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DFB-Pokalfinale: Der VfB Stuttgart holt den DFB-Pokal: Ein Finale, das keinen Verlierer kennt

DFB-Pokalfinale

Der VfB Stuttgart holt den DFB-Pokal: Ein Finale, das keinen Verlierer kennt

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    Die Siegerehrung - ein Höhepunkt des Berliner Abends im Olympiastadion.
    Die Siegerehrung - ein Höhepunkt des Berliner Abends im Olympiastadion. Foto: Bernd Weißbrod, dpa

    Der Startschuss in die Stuttgarter Partynacht von Berlin beginnt erst optisch, dann akustisch. Die Ränge des Olympiastadions sind weit nach Abpfiff des DFB-Pokalendspiels noch gut gefüllt. Niemand will nach Hause gehen. Einerseits feiern die Fans von Arminia Bielefeld den Drittligisten für einen starken Auftritt, andererseits singt ein Meer ganz in weiß gekleideter Schwaben von einem Tag „so wunderschön wie heute“. Plötzlich taucht die Stadionregie das weite Rund in tiefes Rot, ein Herzschlag wummert über die Lautsprecher und zählt die Sekunden herunter. Dann stemmt VfB-Kapitän Atakan Karazor den Pokal in die Höhe. „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich bin so stolz. Mit diesem Klub - als Kapitän. Das ist der schönste Moment in meinem Leben“, jubelt der 28-Jährige nach der Ehrung auf der Haupttribüne, bei der goldener Glitzer auf die Sieger-Mannschaft herabregnet.

    Überglücklich sind die Stuttgarter. Über das 4:2 (3:0) vor 74.036 Fans, den ersten Titelgewinn seit 2007 und den vierten Pokaltriumph nach 1954, 1958 und 1997, der die Eintrittskarte ist für das europäische Geschäft in der kommenden Saison - und doch scheint auch eine zentnerschwere Last von ihren Schultern zu fallen. „Ich bin fix und fertig“, sagt Abwehrspieler Maximilian Mittelstädt. Sein Trainer Sebastian Hoeneß empfindet kurz nach der Pokalübergabe „ziemlich viel Leere“.

    Die erste große Chance des Spiels hatten die Bielefelder

    Als große Favoriten sind sie in die Partie gegen den Drittliga-Meister gegangen, der bereits vier Bundesligateams ausgeschaltet hatte auf seiner märchenhaften Reise ins Finale. Auch gegen den VfB spielt Bielefeld gut mit und wäre in der 12. Minute fast in Führung gegangen. Noah Joel Sarenren Bazee traf aber frei vor dem Tor aus fünf Metern nur die Latte. Hätte er diese Chance verwertet, hätte das Spiel eine andere Wendung nehmen können. „Wir haben Glück, dass wir da nicht hinten liegen“, analysiert VfB-Trainer Sebastian Hoeneß und fasst die Partie zusammen: „Wir haben dann das Spiel komplett auf unsere Seite gezogen und dann geht das Spiel noch mal auf. In diesem Spiel war alles möglich.“

    Eine knappe Viertelstunde reicht dem Bundesligisten, um zwischen der 15. und der 28. Minute durch Treffer von Nick Woltemade, Enzo Millot und Deniz Undav vorentscheidend auf 3:0 davonzuziehen. Die Bielefelder Courage wird von effektiv pressenden Stuttgartern bestraft, die Grenze zwischen Mut und Übermut ist schmal. Von nun an ist das Spiel lange Zeit eine große Schwaben-Show. Der Druck, sich zu blamieren ist weg. Der VfB spielt groß auf, vergibt jedoch allzu leichtfertig weitere Chancen. So wird es trotz Millots 4:0 in der 66. Minute nochmals spannend, nachdem Julian Kania mit dem ersten Ballkontakt nach seiner Einwechslung das 1:4 (82.), das erste Tor eines Drittligaspielers im DFB-Pokalfinale, erzielt und nur drei Minuten später ein Eigentor von Josha Vagnoman zum 2:4 führt. Fast fällt noch das 3:4, doch „wir sind nach den zwei Gegentreffern stabil geblieben und haben uns den Erfolg verdient“, sagt Hoeneß. „Ich möchte der Bielefelder Mannschaft großen Respekt ausdrücken - sie hat nicht aufgehört, zu rennen und Herz zu zeigen.“ Am Ende herrscht Freude allenthalben.

    Nach dem Schlusspfiff herrscht beim VfB „pure Ekstase“

    „Pure Ekstase“, sagt VfB-Kapitän Karazor. „Alle sind glücklich, alle wollen feiern, alle wollen trinken, alle wollen Spaß haben“, ergänzt Undav. Und Angelo Stiller, der die ersten drei VfB-Tore einleitet, träumt schon als kleines Kind von solchen Siegen. „Man spielt solche Spiele auf dem Bolzplatz nach. Das Hotelzimmer sehe ich heute bestimmt nicht mehr“, sagt er. Auch die Fans singen „Hey, was geht ab, wir feiern die ganze Nacht“.

    Auf der Pressekonferenz in den Katakomben des Olympiastadions erklärt dann VfB-Trainer Sebastian Hoeneß, warum er sich beim Feiern auf dem Rasen recht zurückhaltend gegeben hat. „Die Bühne gehört den Spielern. Sie sind es, die Spiele gewinnen. Und sie sind es, die den Pokal gewonnen haben“, sagt der 43-Jährige, ehe seine Jungs ihn beim Wort nehmen und die Bühne stürmen. „Wir haben den Pokal“, singen sie und verspritzen Sekt und Bier auf dem Podium. Hoeneß ergreift dankend die Gelegenheit und flüchtet mit seiner Mannschaft vor den Reporterfragen ins Berliner Nachtleben. Die Party kann beginnen.

    Die Stuttgarter machen sich am Tag nach dem Sieg mit ihrem Sonderflieger auf den Weg in die Heimat, wo sie sich nach einem Autokorso und der nächsten Fan-Feier auf dem Schlossplatz ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Auch die Bielefelder machen einen Festzug durch die Stadt und werden im Rathaus empfangen - nach einem DFB-Pokalfinale, das eigentlich keinen Verlierer hat.

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