Wie Stürmer Drew LeBlanc das Spiel der Panther bestimmt
Der Amerikaner war nicht nur wegen der zwei Treffer beim 4:3-Erfolg gegen den EHC München der entscheidende Mann im Team des AEV. Was sein Spiel ausmacht.
Der häufigste Stürmertyp im Eishockey ist der Torjäger. Manche sind es und treffen aus fast allen Lagen, andere wollen es zumindest sein. Dann gibt es noch die Kategorie Defensiv-Stürmer. Das macht nicht jeder gerne, aber wenn man seine Nische im Team finden will und der Trainer es fordert, dann arbeitet dieser Angreifer eben vornehmlich nach hinten. Und dann kommt die seltene Spezies, der Drew LeBlanc angehört. Der Techniker, der selbst dann noch weiß, wo er die Scheibe am Schläger oder zwischen den Schlittschuhen hat, wenn er vom Gegner hart in die Bande gerammt wird. LeBlanc will nicht in erster Linie Tore schießen. Der US-Amerikaner aus Hermantown liebt es, seine Mitspieler einzusetzen, genießt es, den genialen Pass zu spielen, das Spiel zu lenken. Deshalb sind seine Mannschaftskollegen so erstaunt, als sie die Szene des zweiten Play-off-Halbfinale gegen München in der 43. Minute sehen.
Drew LeBlanc überrascht auch seine Panther-Kollegen hin und wieder
LeBlanc und sein Außen Adam Payerl laufen auf einen EHC-Verteidiger zu - eine klassische zwei-gegen-eins-Situation im Eishockey, die im Training hundertfach geübt wird. Das übliche Muster wäre gewesen, dass der scheibenführende Mann LeBlanc den Verteidiger auf sich zieht und dann im letzten Moment auf den freien Mitspieler passt. Doch ganz entgegen seine Gewohnheit schießt der 29-Jährige fast ansatzlos aus dem Handgelenk. Münchens Schlussmann und Pyeongchang-Silberheld Danny aus den Birken bringt seine Fanghand nicht schnell genug nach oben und der Puck schlägt im rechten Torwinkel ein. Wieder bricht der Jubel-Orkan im Curt-Frenzel-Stadion los. 3:2 für den AEV, auch auf der Spielerbank reißen die Kollegen die Arme nach oben. Stürmerkollege Daniel Schmölz schildert den Moment: „Unsere ganze Bank hat sich gewundert, dass er geschossen hat. Denn normal passt er schon gerne.“
Doch das ist noch nicht alles an diesem Eishockey-Festabend im Curt-Frenzel-Stadion. Der Center bietet am Freitag die komplette Show. Als Sahnehäubchen trifft LeBlanc 26 Sekunden vor Schluss zum 4:3-Endstand und die Augsburger Panther zwingen den Favoriten erstmals in dieser Serie in die Knie. „Bei einem 0:2-Rückstand wäre der Berg schon hoch gewesen, den wir hätten erklimmen müssen. Es ist gut, dass wir die Serie zum 1:1 ausgeglichen haben“, sagt der Mann mit der Nummer 19, der in der Punktrunde mehr als drei Mal so viele Vorlagen (34) als Tore (elf) geschossen hat. In den K.o.-Spielen gibt er plötzlich den Torjäger und rangiert mit fünf Treffern und vier Pässen auf Rang fünf der DEL-Rangliste.
LeBlanc genießt die Playoff-Halbfinalserie des AEV gegen den EHC München
Drew LeBlanc erzählt, warum er die Serie gegen den noch amtierenden Deutschen Meister genießt: „Es macht einfach Spaß, gegen München zu spielen, weil sie wie wir offensives Eishockey bevorzugen. Es geht rauf und runter.“ EHC-Coach Don Jackson ist kein Maurermeister, der hinten Beton anrührt und vorne auf den lieben Gott hofft. Nein, der frühere Stanley-Cup-Sieger setzt auf Offensive und und schnelle Attacken auf den Gegner. So wie Mike Stewart. In Spiel drei am Sonntag (14 Uhr) in der Olympia-Eishalle erwartet LeBlanc noch wütendere Angriffe der Bullen: „Sie kommen mit einer Welle nach der anderen. Wir müssen dem Sturm trotzen und defensiv wieder gut stehen.“ Hilfreich ist, dass Patrick McNeill, der offensivstarke Panther-Verteidiger nach seiner abgesessenen Sperre wieder die Schlittschuhe schnüren kann. Auch Scott Valentine, der härteste Checker im AEV-Team, könnte wieder dabei sein. Die Abwehr, die in Match zwei mit der Minimalbesetzung von sechs Spielern Schwerstarbeit verrichten musste, ist der Schlüssel zum Sieg in Spiel drei.
EHC-Trainer Don Jackson wirkte nach der Niederlage in Augsburg ein wenig angefressen und sagte genau zwei Sätze zum Spiel: „Wir haben ein gutes Spiel abgeliefert genau wie Augsburg. Wir waren nicht wirklich überrascht über das Ende, aber am Sonntag geht es weiter.“ Und dann muss nicht unbedingt die nächste LeBlanc-Gala folgen, damit Augsburg erstmals in Führung gehen könnte. Denn bisher zeichnet die Panther in den Play-offs aus, dass die Mannschaft ausgeglichen besetzt ist und viele Spieler die Akzente setzen können. Doch gegen einen weiteren Gala-Auftritt des amerikanischen Herrschers über den Puck hätte aus Augsburger Sicht niemand etwas einzuwenden.
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