Warum die Panther jetzt Badminton spielen
Die Eishockeyspieler verlegen ihr Training auf den Badmintonplatz. Die Jagd nach dem Federball soll später auf dem Eis helfen. Torwart Boutin hat dafür ein großes Vorbild.
Simon Sezemsky riskiert alles: Der Verteidiger der Augsburger Panther hechtet an den Rand des Spielfeldes und stößt dabei beinahe gegen einen Hallenpfeiler. Die Mühe ist allerdings vergeblich. Sein Mitspieler Hans Detsch sagt lachend: "Hey, reiß die Halle nicht ab." Auf dem Eishockeyfeld würden die beiden wohl nicht so locker mit einem Gegentor umgehen – doch statt in der DEL gehen die Panther an diesem Tag in der Badmintonhalle auf Punktejagd. Im Sportcenter TBS Wünschig in Haunstetten treffen sich die AEV-Spieler während der Sommerpause einmal pro Woche zum Training. Athletiktrainer Sven Herzog erhofft sich von den Einheiten mit dem kleineren Schläger positive Effekte für die Eishockeysaison.
Bei der jüngsten Einheit waren neben Detsch und Sezemsky auch Torwart Jonathan Boutin, Neuzugang Daniel Schmölz, Alexander Thiel sowie Thomas Holzmann dabei – und hatten sichtlich ihren Spaß. Für Herzog steht der aber nicht im Vordergrund: "Klar sollen die Jungs das auch gerne machen, es soll eine Abwechslung zum Trainingsalltag sein. Das ist aber wirklich nicht alles." Der AEV-Fitness-Chef will durch die Einheiten mit dem bespannten Schläger etwa eine höhere Beweglichkeit bewirken: "Beim Badminton werden die ersten zwei, drei Schritte immer wieder gefordert – die sind es auch, die auf dem Eis den besseren Antritt ausmachen." Die Wettkampf-Situation, die während einer Partie Badminton entsteht, lasse sich laut Herzog kaum im Training herstellen.
Dazu kommen noch einige andere Auswirkungen: Die Hand-Augen-Koordination werde geschult, die Kondition verbessert und nicht zuletzt sei das Verletzungsrisiko um einiges geringer als bei anderen Schlägersportarten wie Tennis. Vorausgesetzt, man schrammt nicht wie Sezemsky bei einem Hechtsprung knapp an einem Hallenpfeiler vorbei. Das lasse sich auch nachweisen, sagt Herzog: "Vergangene Saison haben wir Agilitätstests gemacht. Darin haben vor allem die Spieler gut abgeschnitten, die beim Badminton dabei waren."
Panther-Torhüter Jonathan Boutin hat Badminton-Talent in den Genen
Einer, der dabei mit die besten Werte hatte, macht auch am Netz eine erkennbar gute Figur: Torwart Jonathan Boutin. Der 32-Jährige sei "bei der Fußarbeit extrem schnell", sagt Herzog. Der Goalie lacht, als er darauf angesprochen wird: "Ein bisschen komisch ist es schon, wenn man das Eishockeyspiel so verinnerlicht hat. Ich will manchmal noch nach dem Laufen abbremsen, wie ich das auf dem Eis auch immer tun muss." Für den Kanadier ist es im Gegensatz zu vielen seiner Mitspieler keine neue Erfahrung gewesen, auf einen Federball zu schlagen: "In meiner Kindheit habe ich viel Badminton gespielt – auch deshalb, weil man Vater Alain darin recht gut war." Recht gut heißt in diesem Fall, dass Boutin senior zeitweise zu den besten Aktiven seines Landes gehörte und zweimal kanadischer Badminton-Meister wurde.
Nach Ansicht von Stefan Wünschig von der Betreiberfamilie stellen sich die Panther allgemein nicht schlecht an. Als er die Trainingseinheit in seiner Halle begutachtet, sagt er: "Das sieht sehr gut aus, sehr athletisch natürlich. Bei ein paar Dingen merkt man aber schon, dass sie hauptsächlich in einer anderen Sportart unterwegs sind." So würde kein Badmintonspieler ein Käppi tragen, weil dieses das Sichtfeld nach oben etwas einschränken würde, auch der Bewegungsablauf wirkt bei manchen etwas ungewöhnlich. "Das ist aber normal, weil sie eine völlig andere Ausholbewegung bei den Schlägern gewohnt sind."
Am spannendsten wird es bei den Panthern dann, wenn im Juli das interne Badminton-Turnier ansteht. Bei dieser Gelegenheit treten die Spieler auch gegen ihren Trainer Mike Stewart an, der ebenfalls regelmäßig spielt. Stürmer Thomas Holzmann sagt dazu mit einem Augenzwinkern: "Wir werden sehen, was das gebracht hat. Der weiß schon, dass er einiges nachzuholen hat."
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