Dänemark denkt über FIFA-Austritt nach
Nach viel Kritik und viel Diskussionen am Fußball-Weltverband denkt die erste Nation über einen FIFA-Austritt nach. Gedankenspiele mit großen Herausforderungen.
Die Kritik an der FIFA hat mit dem Beginn der WM in der Katar neue Sphären erreicht. Mit dem Eklat rund um die "One-Love-Binde" und so manchen Äußerungen des FIFA-Präsidenten Gianni Infantino scheint sie nun ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Grund genug, über einen Austritt aus dem Fußball-Weltverband nachzudenken? Für den dänischen Fußballverband DBU (Dansk Boldspil-Union) offenbar schon.
Dänemark denkt über FIFA-Austritt nach
Ein Austritt aus der FIFA wäre ein großer Schritt, das ist auch DBU-Präsident Jesper Möller klar. "Ich kann mir vorstellen, dass es Herausforderungen geben könnte, wenn Dänemark allein aussteigt", sagte er The Athletic. Eine dieser Herausforderungen wäre, dass die dänische Nationalmannschaft nicht mehr bei Weltmeisterschaften teilnehmen könnte. Trotzdem habe es derartige Überlegungen in Dänemark schon vor der WM gegeben: "Das ist keine Entscheidung, die wir jetzt getroffen haben. Unsere Position ist schon seit langem klar. Wir haben das im Norden schon seit August diskutiert."
Die Diskussion sollte nun hitziger werden. Dänemark wollte zusammen mit Deutschland und fünf anderen WM-Teilnehmern in Katar ein Zeichen für Inklusion, Menschenrechte, Gleichberechtigung und Diversität setzen. Das sollte unter anderem mit dem Tragen der "One-Love-Binde" gelingen, welches den Nationalmannschaften bei der WM 2022 durch die FIFA untersagt wurde. Deutschland, Dänemark und Co. machten aus Angst vor Strafen einen Rückzieher. "Ich bin nicht nur enttäuscht, ich bin wütend. Das ist meine siebte Endrunde. Es ist völlig inakzeptabel, dass die Spieler dem ausgesetzt werden müssen. Wir müssen darauf reagieren", hatte Möller reagiert.
Dänemark unterstützt Infantino nicht bei der Wahl zum FIFA-Präsidenten
Nach dem WM-Turnier in Katar wird der dänische Fußballverband über weitere Schritte nachdenken. Klar ist für den DBU bereits, dass man Infantino keine Unterstützung bei der Wahl zum FIFA-Präsidenten im kommenden Jahr geben wird. "Es gibt nur einen Kandidaten und wir müssen abwarten, ob es einen anderen Kandidaten gibt. Es ist noch Zeit, aber Dänemark wird den derzeitigen Präsidenten nicht unterstützen", sagte der 59-Jährige.
Zunächst strebt Möller einen Dialog mit der FIFA an. Er will darüber nachdenken, wie das Vertrauen in die FIFA wiederhergestellt werden könne. "Wir müssen auswerten, was passiert ist, und dann müssen wir eine Strategie entwickeln – auch mit unseren nordischen Kollegen." Wenn die Strategie den FIFA-Austritt bedeuten würde, könnte Dänemark einen Stein ins Rollen bringen.
Die Fußballweltmeisterschaft in Katar steht in der Kritik, auch in der Redaktion haben wir ausführlich darüber diskutiert. Eine Einordnung, warum wir das Sportevent dennoch ausführlich journalistisch begleiten, lesen Sie in diesem Text.