
1:4 gegen Berlin: Es wird persönlich!

Nach dem 1:4 gegen Berlin und der siebten Heimpleite im neunten Spiel spricht Trainer Doug Shedden offen über seinen wackelnden Stuhl
Und plötzlich stand es 0:0. Acht Minuten vor Schluss. Jubel in der Saturn-Arena. Das kommt bei torlosen Eishockey-Spielen nicht allzu oft vor. Die ganze Halle hüpfte. Mit dem Rücken zum Spielgeschehen. Denn eigentlich lag der ERC Ingolstadt zu diesem Zeitpunkt bereits mit 1:4 (1:2, 0:2, 0:0) gegen die Eisbären Berlin zurück. Und weil an diesem Freitagabend gar nichts klappte, streikte dann eben auch noch der Videowürfel und stellte die Partie auf Null.
Die Panther des ersten Drittels – ohne die überzähligen Hans Detsch und Petr Taticek – erinnerten erschreckenderweise an die defensiv aufgeschreckten Abwehrreihen der frühen Saisonphase. Fehlpass-Staffetten, schlechte Wechsel, viel zu viel Raum für die Gäste. Das rächte sich dann spätestens, als die Eisbären nach einer Strafe gegen den ERCI noch mehr Platz in der Panther-Zone bekamen. Austin Ortega staubte nach zuvor schon gefährlichen Abschlüssen zum 1:0 ab (8.) - und netzte acht Minuten später mit einem Schuss in den Winkel zum zweiten Mal ein. Die Hausherren hatten sich zuvor nicht befreien können. Der ERC Ingolstadt hätte gut und gerne mit einem höheren Rückstand in die Pause gehen können. Doch Brandon Mashinter traf kurz vor der Sirene das hintere Gestänge des Gästekastens – 1:2 (18.), schmeichelhaft!
Zweites Drittel: Ingolstadt jetzt offensiv bemühter, hinten aber weiterhin offen. Ging der erfolgreiche „Abfälscher“ von Pierre-Cedric Labrie (29.) noch als Gegentreffer durch, den man durchaus mal kriegen kann, liefen die Panther nur anderthalb Minuten später einmal mehr ins offene Messer. Lukas Reichel und Ryan McKiernan spielten Ingolstadts Jerry D’Amigo und Maury Edwards im Drei-auf-Zwei Konter Knoten in die Beine. James Sheppard profitierte – 1:4 (30.)!
Lange sollten die 3739 Zuschauer in der Saturn-Arena auf ein Zeichen ihrer Mannschaft warten. Auf dem Eis, wo die Schanzer kopflos anrannten. Und an der Bande, auf der Trainer Doug Shedden selbst während des Powerbreaks gewohnt stoisch und mit verschränkten Armen hin und her trabte und das Debakel über sich ergehen ließ. Es sollten keine Tore mehr fallen, weil der ERCI kopflos anlief. Und weil Berlin durchwegs kompakt spielte.
„Wenn wir überhaupt etwas Positives aus dem Spiel ziehen wollen, dann, dass wir am Ende Emotionen gezeigt haben“, sagte Panther-Verteidiger Colton Jobke. Mashinter und Labrie lieferten sich nach einer Torraumszene kurz vor Schluss noch einen Fight. Auch den gewann Berlin. Bezeichnenderweise.
Begleitet von einem Pfeifkonzert schlichen die Panther in ihre Kabine. Wie ernst die Situation beim ERC Ingolstadt nach sieben Heimniederlagen in neun Partien ist, zeigte sich daran, dass Coach Doug Shedden bei der Pressekonferenz zwischenzeitlich auf Deutsch wechselte: „Die Spielers muss mehr arbeiten, for sure.“ Shedden wirkte danach angefasst, betroffen: „Langsam wird es persönlich. Wo ist die Intensität? Am Sonntag in Krefeld (14 Uhr) müssen wir gewinnen. Ich bin ehrlich: Ich weiß nicht, ob ich solch eine Heimserie schon einmal in meiner Trainerkarriere erlebt habe.“ Und diese ist schon fast 30 Jahre alt. Shedden weiß, wie das Business läuft: „Es ist einfacher, einen Trainer zu entlassen als 20 Spieler. Wenn die Jungs einen Wechsel wollen, müssen sie so weitermachen. Dann bekommen sie ihn.“
ERC Ingolstadt: Pielmeier – Edwards, Sullivan; Wagner, Koistinen, Friesen, Jobke; Schütz – D’Amigo, Bailey, Mashinter; Simpson, Olson, Collins; Smith, Olver, Foucault; Elsner, Höfflin, Wohlgemuth. – Tore: 0:1 Ortega (8./PP), 0:2 Ortega (16.), 1:2 Mashinter (18.), 1:3 Labrie (29.), 1:4 Sheppard (30.). – Zuschauer: 3739.
Die Diskussion ist geschlossen.