Der (noch) verhinderte Kanonier
Patrick Cannone war bei den Panthern als Center für die erste Sturmreihe eingeplant. Warum der 32-Jährige den Ansprüchen noch nicht gerecht wird. Heute in Wolfsburg
Es ist wohl nicht überzogen zu sagen, dass Larry Mitchell schon seit Längerem ein Fan von Patrick Cannone ist. Ein richtiger „Lenker und Denker“ sei er, schwärmt der ERCI-Sportdirektor. Einer, der „mit seinen Händen und seiner Übersicht“ die Mitspieler einsetzen könne. Ein rechtsschießender Mittelstürmer obendrein. Bei Kaderplanern in der DEL also so dringend gesucht wie talentierte (und bezahlbare) deutsche Spieler.
Und so flog Mitchell, damals noch als Manager von Augsburg und Straubing, Jahr für Jahr nach Nordamerika, um Cannone spielen zu sehen. Und Jahr für Jahr signalisierte sein Agent: Keine Chance, sein Klient sei nicht interessiert an einem Wechsel nach Europa.
Nun ist es wohl auch nicht überzogen zu sagen, dass Mitchell eine entsprechend hohe Erwartungen hatte, als er Cannone in diesem Sommer doch zu einem Wechsel über den großen Teich nach Ingolstadt bewegen konnte – mit „einer Mannschaft, die um die Meisterschaft spielt“, wie Cannone verrät, dem richtigen Timing und einem deutlich dickeren Geldbeutel als noch in Augsburg oder Straubing. Mitchell hat sich die Verpflichtung seines Königstransfers wohl viel kosten lassen. In der Vorsaison war Cannones Vertrag in der zweitklassigen American Hockey-League auf 225000 US-Dollar dotiert.
Ein paar Monate später muss Mitchell konstatieren: „Pat ist noch nicht angekommen in der DEL.“ Cannone, geholt als Center der ersten Reihe, läuft aktuell in der nominell dritten Angriffsformation auf. Er gewinnt wenige Bullys, hat nur einen Treffer erzielt – „und das trotz der vielen Eiszeit in Überzahl“, rügt Trainer Doug Shedden.
„Ich könnte sicherlich mehr Tore schießen und dem Team auch defensiv mehr helfen“, sagt der Stürmer aus Long Island im US-Bundesstaat New York. Während er sich nach gut dreieinhalb Monaten in Deutschland inzwischen eingelebt habe („Meine Frau und ich beginnen, die Sprache und Kultur zu verstehen. Der Lifestyle hier ist etwas entspannter. Der Sonntag, zum Beispiel. Da ist alles ruhig. Großartig!“), sei ihm die Umstellung auf die größere Eisfläche in Europa schwerer gefallen. „Hier will man die Scheibe kontrollieren. In Nordamerika spielst du sie einfach tief, wenn sich nichts anderes ergibt“, erklärt Cannone.
Der 32-Jährige besticht bisher eher durch die kleinen Dinge: Intelligente Blocks, um den Gegner ins Abseits zu stellen oder auch das gute Auge für den jeweiligen Mitspieler (zehn Vorlagen). Doch fehlt ihm teilweise die Bindung zum Spiel. „Ich versuche noch, die richtige Reihe für ihn zu finden“, sagt Shedden, der sich aber wie Mitchell und auch Cannone selbst sicher ist, dass „er eine bessere zweite Saisonhälfte haben wird.“
In seinen sieben Jahren in der AHL punktete Cannone stets zuverlässig (497 Partien, 106 Tore, 174 Vorlagen). In der vorletzten Saison feierte er im stolzen Alter von 30 Jahren gar sein Debüt in der National Hockey-League (NHL) für die Minnesota Wild (wenn auch nur ein einwöchiges Intermezzo mit drei Partien). Wie nun auch in Ingolstadt, gehörte er häufig dem Kapitänsstab seiner Teams an. Als Spielführer der Chicago Wolves (AHL) blockte Cannone einst einen Schlagschuss mit der Hand. Er spielte durch. Ohne Murren. Die Röntgenuntersuchung im Anschluss ergab: Sein Finger war gebrochen! „Ich will immer mit positivem Beispiel vorangehen“, sagt Cannone. Das schätzt auch sein Coach: „Pat ist ein echter Profi. Er ist immer positiv und unterstützt seine Kameraden auf der Bank. Seine Zahlen sind bisher vielleicht enttäuschend“, sagt Shedden, um zu ergänzen: „Seine Person ist es nicht.“
lPersonal: Während Sean Sullivan seinen Vertrag in dieser Woche um ein Jahr verlängerte, ist die Zukunft von Colton Jobke weiter ungewiss. Der Verteidiger besitzt noch einen Tryout-Vertrag bis Ende November. „Wir werden uns zeitnah entscheiden“, sagte Panther-Sportdirektor Larry Mitchell. Eine Tendenz gebe es noch nicht
lAufstellung: „Unser einziges Problem ist, dass Maury Edwards’ Frau gerade in den Wehen steckt“, sagte Trainer Doug Shedden vor der Abreise zur Auswärtspartie am Freitag in Wolfsburg (19.30 Uhr). Der Einsatz des Verteidigers sei deshalb fraglich. Sicher aussetzen werden Benedikt Kohl (nach Verletzung noch nicht spielbereit) und Petr Taticek (überzählig). Das Gehäuse wird Jochen Reimer hüten.
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