Es war ein langes Zittern, das erst am Freitagmittag ein glückliches Ende nahm. Um kurz nach 12 Uhr stand fest: Der Augsburger Eiskanal wird für die deutsche Qualifikation im Kanuslalom und Kajak Cross für die zwei Wettkampftage am Samstag und Sonntag geflutet. Somit können die Rennen ordnungsgemäß stattfinden, die Pläne für eine Alternativstrecke konnten ad acta gelegt werden.
Kurz nach der positiven Entscheidung herrschte kollektives Aufatmen bei den Organisatoren am Eiskanal. „Das ist natürlich eine große Erleichterung für uns. Jetzt können wir aufhören, zweigleisig zu planen, sondern einfach den normalen Ablauf vorbereiten“, sagte Fabian Dörfler, Geschäftsführer der Eiskanal Event GmbH. Nach einer letzten Onlinekonferenz der Stadt Augsburg, den zuständigen Wasserkraftwerksbetreibern, dem Deutschen Kanu-Verband (DKV) und der Eiskanal Event GmbH fiel die Entscheidung, die Schleusen für eine begrenzte Zeit zu öffnen, um die Wettkämpfe möglich zu machen.
Am Samstag um 4 Uhr früh öffnen sich die Schleusen
So wird am Samstagfrüh ab 4 Uhr das Wasser in ausreichender Menge von 50 Kubik pro Sekunde eingeleitet und der Eiskanal geflutet. Am Vormittag starten dann die Wettbewerbe, allerdings mit einer halbstündigen Verspätung zum bisherigen Originalprogramm, also etwa ab 9.15 Uhr. Zuvor benötigen die Organisatoren noch Zeit, die Slalomstangen auszuhängen, die Zeiterfassung festzulegen und die Streckenvorfahrten durchzuführen. Der zweite Wettkampfblock im Kanuslalom beginnt eine halbe Stunde früher ab 13.35 Uhr.
Die Probleme an der Kanustrecke entstanden durch die schwierigen Wetterverhältnisse. Aufgrund des Regenmangels der vergangenen Wochen und der verzögerten Schneeschmelze im Allgäu ist der Pegelstand des Wasserspeichers Forggensee, der den Lech speist, für die Jahreszeit deutlich zu niedrig. Wenn der Lech aber nicht genügend Wasser führt (unter 50 Kubik pro Sekunde), ist eine Flutung des Eiskanals nicht möglich, da das Flussbett und die Augsburger Kanäle Vorrang mit der Wasserversorgung haben. Dank der Entscheidung vom Freitag aber wird nun für begrenzte Zeit ausreichend Wasser zur Verfügung stehen.

Eine gute Nachricht, besonders für die Sportlerinnen und Sportler, die eine mehrtägige Hängepartie hinter sich haben. Dabei geht es für sie in den Rennen um die wichtigen Plätze in der Nationalmannschaft. Dafür wollen sie sich an diesem Wochenende in Augsburg und am nächsten Wochenende in Markkleeberg (bei Leipzig) qualifizieren. Bis Freitagmittag war allerdings nicht klar, welche Strecke nun endgültig gefahren wird. So konzentrierte man sich bei den Trainingseinheiten vorwiegend auf den oberen Abschnitt der alten Olympiastrecke und der Jugendstrecke. Die Aktiven versuchten, sich mit dieser Alternativroute vertraut zu machen. „Darauf waren wir alle nicht vorbereitet“, sagte die deutsche Spitzenkanutin Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach), die seit vielen Jahren in Augsburg lebt und trainiert. Natürlich würden die Aktiven diese Wasserläufe auch kennen, sagte sie, schließlich trainieren sie dort auch im Winter, wenn der Eiskanal ebenfalls gesperrt ist, „aber das ist dann keine Wettkampfvorbereitung“.
Ohne Trainingseinheit müssen die Kanutinnen und Kanuten den perfekten Lauf hinlegen
Nun stehen die Paddlerinnen und Paddler vor einer neuen Herausforderung. Sie müssen am Samstagmorgen ohne eine einzige Trainingseinheit auf dem Kanal sofort einen perfekten Lauf hinlegen, für zusätzliche Trainingseinheiten war keine Zeit mehr. Erschwerend kommt das neue Wettkampfformat hinzu. Im Kanuslalom wird es künftig keine Vorläufe, Halbfinals usw. mehr geben, stattdessen zählt gleich jeder Lauf zur Gesamtwertung. Zu den Favoriten auf einen Platz im Team der Leistungsklasse zählen auch in diesem Jahr die bisherigen Mitglieder der Nationalteams: Ricarda Funk im Kajak Einer der Frauen, Sideris Tasiadis (Kanu Schwaben Augsburg) im Canadier Einer und der olympische Kajak-Cross-Bronzemedaillengewinner Noah Hegge (Kanu Schwaben Augsburg) im Kajak Einer.
Silbermedaillengewinnerin Elena Lilik wird wegen Hand-OP nicht starten
Nicht am Start sein wird hingegen Elena Lilik (ebenfalls Kanu Schwaben Augsburg). Die 26-jährige Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Spiele von Paris hat sich nach ihrer Handgelenks-Operation dazu entschieden, die Qualifikation nicht zu fahren. „Der Mannschaftsarzt des Deutschen Kanu-Verbandes, Dr. Thilo Schmitt, hat die Verletzung bestätigt und aus medizinischen Gründen von einem Start bei den nationalen Qualifikationen in Augsburg und Markkleeberg abgeraten“, teilte Cheftrainer Klaus Pohlen mit. Gemäß der Möglichkeit einer in den Nominierungskriterien enthaltenen Ausnahmeregelung für die Olympia-Kader erhält Lilik in den Disziplinen Kajak-Einer, Canadier-Einer und Kajak-Cross die Möglichkeit einer späteren Qualifikation für die Kanu-Weltmeisterschaft im australischen Penrith Ende September.
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