Wäre es denn nun überhaupt eine Sensation, wenn die Arminia gegen den VfB Stuttgart gewänne? Immerhin trifft hier ja ein Meister (Arminia) auf einen enttäuschenden Tabellenneunten. In der Geschichte des DFB-Pokals hat es schon etliche größere Sensationen gegeben. Mit scheiternden Weltmeistern, verzweifelten Champions-League-Siegern und der Frisur gewordenen Sensation.
VfB Eppingen – Hamburger SV 2:1
Es sollte die Mutter aller Pokalsensation werden. Dabei deutete nichts darauf hin. Aber so ist das eben mit den Überraschungen. Erstmals in der Geschichte des DFB-Pokals durften in dieser Saison auch Amateurklubs an dem Wettbewerb teilnehmen und der VfB Eppingen zeigte in der zweiten Runde, wo denn der Reiz dieser Konstellation liegen kann. Die Hamburger traten unter anderem mit Rudi Kargus, Manfred Kaltz und Georg Volkert in der Startformation an. Zum Zeitpunkt des Spiels rangierten die Hanseaten an der Tabellenspitze der Bundesliga. Das aber ließ den Gegner aus der 1. Amateurliga Nordbaden nicht in Ehrfurcht erstarren. Die Badener hielten das Spiel lange offen - und dann schlug die Stunde von Gerd Störzer. Der damals 25-jährige Mittelfeldspieler traf in der 60. und 70. Minute, die Hamburger kamen neun Minuten später zum Anschluss. Abwehrschlacht, euphorisierte Fans, Schlusspfiff – das volle Programm. Der HSV war raus und der Pokal hatte seine erste Sensation.
FV Weinheim 08 - FC Bayern 1:0
Einen Monat zuvor waren noch sechs Bayern live dabei, als die deutsche Nationalmannschaft Weltmeister wurde. „Gestern Weltmeister, heute Hausmeister“, sagte Libero Klaus Augenthaler nach der Niederlage beim badischen Drittligisten. Erstmals waren die Münchner gegen einen Amateurklub ausgeschieden, erstmals zudem schon in der ersten Pokalrunde raus. Weil der gelernte Feinblechner Thomas Schwechheimer einen recht gutmütig zugesprochenen Foulelfmeter souverän verwandelte. Wie es sich für damalige Pokalsensationen gehörte, war Schwechheimer selbstverständlich Raucher und wäre lieber „einen trinken mit meinen Kumpels“ gewesen, statt der Einladung ins Aktuelle Sportstudio zu folgen. Außerdem war Schwechheimer bekennender Bayernfan, was seine Freude leicht trübte – nicht aber die der 10.000 Zuschauer. Dabei hätte das Stadion sogar 15.000 Fans gefasst. Doch der hohe Ticketpreis (45 Mark) und 46 Grad in der Sonne haben einige Anhänger abgehalten. Sie werden es bereut haben.
Eintracht Trier – Borussia Dortmund 2:1
Der Kicker schrieb hernach, die Dortmunder hätten gespielt, „wie von allen guten Geistern verlassen“. Dabei stand ja hier der aktuelle Champions-League-Sieger auf dem Platz. Der Regionalligist im Achtelfinale sollte nicht viel mehr als eine Durchgangsstation auf dem Weg zu einem weiteren Titel sein. Es kam anders. Jürgen Kohler, Andreas Möller, Paulo Sousa und Co. hatten den stürmischen Amateuren wenig entgegenzusetzen. Das sollte sich durch den weiteren Saisonverlauf durchziehen. Nach nur einer Spielzeit war dann auch die Zeit von Nevio Scala beim BVB als Trainer vorbei. In Trier interessierte das wenig.
TSV Vestenbergsgreuth – FC Bayern 1:0
Wenn die Niederlage der Hamburger gegen Eppingen die Mutter aller Pokal-Sensationen ist, ist das der Vater. Er trägt einen Schnurrbart und lange, lockige Haare. So wie Harry Koch, dem personifizierten Pokalwunder. Der Verteidiger des Regionalligisten warf sich in der ersten Runde 1994 in Zweikämpfe mit Matthäus, Scholl und Papin – und auf der anderen Seite des Spielfeldes nutzte Roland Stein kurz vor der Halbzeit eine der wenigen Chancen der Franken. Der Rest ist Geschichte.
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