Felix Brych machte sich noch einmal locker. Entspannt rollte er in seiner Kabine in Augsburgs Fußball-Arena über eine Blackroll. Wenig später marschierte er mit seinen Assistenten raus auf den Platz. Platzbegehung nennt sich das, und dient vor allem zur Überprüfung der Begebenheiten. Sind die Netze dicht, funktioniert die Torlinientechnologie? Brych hatte keine Beanstandungen. Auf Aufforderung der Augsburger Fans auf der Stehplatztribüne schoss er schnell noch einen Ball ins Netz.
Es war ein besonderer Tag für den Schiedsrichter, der mit der Partie FC Augsburg gegen Union Berlin seine Karriere in der Fußball-Bundesliga nach 359 Partien beendete. Aufregend sei alles gewesen, in der Summe vielleicht ein bisschen viel in der vergangenen Woche. Vor allem mental.
Entsprechend war Brych froh, dass die Partie keine sportliche Bedeutung mehr hatte. Nach Schlusspfiff, der um 17.23 Uhr ertönte, bildeten beide Teams ein Spalier für Brych. Auch seine Familie war mit dabei. „Ich bin erleichtert, ich kann erhobenen Hauptes hier rausgehen“, sagte der langjährige Fifa-Schiedsrichter, der sich nach einem Kreuzbandriss nochmal in die Bundesliga zurückgekämpft hatte. Am Samstagabend saß Brych im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF, am Sonntagmorgen im „Doppelpass“ bei Sport 1. Viel Aufmerksamkeit für den Rekordschiedsrichter.
Augsburgs Rexhbecaj hatte eine klare Forderung
Schon vor der Partie gab es viele Umarmungen und Glückwünsche. „Heute aber keine Rote Karte“, sagte Augsburgs Elvis Rexhbecaj im Kabinengang – natürlich mit einem Augenzwinkern. Es gelang, Brych kam sogar ganz ohne Gelbe Karte aus. Zweimal schaute sich der Videoassistent vermeintlich strittige Szenen an, ohne aber Brychs Entscheidung zu verändern.
Anfang August wird Brych 50 Jahre alt – in Zukunft möchte er sein Wissen an den Schiedsrichter-Nachwuchs weitergeben. Selbst pfeifen werde er nur noch bei Benefiz-Spielen oder Spaßkicks. Dann natürlich deutlich entspannter als in der Bundesliga oder bei internationalen Einsätzen.
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