Drei Premieren beim ERC Ingolstadt
Erstmals kommt es zu einer Play-off-Serie gegen Augsburg. Stürmer Wayne Simpson sichert sich durch ein Drei-Punkte-Spiel gegen Wolfsburg den Topscorer-Titel in der DEL. Jonas Stettmer feiert sein Debüt
Wolfsburg oder Augsburg? Dass der ERC Ingolstadt in dieser Saison in die „Knochenmühle“ Pre-Play-offs muss, stand bereits am Freitagabend nach der wenig überzeugenden Vorstellung in Bremerhaven, die mit einer 2:4-Niederlage endete, fest. Die einzig offene Frage vor dem letzten Hauptrunden-Match am Sonntagnachmittag in der Saturn-Arena gegen die Grizzlys Wolfsburg lautete daher aus ERCI-Sicht: Würde es in der am Mittwoch in Ingolstadt beginnenden „Best-of-three“-Serie gegen die Niedersachsen oder den bayerischen Rivalen aus der Fuggerstadt gehen?
Um Punkt 16.23 Uhr stand schließlich fest: Es kommt zum ersten „Panther-Duell“ in der Geschichte der DEL-Play-offs. Nachdem die bis dato siebtplatzierten Nürnberg Ice Tigers in ihrem Heimspiel gegen die Düsseldorfer EG „nur“ zu einem 3:2-Erfolg nach Verlängerung gekommen waren, zogen die Oberbayern durch ihren 5:3 (0:0, 2:1, 3:2)-Erfolg gegen Wolfsburg quasi auf der Zielgeraden noch an den Franken vorbei und belegen zum Ende der Punktrunde Rang sieben. Dass Augsburg diese als Zehnter beenden würde, stand bereist vor dessen 4:1-Erfolg gegen die Kölner Haie fest.
Ex-Augsburger Hans Detsch freut sich auf das Duell
„Ich habe bereits in der Kabine einigen Jungs aus Augsburg geschrieben, dass sie in den Spielen den Kopf oben halten sollen. Mal schauen, welche Antworten da zurückkommen“, lachte Angreifer Hans Detsch, der vor Saisonbeginn vom Lech an die Donau gewechselt ist, unmittelbar nach der Wolfsburg-Partie. Die Freude auf das Wiedersehen mit den Ex-Teamkollegen in der „heißesten Phase der Saison“, sei für ihn „dementsprechend groß. Sowohl in Ingolstadt als auch Augsburg wird die Bude kochen. Ich denke, dass das krasse Spiele mit viel Körpereinsatz von beiden Mannschaften werden“.
Einen ersten Vorgeschmack in Sachen Körpereinsatz bekam Panther-Schlussmann Timo Pielmeier schon im gestrigen Aufeinandertreffen mit den Grizzlys. Bereits nach 45 Sekunden (!) rutschte Wolfsburgs Angreifer Lucas Lessio nach einem Foulspiel von Verteidiger Fabio Wagner derart unglücklich in den ERCI-Goalie, dass dieser erst nahezu regungslos auf dem Eis liegen blieb, um dann – gestützt von Maury Edwards und Mannschaftsarzt Dr. Ramon Kral – in der Kabine zu verschwinden. Für die Schanzer ein „absoluter Schockmoment“ (Stürmer Wayne Simpson), zumal sie schon am Freitagabend in Bremerhaven mit Jochen Reimer ihren bis dato „Nummer-eins-Torhüter“ beim Warm-up aufgrund einer Unterkörperverletzung, die laut Headcoach Doug Shedden sogar das vorzeitige Saison-Aus Reimers bedeutet, verloren hatten.
Eintrag in die Geschichtsbücher des ERC Ingolstadt
Somit kam der erst 18-jährige Jonas Stettmer, der ansonsten in der DNL2-Truppe des ERC Ingolstadt zwischen den Pfosten steht, unverhofft zu seinem ersten DEL-Einsatz. „Ehrlich gesagt war ich schon ordentlich nervös, als mir Doug Shedden zugerufen hat, dass ich mich bereit machen soll“, verriet der Debütant. Nach „ein paar aufmunterenden Worten von meinen Mannschaftskameraden“ sowie lautstarken Fangesängen (Stettmer: „Das war schon überragend, wie mich die Anhänger empfangen haben.“) ging es dann auch schon los. „Das Wichtigste war, dass ich gleich den ersten Schuss parieren konnte. Danach war die Nervosität fast wie weggeblasen“, so Stettmer, dessen Premiere und zugleich Eintrag in die ERCI-Geschichtsbücher (Stettmer ist der erste Spieler aus dem eigenen Nachwuchsbereich, der in der Deutschen Eishockey-Liga zum Einsatz kam) nach rund zehn Minuten und einem halben Dutzend gehaltener Schüsse jedoch schon wieder beendet war. Der Grund: Pielmeier kam zur großen Erleichterung wieder aus der Panther-Kabine zurück und übernahm seinen angestammten Platz im ERCI-Kasten.
Doch was war genau passiert? „Nach diesem Zusammenprall hatte ich den Eindruck, dass im Bereich des Unterkörpers etwas nicht stimmt. Daher bin ich vom Eis gefahren, um mich von unseren Ärzten kurz durchchecken zu lassen“, berichtete Pielmeier, der schließlich von der medizinischen Abteilung „grünes Licht“ bekam. „Nachdem ich ja vor der Begegnung in Bremerhaven längere Zeit nicht zum Einsatz gekommen bin, war es für mich extrem wichtig, vor den Pre-Play-offs nochmals Spielpraxis zu sammeln, um weiter meinen Rhythmus zu finden. Deshalb wollte ich auch unbedingt wieder zurück.“
Tim Wohlgemuth und Wojciech Stachowiak beim ERC Ingolstadt fraglich
Während die Einsätze von Tim Wohlgemuth (musste in Bremerhaven angeschlagen vom Eis) und Wojciech Stachowiak (erwischte es am Sonntag gegen Wolfsburg) für den Pre-Play-off-Auftakt am Mittwoch (19.30 Uhr) in der Saturn-Arena gegen Augsburg noch fraglich sind, kann Trainer Doug Shedden neben Pielmeier auch auf die Offensiv-Künste von Wayne Simpson setzen. Mit seinen drei Punkten (zwei Tore, einen Assist) gegen Wolfsburg zog der Panther-Stürmer in der DEL-Scorerwertung noch an Krefelds Chad Kostello (54 Punkte) vorbei und sicherte sich mit 56 Zählern die „Krone“. Nie zuvor war dies einem Ingolstädter Profi in der DEL gelungen.
„Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir das völlig egal wäre. Aber auch heute haben es mir meine Sturmpartner Brett Olson und Mike Collins einfach gemacht“, meinte Simpson. Zudem sei es wichtig gewesen, „dass wir das Match gegen Wolfsburg gewinnen, um dann mit einem guten Gefühl in die kurze Pre-Play-offs-Serie gegen Augsburg zu gegen.“ Dort erwartet der 30-jährige US-Boy ein „hochintensives“ Duell. „Dass wir in der Hauptrunde alle vier Partien zu unseren Gunsten entscheiden konnten, ist zwar schön und motiviert uns. Ich weiß aber auch, dass diese Aufeinandertreffen extrem eng und spannend waren. Daher werden wir uns auf einen harten Kampf einstellen“, so Simpson.
ERC Ingolstadt: Pielmeier (1. Stettmer/11. Pielmeier) – Seigo, Sullivan; Edwards, Wagner; Jobke, Friesen; Schütz – Detsch, Höfflin, Mashinter; Collins, Olson, Simpson; Elsner, Findlay, Foucault; Bailey, Olver, Stachowiak. – Tore: 1:0 Höfflin (29.), 2:0 Simpson (37.), 2:1 Aagaard (40./SH), 3:1 Olson (41./PP), 3:2 Machacek (51./PP), 4:2 Simpson (52.), 4:3 Aubin (55.), 5:3 Sullivan (60./EN). – Zuschauer: 4232.
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