Der Tag der Arbeit(slosigkeit) naht
Trotz teils üppiger Gehälter melden sich jedes Jahr am 1. Mai in ganz Deutschland zahlreiche Eishockeyprofis arbeitslos. Den Arbeitsagenturen sind die Hände gebunden
Es ist so. Schon lange. Fast jeder weiß es. Aber kaum einer will darüber sprechen. Wenn am 1. Mai wieder in ganz Deutschland der „Tag der Arbeit“ gefeiert wird, beginnt für viele Eishockeyprofis die Zeit der Arbeitslosigkeit. Wie jedes Jahr. Die Saison in der Deutschen Eishockey-Liga ist beendet und damit laufen auch die Verträge der meisten Spieler aus. Neun Monate sind Eishockey-Profis in Deutschland in der Regel bei ihren Vereinen angestellt, für die restlichen drei Monate des Jahres gehen viele von ihnen stempeln. Das ist gängige Praxis im Eishockeygeschäft, mit wenigen Ausnahmen.
„Es ist richtig, dass sich einige Eishockeyspieler jedes Jahr zur Sommerpause arbeitslos melden. Sie werden bei uns dann behandelt wie jeder andere Saisonarbeiter auch“, erklärt Peter Kundinger von der Arbeitsagentur in Ingolstadt. Dort klopfen jedes Jahr aufs Neue Profis des hiesigen ERC Ingolstadt an, um für drei Monate Arbeitslosengeld zu beantragen. Wie viele Panther die Unterstützung des Staats in Anspruch nehmen, darf er nicht sagen. Fragt man beim ERC nach, trifft man ebenfalls auf eine Mauer des Schweigens. Nicht anders sieht es bei den Spielern aus.
Bis zu 2291 Euro monatlich können sich die Sportler in ihrer Sommerpause über die Staatskasse „hinzuverdienen“. Viele von ihnen tun es und stocken damit ihr Gehalt auf, das ihnen der Verein überweist. Im Schnitt verdient ein Eishockeyprofi in Deutschlands höchster Liga geschätzt zwischen 60.000 und 80.000 Euro netto für eine Saison – offizielle Zahlen dazu gibt es nicht. Für die Höhe des Gehalts ist es egal, ob der Vertrag nun über neun oder zwölf Monate geht.
„Moralisch möchte ich das nicht bewerten. Aber aus Sicht der Arbeitsagentur wäre es wünschenswert, wenn die Spieler ganzjährig bei ihren Vereinen angestellt werden würden“, sagt Pressesprecher Kundinger. Doch das scheitert oftmals an den Spielern selbst. Aus informierten Kreisen erfährt man, dass aktuell nur ein einziger Profi des ERC Ingolstadt mit einem Kontrakt über die vollen zwölf Monate eines Jahres ausgestattet ist: Nationalspieler Thomas Greilinger, der Topverdiener des Vereins.
Nach Informationen der Neuburger Rundschau sollen anderen deutschen Spielern in Ingolstadt ähnliche Verträge – zumindest die Laufzeit betreffend – angeboten worden sein und diese hätten dankend abgelehnt. Für sie ist der 1. Mai gleichbedeutend mit dem „Tag der Arbeitslosigkeit“.
Der Arbeitsagentur sind dann die Hände gebunden. Rechtlich steht den Sportlern die Unterstützung vom Staat zu, wenn sie sich an bestimmte Auflagen halten. So dürfen sie beispielsweise nicht länger als drei Wochen in Urlaub fahren, ohne mit Abzügen beim Arbeitslosengeld rechnen zu müssen. Ab sechs Wochen gibt es gar keinen Cent mehr. Einige Spieler, vor allem ausländische, entscheiden sich trotzdem für den mehrwöchigen Urlaub in der Ferne und verzichten auf das Arbeitslosengeld. Andere unterwerfen sich den Bedingungen der Arbeitsagentur und lassen sich dafür den ein oder anderen Kurzurlaub staatlich versüßen.
Erst im September des vergangenen Jahres berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung über diese Thematik. Auch sie tat sich schwer, gesprächsbereite Beteiligte zu finden. Einer von ihnen war damals der ehemalige Nationaltorhüter Dennis Endras. „Es ist zwar immer ein blödes Gefühl, wenn man aufs Arbeitsamt gehen muss. Aber man muss halt nehmen, was man kriegt“, soll der frühere Spieler der Augsburger Panther gesagt haben. Damit sprach er laut aus, was die meisten anderen nur leise denken. "Kommentar
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