So will sich der AEV in der CHL aus dem Tief schießen
AEV-Führungsspieler Brady Lamb sieht das CHL-Heimspiel gegen Liberec als Chance für einen Neustart. Ein Sieg garantiert Erfolg - und Schwung für den Liga-Alltag.
Solche Fouls begeht Brady Lamb eher selten. In Iserlohn setzt der 100-Kilo-Mann einen Check an und wuchtet seinen Gegenspieler unabsichtlich mit dem Kopf gegen die Bande. Der 31-Jährige bekommt zwei Strafminuten wegen Bandenchecks aufgebrummt. Lamb ist für sein cleveres Spiel bekannt, für harte Checks und präzise Schüsse von der blauen Linie. Aber auch dem Führungsspieler unterläuft mal ein Fehler. Und weil sich die kleinen Missgeschicke summieren, läuft es bei den Panthern in der Deutschen Eishockey–Liga im Moment nicht.
Die Mannschaft steckt im Tief, weil die Spiele gerade nach dem immer gleichen Muster laufen: Früher Rückstand, Aufholjagd und dann doch eine knappe Niederlage. So war es am Freitag beim 1:2 zu Hause gegen Berlin. So lief es in Iserlohn. Nach einem 0:3-Rückstand glichen die Gäste zum 3:3 aus, um dann 3:5 zu verlieren. Der Kanadier aus Calgary spielt bereits seine sechste Saison in Augsburg. Der Führungsspieler und Assistent von Kapitän Steffen Tölzer weiß, woran es liegt: „Man kann nicht ständig einem Rückstand hinterherlaufen, aber genau das tun wir in jedem Spiel. Das kostet zu viel Kraft. Das geht auf Dauer nicht gut.“ Mit acht Punkten aus neun Spielen ist die Mannschaft auf den zwölften Rang in der Deutschen Eishockey Liga abgerutscht.
In Europa sind die Augsburger Panther erfolgreich unterwegs
Jetzt soll die Champions Hockey League, in der der älteste Eislaufverein Deutschlands zum ersten Mal in seiner 141-jährigen Geschichte teilnimmt, die Wende bringen. „Ein Spiel und ein Sieg außerhalb der Liga, das wäre ein perfekter Neustart für uns“, wünscht sich Brady Lamb vor dem Heimspiel am Dienstag um 19.30 Uhr gegen Bili Tygri Liberec.
Denn im Gegensatz zum DEL-Alltag sind die Panther in Europa außergewöhnlich erfolgreich unterwegs. Nach Siegen gegen die Belfast Giants (3:2 n. V., 3:1) und Luleå Hockey (3:2 n. P.) sowie lediglich einer Niederlage gegen das schwedische Spitzenteam Luleå (1:3) rangiert die Mannschaft von Trainer Tray Tuomie auf Platz zwei hinter den Schweden. Der Rang würde in der Endabrechnung reichen, um ins Achtelfinale einzuziehen. Die erste K.-o.-Runde wird am 12./13. sowie am 19./20. November ausgetragen.
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Mit einem Heimsieg, egal ob regulär, nach Verlängerung oder Penaltyschießen gegen die Tschechen wäre der erste und größte internationale AEV-Erfolg perfekt. Dann könnte das letzte CHL-Gruppenspiel am 16. Oktober in Liberec zur Partytour umfunktioniert werden. Den Fans wäre es recht. Ein Sonderzug in das frühere Reichenberg, das eine Partnerstadt von Augsburg ist, ist seit Wochen mit über 750 Reisenden ausgebucht. Die AEV-Anhänger sind heiß auf Europa. Bereits in Belfast unterstützten rund 1500 AEV-Fans ihr Team und sorgten für positives Aufsehen in der nordirischen Stadt. Der Anhang ist hungrig auf die CHL, die Panther sind es auch. „Wir wollen jedes Spiel gewinnen und weiterkommen“ wünscht sich Lamb.
AEV-Gegner Liberec ist Tabellenführer in Tschechien
Allerdings erwartet den DEL-Zwölften der dickste Brocken in der CHL. Liberec führt die tschechische Extraliga mit 19 Punkten aus acht Partien an. Erst die größte lebende Eishockey-Legende Tschechiens stoppte am vergangenen Samstag die Siegesserie der Mannschaft von Trainer Patrick Augusta. Der ehemalige NHL-Star Jaromir Jagr schoss zwei Tore, darunter den Siegtreffer zum 5:3 von Aufsteiger Kladno gegen Liberec. Anschließend sang der 47-Jährige Jagr, dem der Klub seiner Geburtsstadt Kladno gehört, mit den Fans die Lieder aus der Kurve. Am Sonntag feierte Liberec mit 2:0 gegen den HC Olomouc den siebten Saisonsieg und verteidigte die Tabellenführung.
Während die weißen Tiger auftrumpfen, suchen die Panther den Weg aus dem Tief. Brady Lamb weiß, wie es gehen soll: „Wir müssen noch härter arbeiten. Und endlich mal in Führung gehen. Vielleicht ist ein CHL-Spiel genau das, was wir jetzt brauchen.“
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