Die kulinarische Definition eines Sandwichs dürfte jedem klar sein: ein beliebiger Belag aus Schinken, Käse, Tomate und Gurke, der zwischen zwei dünnen Brotscheiben zusammengepresst wird. So simpel, so langweilig. Weitaus spannender ist da schon die tiefenpsychologische Deutung, die dem Sandwich in den verschiedensten Bereichen gleichsam Wissenschaftsstatus verleiht.
Führungskräfte etwa nutzen gern die Sandwich-Methode, um zwischen zwei Scheibchen Lob eine dicke Portion Kritik zu servieren. Als Sandwich-Kind wird oft der mittlere Sprössling eines Dreier-Nachwuchses bezeichnet, dem gemäß sozialer Studien weitaus mehr Freiheiten eingeräumt werden als dem Geschwisterchen zuvor und danach. Die Erklärung: Eltern hätten beim Sandwich-Kind deutlich weniger Energie und Nerven, ihrem Erziehungsanspruch gerecht zu werden.
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Wie viel Sandwich-Wissenschaft in der Fußball-Bundesliga steckt, hat das Wochenende eindrucksvoll gezeigt. Vincent Kompany, Xabi Alonso und Niko Kovac halten es sicher für keine gute Idee mehr, eine schnöde Bundesliga-Partie zwischen zwei wegweisende Champions-League-Spiele zu pressen. Die Trainer aus München, Leverkusen und Dortmund sind mit ihren Spielphilosophien am Sandwich-Spieltag grandios gescheitert. Jeder auf seine Weise.
Kompany hatte sich für die Schonung seiner nahezu kompletten Königsklassen-Elf entschieden und erleben müssen, dass selbst die hochkarätig besetzte Ersatzbank des FC Bayern kein Garant dafür ist, gegen einen Abstiegskandidaten wie den VfL Bochum zu gewinnen. Alonso in Leverkusen veränderte sein Personal im Vergleich zur Champions-League-Niederlage gegen die Bayern nur punktuell, doch auch das brachte ihm gegen Bremen nichts Zählbares. Dafür umso schlimmer: einen verletzten Florian Wirtz, der am Dienstag im zweiten Champions-League-Duell gegen den FC Bayern fehlen könnte. Dabei war Wirtz nahezu der einzige, der im Achtelfinal-Hinspiel gegen die effizienten Münchner wirkungsvoll aufbegehrt hatte.
Gegen jeglichen Erziehungsauftrag immun zu sein, scheint Borussia Dortmund. Dem Team von Niko Kovac bescherte die Bundesliga-Pflicht nach und vor den Königsklassen-Duellen gegen den OSC Lille den FC Augsburg. Und wie so oft in letzter Zeit mangelte es den Schwarz-Gelben so an Motivation und Inspiration, dass der FCA mit grundsolidem Handwerk seinen ersten Sieg seit zehn Jahren im Signal-Iduna-Park feiern konnte.
Gleich drei Beispiele, die eindrucksvoll zeigen, dass erst der Belag für den richtigen Pfeffer im Sandwich sorgt. Man darf gespannt sein, wer von den Champions-League-Titelanwärtern den harten Brocken Bundesliga am besten verdauen kann.
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