Hollywood-Star Ryan Reynolds hat sein finanzielles Engagement als Fußball-Investor in einem Video erst kürzlich so beschrieben: „Es ist, als ob du dein Geld verbrennst – nur dass dich das Feuer nicht mal kurz warm hält.“ Schauspieler Ryan McElhenney (It's always sunny in Philadelphia), der mit Reynolds zusammen seit 2021 der Eigentümer des walisischen Fußballklubs Wrexham AFC ist, fügte bei der Gelegenheit an: „Stellen Sie sich ein schwarzes Loch vor. Und da werfen Sie jetzt ihre Geldbörse hinein. Fertig.“ Aber immerhin, so wiederum Deadpool-Darsteller Reynolds, habe man von dem Geld auf dem Transfermarkt „ein paar echt gute Spieler gekauft“, was den Umstand etwas erträglicher mache, dass er nachts um 3 Uhr von McElhenney angerufen und übers Telefon angeschrien werde, dass dieser Klub ihn finanziell ausbluten lasse. Darauf McElhenney: „Ich habe dich nicht angeschrien. Ich habe geweint.“
Der humorvolle Clip ist in erster Linie als Werbung für eine Rabattaktion auf Trikots des walisischen Fußballklubs, vermittelt aber einen Einblick in den Wrexham-Kosmos. Im Jahr 2021 übernahmen die beiden Schauspieler den damals finanziell maroden Fünftligisten – und haben seither doch die ein oder andere Entschädigung erhalten. Sportlich geht es, seitdem Hollywood in die walisische Kleinstadt mit 65.000 Einwohnern gekommen ist, steil nach oben: Am vergangenen Wochenende feierte Wrexham den dritten Aufstieg in Folge und wird in der kommenden Saison in der zweiten englischen Liga spielen. Dort ging es für den drittältesten Profiklub der Welt zuletzt im Jahr 1982 um Punkte.
Wrexham ging im Sommer auf Promo-Tour in die USA – als Drittligaaufsteiger
Mit dem Klub fiebern weltweit Millionen Fans oder zumindest Interessierte mit. Der Grund ist die Dokumentation „Welcome to Wrexham“, die Reynolds und McElhenney über ihr Engagement als Besitzer eines Fußballklubs drehen ließen. In Deutschland ist die Serie beim Streaminganbieter Disney+ zu sehen, in diesem Jahr läuft die vierte Staffel an. Die Dokumentation war Teil des Einstiegs und von Anfang an kommuniziert. Dennoch oder gerade deswegen sahen viele Fans den Verkauf kritisch: Ist das alles nur ein Witz für zwei Nordamerikaner, die ihren geliebten Sport auch noch „Soccer“ nennen?
Die Bedenken sind längst verflogen – und die Besitzer werden unter den Fans vergöttert. Sogar einen Song auf die neuen Besitzer hat eine Band aus der Stadt über die beiden geschrieben, er ist regelmäßig in der Doku zu hören. Die beiden Stars sind häufig in Wales, waren auch beim entscheidenden Ligaspiel am Wochenende nun dabei. Zur Wahrheit gehört natürlich auch: Klar steckten die Besitzer Millionen in den Verein – aber zugleich hat sich ihre Investition bereits ausgezahlt. Für 2,3 Millionen Euro erwarben Reynolds/McElhenney den AFC Wrexham – mittlerweile ist der frisch gebackene Zweitligist laut Bloomberg knapp 120 Millionen Euro wert. Wegen des Erfolgs der Serie ist Wrexham auch in den USA gefragt: Im Sommer ging der damalige Drittliga-Aufsteiger wie die großen Profi-Klubs auf Promo-Tour in die Vereinigten Staaten.

In Großbritannien blicken viele kritisch auf den AFC Wrexham
Der Erfolg hat nicht nur neue Fans angezogen. In Großbritannien gehören Besitzer zwar wie selbstverständlich zur Realität von Fußball-Fans. Dass ein Fünftligist sich dank des Gelds seiner Investoren Spieler und Trainer holen kann, die für andere nicht erreichbar sind, verursacht aber dann doch ein Murren. Alleine in der aktuellen Spielzeit fährt der Verein ein Transferminus von fünf Millionen Euro. Dazu kommt: Dass nahezu die komplette mediale Aufmerksamkeit in den kleineren Ligen dem AFC Wrexham gehört, macht ihn bei vielen Fans anderer Klubs zum Feindbild. Es ist alles ein bisschen viel Hollywood – etwa dann, wenn Stürmer Paul Mullin im jüngsten Deadpool-Film einen Cameo-Auftritt hat oder Stars wie Will Ferell, Tom Brady oder David Beckham bei Wrexham-Spielen auftauchen.
Insofern ist der Aufstieg in Liga zwei ein Segen, weil Wrexham nun auch auf andere prominente Klubs treffen wird. Etwa auf den FC Sunderland, über den es mit „Sunderland till I die“ ebenfalls eine Dokumentation gibt (allerdings beschäftigt sich diese mit dem Niedergang des Traditionsklubs). Dazu kommen langjährige Erstligisten wie Middlesbrough, Blackburn oder Watford. Und künftig eben Wrexham, der FC Hollywood der Insel. Zugleich ist die Premier League auch nur noch einen weiteren Aufstieg entfernt. Neben der Mannschaft haben die prominenten Besitzer auch die Infrastruktur investiert, ein Stadionausbau steht an. Das kostet alles viel Geld. Die gute Nachricht: In der Premier League gibt es bekanntlich mehr als genug davon.
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