AEV-Coach Mike Stewart im Interview: "Ich bin eher sauer als enttäuscht"
Panther-Trainer Mike Stewart über die Stimmung in der Kabine nach der Niederlage in München, die Entwicklung der Mannschaft und seine Zukunft.
Was haben Sie unmittelbar nach dem 0:2 gegen den EHC München in der Umkleide Ihrer Mannschaft gesagt?
Mike Stewart: Dass ich unheimlich Stolz bin auf jeden einzelnen. Das war die engste und beste Mannschaft, die ich je gecoacht habe. Jeder ist enttäuscht, aber in ein paar Tagen dürfen wir die Köpfe hoch tragen. Denn wir haben etwas geschafft, was richtig cool war. Die Spieler waren lernwillig, ihre Arbeitsmoral war ausgezeichnet und der Zusammenhalt unglaublich. Das ist der Grund, warum wir so weit gekommen sind.
Schildern Sie bitte die Reise der Mannschaft durch die Saison vom ersten Vorbereitungsspiel in Südtirol an.
Stewart: Ich habe nach den ersten sechs Partien gewusst, dass wir richtig gut sind. Alle anderen haben gesagt: Pah, die sind nicht spielfähig oder haben nur zwei Mal gewonnen oder was auch immer. Am Ende waren wir nur einen Tick weg vom Finale, das war eine gute Bestätigung für meine Einschätzung. Die Spieler haben von Anfang an unsere Kultur angenommen, waren ehrgeizig und bissig, vom ersten Testspiel an. Im Laufe der Saison ist es immer besser und besser geworden. Wir haben auch ein paar Phasen gehabt, in denen wir gewackelt haben. Aber der Glaube an uns war immer zu sehen und zu spüren. Letztendlich sind wir Dritter geworden, haben Spiel sieben gegen Düsseldorf gewonnen. Gegen den dreifachen Deutschen Meister München waren wir nah dran. Deswegen ist die Enttäuschung im Moment so groß.
Auch Nicht-AEV-Fans haben mit den Panthern mitgefiebert
Was hat gegen den EHC gefehlt, um sie zu schlagen?
Stewart: Die Chancen waren da, Matt White hätte in den ersten vierzig Minuten alleine drei Tore schießen können. München hat durch das 1:0 einen Schub bekommen. Wenn wir das erste Tor geschossen haben, dann haben wir gewonnen. Dann war auch Pech dabei, denn beim 0:2 ist der Puck von Brady Lamb Schlittschuh abgefälscht worden. Bis zum Schluss haben wir an einen Sieg geglaubt. Leider hat ein Tick gefehlt.
Nach der emotionalen Serie gegen Düsseldorf mit der Verletzung von Christoph Ullmann folgte ein Rekord-Halbfinale gegen München. Wie war die Stimmung in der Kabine, wenn die Anspannung bei allen abfällt?
Stewart: Still, leise, ich hatte Tränen in den Augen. Weil wirklich: Unser Ziel war es Meister zu werden. Wir waren nicht weit weg und es schmerzt, wenn du das allerletzte Ziel nicht erreichst. Ich habe jeden in der Kabine umarmt.
Zu seiner Zukunft beim AEV will Mike Stewart noch nichts sagen
Gefühlt haben nicht nur tausende AEV-Anhänger mit den Panthern gefiebert, sondern viele Sportfans haben dem Außenseiter Augsburg die Daumen gedrückt. Hat die Mannschaft das mitbekommen?
Stewart: Ja, wir haben das mitgekriegt. Die Leute haben uns Nachrichten geschickt und auch in Telefonaten habe ich das gehört. Unsere Fans hier in München waren lauter als die EHC-Anhänger. Das war unglaublich. Es war richtig cool. Und die Underdog-Story stimmt. Wir haben das nicht geglaubt. Wir haben geglaubt, dass wir die Favoriten sind. Das ist unsere Mentalität. Auch deshalb sind wir in dieser Saison so weit gekommen.
Mike Stewart: "Ich brauche etwas Zeit, um alles zu verdauen"
Sie werden bei den Kölner Haien als neuer Trainer gehandelt. War das siebte Halbfinale gegen München Ihr letztes Spiel hinter der Bande der Augsburger Panther?
Stewart: Wir werden in den nächsten paar Wochen intern alles besprechen. Mehr bin ich nicht bereit zu sagen.
Können Sie nach so einer Niederlage im siebten Halbfinale gegen München nachts schnell einschlafen?
Stewart: Nein. Ich kann nicht verlieren. So war ich als Kind schon. Wenn ich mit meinen Eltern und Freunden Karten gespielt habe, saß ich unter dem Tisch beim Plärren. Ich bin eher sauer als enttäuscht. Weil die Jungs so viel investiert und sie die Belohnung nicht bekommen haben. Ich weiß, objektiv bin ich nicht. Ich will nicht wie ein Vater zu meinen Spielern sein, sondern eher wie ein cooler Onkel, das gefällt mir. Die Spieler sind charakterlich eins plus. Zum Beispiel Marco Sternheimer: Was er als Rookie heuer gesehen hat, wird er durch seine ganze Karriere hindurch mitnehmen, was Zusammenhalt und harte Arbeit bedeuten. Die Spieler hatten auch eine Menge Spaß. Es ist schwer für mich, alles zusammen zu fassen, denn es ist alles so frisch. Ich brauche etwas Zeit, um alles zu verdauen.
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