
ERC-Profi Simon Schütz: Der Kämpfer im Kampfmodus

Plus Verteidiger Simon Schütz hat in der vergangenen Saison einen großen Schritt nach vorne gemacht. Daran wollte er eigentlich in dieser Spielzeit anknüpfen. Doch bislang ist ihm das noch nicht so recht geglückt.

Wenn man einen Blick auf die aktuelle Kaderliste des ERC Ingolstadt beziehungsweise die Dauer der Vereinszugehörigkeit der jeweiligen Akteure wirft, dann gehört Simon Schütz bereits zu den „alten Hasen“. Nach Kapitän Fabio Wagner (seit 2014) und Stürmer David Elsner (2015) ist „Schützi“, wie er von seinen Teamkollegen liebevoll genannt wird, trotz seiner gerade einmal 23 Jahre bereits der dienstälteste Profi des ERCI.
Nachdem er einst bei seinem Heimatverein EV Regensburg sämtliche Nachwuchs-Mannschaften durchlaufen sowie den Sprung in die Oberliga-Truppe geschafft und sich auch in den deutschen Jugend-Nationalteams einen mehr als ordentlichen Namen gemacht hatte, schlug der damalige Ingolstädter Manager Jiri Ehrenberger zu. In Eishockey-Kreisen galt die Verpflichtung des 17-jährigen Schütz als echter Coup! Zahlreiche andere DEL-Klubs hatten um die Gunst des Youngsters, der als riesengroßes Verteidiger-Talent des Jahrgangs 1997 und somit als Versprechen für die Zukunft galt, gebuhlt – und die Schanzer hatten letztlich den Zuschlag im Jahr 2015 bekommen.
ERC Ingolstadt: Vertrag von Schütz läuft bis 2022
Um das für einen Verteidiger „nur“ 1,79 Meter große Talent nicht zu „verheizen“, wurde es in der Saison 2015/2016 zunächst über weitere Oberliga-Einsätze für den EVR sowie regelmäßige DNL2-Partien für den einstigen Kooperationspartner ESV Kaufbeuren aufgebaut, ehe schließlich in der darauffolgenden Spielzeit 2016/2017 das ersehnte DEL-Debüt für den ERC Ingolstadt folgte. Welch immenses Potenzial die Ingolstädter Verantwortlichen um Ehrenberger damals in dem aufstrebenden und begehrten Jungstar sahen, zeigt allein schon die Tatsache, dass Schütz mit einem stolzen Fünf-Jahres-Vertrag, der noch bis 2022 läuft, ausgestattet wurde. Getreu dem Motto: The sky is the limit (übersetzt: Der Himmel ist die Grenze)!
Heute, im Januar 2021, sieht die Realität freilich etwas anders aus. War es für den nach wie vor überaus begabten gebürtigen Regensburger bis in den Herbst 2017 ausschließlich bergauf gegangen, musste er in den darauffolgenden Jahren die leidvolle Erfahrung machen, dass eine Profisport-Karriere oftmals einer Achterbahnfahrt gleicht. „So richtig einfach hatte ich es eigentlich während meiner bisherigen Zeit in Ingolstadt nie“, sagt Schütz durchaus nachdenklich.
Der erste große Rückschlag in seiner bisherigen „Bilderbuch-Karriere“ folgte im Oktober 2017, als er sich bei einem Einsatz für den ESV Kaufbeuren das Kreuzband riss. Für einen (Profi-)Sportler, dazu noch im jungen Alter von 19 Jahren eine regelrechte Horror-Verletzung. „Ich habe sicherlich eineinhalb bis zwei Jahre gebraucht, um wieder auf dem Stand zu sein, auf dem ich vor dieser Verletzung war“, berichtet Schütz. Nach seinem Comeback in der zweiten Hälfte der Saison 2018/2019, die schließlich mit 18 DEL- und 29 DEL2-Einsätzen endete, erklomm er dann in der vergangenen Spielzeit (endlich) die ersehnte nächste Sprosse auf der Karriereleiter. Unter dem Strich standen nicht nur 45 DEL-Partien für die Panther – vielmehr hatte sich Schütz unter den „Top Sechs“-Verteidigern mit starken Leistungen festgespielt. „Keine Frage, Simon hat in der Saison 2019/2020 einen wichtigen Schritt in seiner Entwicklung nach vorne gemacht“, berichtet Sportdirektor Larry Mitchell und ergänzt: „ Er hat seine Rolle im Team gefunden, diese gut umgesetzt sowie einfach und konstant gespielt.“
ERC Ingolstadt: Schütz muss sich hinten anstellen
Zweifelsohne nicht einfach für einen (jungen) Spieler, dessen Rolle in den vorangegangenen Jahren und Mannschaften nahezu durchweg eine andere war. Galt Schütz sowohl im Nachwuchsbereich als auch bei seinen ersten Senioren-Stationen als ausgewiesener Offensiv-Verteidiger, ging es für ihn beim ERC Ingolstadt vom ersten Eistraining darum, sich in erster Linie auf seine defensiven Aufgaben in der eigenen Zone zu konzentrieren.
„Gerade am Anfang war es schon schwer, möglichst einfach und schnörkellos zu spielen und sich in dieser doch ungewohnten Rolle als siebter Verteidiger zurechtzufinden“, so Schütz. Doch es gelang ihm. Sein Headcoach Doug Shedden forderte und förderte den Youngster sowohl im Training als auch bei den Hauptrunden-Partien, wo er in der abgelaufenen Hauptrunde zur verlässlichen Größe wurde.
„Natürlich war es für diese Saison mein Ziel, exakt daran anzuknüpfen, wo ich zuletzt aufgehört hatte“, sagt Schütz – was in diesem Fall gleichbedeutend mit dem nächsten Schritt in seinem Entwicklungsprozess wäre: Endgültig weg von der Position des siebten Verteidigers, hin zur unverzichtbaren Stammkraft!
Ein frommer Wunsch, den ihm Shedden in den bisherigen neun DEL-Begegnungen allerdings nicht erfüllte. Erneut muss sich Schütz (un-)geduldig hinten anstellen und als Verteidiger Nummer sieben seinen Cheftrainer bei den wenigen kurzen Einsätzen (bislang stand Schütz durchschnittlich rund 7.30 Minuten pro Partie auf dem Eis) überzeugen.
„Zu Saisonbeginn haben wir noch unter allen sieben Verteidigern rotiert. Mittlerweile wechsle ich mich nur noch mit Colton Jobke und Emil Quaas ab“, berichtet Schütz, der darin „sowohl einen Vor-, aber auch Nachteil“ sieht. „In einer großen Rotation kommst du öfter zum Einsatz und findest leichter deinen Rhythmus. Dagegen kann es in einer Dreier-Rotation, in der man sich grundsätzlich mit seinen Partnern besser einspielen kann, schon passieren, dass du mal fünf oder sechs Minuten gar nicht auf’s Eis kommst und dadurch kalt wirst. Das macht das Ganze natürlich nicht einfacher.“
Den Kopf angesichts der unbefriedigenden Situation (Schütz: „Wenn ich damit zufrieden wäre, würde ich fehl am Platz sein.“) in den Sand zu stecken, kommt für Schütz freilich nicht infrage. „Ich musste mir schon in der Vergangenheit beim ERC Ingolstadt immer alles hart erkämpfen und werde das auch diesmal tun“, verspricht der ehemalige deutsche U20-Nationalmannschafts-Kapitän – zumal er sich noch ein weiteres großes Ziel gesteckt hat. „Aktuell würde ich mich noch nicht als gestandenen DEL-Spieler bezeichnen“, verrät Schütz und ergänzt: „Erst wenn ich noch eine weitere Spielzeit als Top-Sechs-Verteidiger hinter mir habe, wäre diese Bezeichnung in meinen Augen akzeptabel.“ Wenn das kein Ansporn ist...
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