Nach Ullmann-Verletzung: So gefährlich ist eine "verschluckte" Zunge
Als AEV-Profi Christoph Ullmann nach einem brutalen Check zu Boden ging, hatte er seine Zunge "verschluckt" und drohte zu ersticken. Ein Arzt reagierte genau richtig.
Neun Minuten blieb Christoph Ullmann bewusstlos auf dem Eis liegen. Eine dramatische Szene. Es geschah am Freitag im Spiel der Augsburger Panther gegen die DEG in Düsseldorf. Nach einem brutalen Check des DEG-Spielers John Henrion gegen den AEV-Stürmer knallte dieser mit dem Kopf gegen die Bande.
Ullmann drohte an seiner sogenannten verschluckten Zunge zu ersticken. Doch der DEG-Mannschaftsarzt Ulf Blecker und Panther-Physiotherapeut Oliver Rönsch reagierten schnell und retteten ihm das Leben. Mittlerweile geht es ihm wieder besser, er zog sich jedoch eine Gehirnerschütterung zu und wird in den kommenden Halbfinalspielen fehlen. Doch wie erkennt man, dass jemand seine Zunge verschluckt hat? Und wie hilft man richtig?
Chefarzt Dr. Markus Wehler leitet die Notaufnahme am Augsburger Universitätsklinikums. Er erklärt im Interview, wie es dazu kommt und was man tun kann.
AEV-Spieler verschluckt Zunge und droht zu ersticken - wie hilft man?
Herr Dr. Wehler, wie erkennt man eigentlich, dass jemand seine Zunge verschluckt hat?
Dr. Markus Wehler: Zunächst sagt man das so umgangssprachlich. Jedoch kann man seine Zunge nicht verschlucken, sie ist angewachsen. Sie ist ein größerer Muskel, der bis hinten in den Hals hinunter reicht. Bei Bewusstlosigkeit kann der Muskel erschlaffen, er verliert seine Spannung. Die Zunge sinkt zurück in den Hals und versperrt die Atemwege. Das erkennt man dann, wenn der Betroffene bewusstlos auf dem Rücken liegt und anfängt zu röcheln.
Was muss man dann tun?
Wehler: Der Betroffene muss aus der Rückenlage in die stabile Seitenlage gebracht werden. Durch die veränderte Kopflage rutscht die Zunge wieder nach vorne. Dadurch werden die Atemwege frei und er bekommt wieder ausreichend Luft. Eine andere Methode wäre, den Kopf zu überstrecken oder an die Zähne zu greifen und den Unterkiefer nach vorne zu ziehen.
Was kann im schlimmsten Fall passieren?
Wehler: Der Betroffene erstickt oder aber die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn kann beeinträchtigt werden, was bleibende Schäden zur Folge haben kann.
Der Düsseldorfer Mannschaftsarzt sagte, die Zunge musste aus dem Hals, aber es bestand das Risiko, dass Ullmann beim Herausholen eine Querschnittslähmung erleidet. Wie war das gemeint?
Wehler: Bei Kontaktsportarten wie Fußball, Handball oder eben Eishockey ging ja ein heftiger Schlag oder Sturz voraus. Liegt der Betroffene auf dem Rücken und röchelt, sollte es natürlich schnell gehen. Doch da man als Notarzt keinen Röntgenblick hat, kann man nicht sagen, ob der Halswirbel möglicherweise beschädigt ist. Versucht man jetzt alleine den Betroffenen in die stabile Seitenlage zu bringen, kann man den Halswirbel oder das darin verlaufende Rückenmark weiter verletzen und eine Lähmung verursachen.
Und wie reagiert man dann richtig?
Wehler: Am besten man bringt den Betroffenen mit mehreren Personen in die Seitenlage. Dabei halten alle den am Boden liegenden so, dass er achsengerecht bleibt. Sprich, einer hält den Kopf, der andere die Beine und einer den Körper und dann wird der Betroffene zusammen gedreht. Das sollte man auch bei verunglückten Motorradfahrern machen. (dwo)
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