Es gibt untrügliche Zeichen dafür, wenn ein Tag gebraucht ist: Das Marmeladenbrot fällt mit der bestrichenen Seite nach unten, der Bus fährt in letzter Sekunde vor einem weg und der Rechner leistet sich einen Systemabsturz der Kategorie 1A. Es sind kleine Vorboten der Gesamtkatastrophe, Hinweise darauf, dass die Zeit bis Mitternacht irgendwie verbracht werden muss – und Dinge, über die Dominic Baumann nur müde lächeln kann.
Der 30-Jährige verdient seinen Lebensunterhalt als Stürmer und kann mit einigem Recht behaupten, der größte Pechvogel im deutschen Fußball zu sein. Denn in den vergangenen fünf Jahren stieg Baumann viermal mit seinen Vereinen ab: In der Saison 2020/21 ging es mit den Würzburger Kickers aus der zweiten in die 3. Liga. Danach folgten drei Abstiege, jeweils aus Liga 3: 22/23 mit dem FSV Zwickau, 23/24 mit dem Halleschen FC und nun mit dem SV Sandhausen. Dabei trifft Baumann vielleicht mit am wenigsten Schuld an diesem sportlichen Desaster: In den vergangenen drei Spielzeiten traf er jeweils zweistellig, kommt in dieser Zeit auf 42 Tore und war immer bester Schütze seines Klubs. Der Abstieg Sandhausens kommt umso heftiger daher, weil das Team die Liga eigentlich in die andere Richtung verlassen wollte – und es zwischenzeitlich gar nicht so schlecht aussah. Bis Mitte November war der SVS im Aufstiegsrennen dabei, war sogar Tabellenführer – und rutschte dann infolge einer rätselhaften Megakrise bis in die Abstiegsränge ab.
Dominic Baumann ist (noch) nicht der größte Pechvogel des Weltfußballs
Was bleibt? Vielleicht erstmal nur der Trost, dass es tatsächlich noch größere Pechvögel gibt. Kein Witz. Andreas Keim stieg zwischen 1985 und 1992 mit fünf Klubs innerhalb von sieben Jahren aus der Bundesliga ab. Der größte Pechvogel des Weltfußballs ist jedoch der Niederländer Elvis Manu, der es zwischen 2016 und 2023 auf rekordverdächtige sechs Abstiege in sieben Jahren brachte. Die sportliche Apokalypse als Dauerzustand. Eine Konsequenz daraus: Seither hat sich kein Verein mehr getraut, eine ganze Saison mit dem 31-Jährigen zu spielen. Aktuell befindet sich die Ein-Mann-Abrissbirne auf Vereinssuche.
Deutlich bessere Jobchancen hat Dominic Baumann – der Mann trifft ja fleißig und hat theoretisch auch noch einen gültigen Vertrag in Sandhausen. Allerdings gibt es in sozialen Medien nun Transferwünsche, die vielleicht nicht völlig ernst gemeint sind: Baumann solle doch bitte bei RB Leipzig oder der TSG Hoffenheim einen Vertrag unterschreiben, notfalls beim VfL Wolfsburg. Baumann wird auch diesen Spott ertragen. Der Mann ist gestählt durchs Leben.
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