-Klub aber nicht. Wenig später durfte der Vorlagengeber bei der Führung über einen eigenen Treffer jubeln: Khvicha Kvaratskhelia hatte mit einem Steilpass Dembelé in Szene gesetzt. Der legte erneut quer, und wieder wirkte die sonst so gut sortierte Inter-Defensive überrumpelt - und Doue jubelte über das 2:0 (20.). Weil Dimarco den Ball noch abgefälscht hatte, gab es für Sommer nichts zu halten.
Paris dominierte das Geschehen gegen Inter Mailand zu jeder Zeit
Von Inter, das so stabil in seiner bisherigen Champions-League-Saison gewirkt hatte und das vor dem Finale nur 13 Minuten überhaupt in Rückstand gelegen hatte, kam lange nur wenig. Kaum einmal hatte Italiens Topteam längere Ballbesitzphasen oder kam zu guten Angriffszügen, kaum ein Zweikampf ging an die ausnahmsweise in Gelb gekleideten Italiener. Die erste echte Torchance resultierte aus einer Standardsituation: Nach einer Ecke von Hakan Çalhanoğlu setzte Marcus Thuram den Kopfball knapp neben das PSG-Tor (37.). Paris war dem dritten Treffer näher - und hätte beinahe durch den Ex-Dortmunder Ousmane Dembélé auch gejubelt, dessen Direktabnahme aus wenigen Metern ging aber über das Tor (43.).

Paris, das im ersten Durchgang 60 Prozent Ballbesitz angehäuft hatte, begann den zweiten Durchgang genauso druckvoll - und hätte durch Kvaratskhelia die nächste große Chance (51.), der Schuss des Georgiers ging aber drüber. Inter-Trainer Simone Inzaghi, der an der Seitenlinie mehr Kilometer abzuspulen schien als die meisten seiner Spieler, reagierte und brachte den deutschen Innenverteidiger Yann Bisseck sowie Nicola Zalewski für die schwachen Dimarco und Benjamin Pavard (54.). Am Spielgeschehen änderte sich dadurch nichts: Inter kam kaum zu Chancen.
Nationalspieler Yann Bisseck verletzt sich und muss ausgewechselt werden
Für Bisseck war die Partie übrigens nur wenige Minuten später wieder beendet: Der Defensivspieler hatte sich verletzt und musste acht Minuten und drei Ballkontakte nach seiner Einwechslung wieder raus. Schlechte Nachrichten für Bundestrainer Julian Nagelsmann, der den Mailänder in den Kader für die Spiele in der Nations League berufen hatte.
Im Spiel nutzte Paris nach einigen vergebenen Chancen nun die nächste Gelegenheit zum Matchball: Über Dembélé und Vitinha kam der Ball zu Doue - und der nutzte diese Chance für seinen zweiten Treffer an diesem Abend zum 3:0 (63.). Wenige Minuten später war Schluss für den Mann des Abends, Trainer Luis Enrique wechselte ihn aus und brachte Bradley Barcola (67.). Nicht der schlechteste Auftritt für einen Teenager. Und seine Mitspieler? Dachten gar nicht daran, einen Gang herunterzuschalten. Kvaratskhelia, der einige Chancen vergeben hatte, setzte das 4:0 drauf (73.). Barcola verpasste einen eigenen Treffer, nachdem er die halbe Inter-Defensive aussteigen hatte lassen. Sein Schuss ging aber neben statt ins Tor (81.). In der Schlussphase des Spiels feierten die Paris-Fans eine längere Ballstafette ihres Teams mit Olé-Rufen. Inter wirkte stellenweise völlig hilflos - und kassierte auch noch das fünfte Tor: Barcola bediente den ebenfalls eingewechselten Senny Mayula. Der 19-Jährige vollendete zum 5:0 (87.). Der Abpfiff war für die Italiener eine Befreiung - und für Paris der Beginn der großen Titel-Party.
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