Ein Treffen der besonderen Art
Die Neuburger Rundschau hat die Profis Jochen Reimer und Thomas Greilinger mit den Nachwuchs-Akteuren Rihards Babulis und Konstantin Melnikow zu einem „Experten-Gespräch“ zusammengebracht
Rihards Babulis (16/Torhüter) und Konstantin Melnikow (15/Stürmer) spielen im U17-Bundesliga-Team des ERC Ingolstadt. Ihr großes Ziel? Klar, beide wollen Eishockey-Profis werden. Kürzlich hatten die beiden Nachwuchs-Akteure auf Initiative der Neuburger Rundschau die Gelegenheit, mit zwei erfahrenen Profis der Panther ausführlich zu sprechen: Jochen Reimer (33) und Thomas Greilinger (37). Heraus kam dabei in der U17-Mannschaftskabine ein interessantes und kurzweiliges „Experten-Gespräch“ unter Torhütern und Stürmern. Im Anschluss durften die beiden Youngsters mit „Joker“ und „Greile“ sogar für einen kleinen Schuss-Wettbewerb noch auf’s Eis der Saturn-Arena.
Von Torhüter zu Torhüter
Wie bereitest du dich mental auf eine Partie vor? (Rihards)
Reimer: Nun, jetzt bin ich ja doch schon einige Jahre dabei. Am Anfang schaut man, dass man eine gewisse Routine reinbringt und sich nicht verrückt macht. Es gibt ja viele Torhüter, die sich ausschließlich auf das Spiel konzentrieren und das ganze Drumherum total vergessen. In meinen Augen ist das etwas zu extrem. Funktioniert dann mal etwas nicht so, wie erhofft, dann hat man auch gleich eine Ausrede. Von dem her bin ich überzeugt, dass es besser ist, wenn man etwas lockerer bleibt. Wichtig ist auch, dass man die ganze Woche gut trainiert – weil dann hat man die Gewissheit, dass man auch in der Partie bereit ist.
Änderst du deinen Spielstil in den letzten fünf oder zehn Minuten, wenn dein Team beispielsweise mit einem Tor führt? (Rihards)
Reimer: Ich glaube, dass das genau das Falsche wäre. Du hast bis dahin die gesamte Partie absolviert und liegst mit einem Tor vorne – wenn du dann etwas ändern würdest, wäre das der falsche Weg! Oft ist es ja so, dass wenn mal etwas nicht so gut läuft, man die eine oder andere kleine Veränderung vornimmt. Im Grunde ist es aber immer das Beste, dass man sein Spiel – unabhängig davon, wie es gerade steht – durchzieht, locker bleibt und einen kühlen Kopf behält.
Jeder Goalie hat seine eigene Torhüter-Stellung entwickelt. Wie ist es bei dir dazu gekommen? (Rihards)
Reimer: Heutzutage sind ja bereits im Nachwuchs-Bereich zumeist Torwart-Trainer mit auf dem Eis, die einem Tipps geben. Bei mir gab es das früher noch nicht. Ich habe daher immer versucht, mir von anderen Goalies etwas abzuschauen und das dann entsprechend ausprobiert. Beispielsweise wie ein Robert Müller mitgespielt oder Chris Rogles stets die Ruhe bewahrt hat. Auf der anderen Seite könnte ich aber auch nicht so spielen wie ein Henrik Lundqvist, weil ich einfach viel zu klein bin. Zusammengefasst ist es in meinen Augen schon sehr wichtig, dass man sich einfach umschaut, was andere Torhüter machen und sich dadurch weiterentwickelt.
Stichwort Play-offs: Bereitest du dich in dieser Saisonphase anders vor und ändert sich in diesem Zeitraum deine Trainingsintensität? (Rihards)
Reimer: Normalerweise spielt man ja in den Play-offs alle zwei, drei Tage. Da ist es dann schon wichtig, dass man mit seinen Kräften entsprechend haushaltet. Sprich: Man trainiert vielleicht ein bisschen weniger, konzentriert sich aber trotzdem darauf, das Richtige zu machen. Auf das Spielen bezogen: Man hat in der Hauptrunde seinen Stil gespielt und ist damit dorthin gekommen, wo man jetzt ist. Daher wäre es, wie vorhin schon beschrieben, falsch, nun etwas zu verändern und sich in den Play-offs verrückt zu machen.
Eine Frage zur Torhüter-Ausrüstung: Du spielst aktuell mit der Marke Vaughn! Warum hast du dich für diese entschieden beziehungsweise hast du früher auch einmal eine andere getragen? (Rihards)
Reimer: Ich habe in meinem ersten Jahr in Düsseldorf noch etwas anderes gespielt. Mein damaliger Torhüter-Partner hat dann zu mir gesagt, dass er mir in der Folge-Saison die Ausrüstung bestellt – und ich war damit einverstanden. Seitdem trage ich Vaughn und bin mehr als zufrieden damit. Ich spiele auch immer noch die gleiche Ausrüstung. Vaughn weiß, dass sie mir auch gar nichts anderes andrehen können (lacht). Ich glaube, dass es auch in der NHL nur einen oder zwei Goalies gibt, die ebenso wie ich das alte Modell noch spielen. Nachdem ich damit aber super zurechtkomme, sehe ich keinen Grund, warum ich dieses wechseln sollte.
Von Stürmer zu Stürmer
Wie hast du Schule und Eishockey früher unter einen Hut bekommen? (Konstantin)
Greilinger : Als ich noch zur Schule gegangen bin, war das noch nicht so extrem wie heute, sondern noch etwas lockerer. Von dem her ist das eigentlich ganz gut gegangen. Nachdem ich ja schon im Alter von 15 Jahren Profi geworden bin, habe ich auch nur die Mittlere Reife gemacht. Früher ist man von der Schule nach Hause gekommen, hat den Schulranzen weggeworfen – und dann ist es losgegangen!
Was würdest du heute beruflich machen, wenn du nicht Eishockey-Profi geworden wärst? (Konstantin)
Greilinger: Das ist eine sehr gute Frage! Wahrscheinlich würde ich in irgend einem Geschäft Sachen verkaufen. Darüber habe ich mir ehrlich gesagt nie Gedanken gemacht, da es bei mir in Sachen Profi eben schon sehr früh losgegangen ist beziehungsweise es sich abgezeichnet hat, dass es etwas werden könnte. Daher habe ich auch keine Ausbildung oder sonst etwas gemacht.
Was ist dein Lieblingsschläger? (Konstantin)
Greilinger: Ich habe anfangs noch mit einem Holzschläger begonnen. Jetzt ist es Carbon. Seit zwei Jahren spiele ich einen Easton-Schläger, wobei es mir grundsätzlich egal ist. Mittlerweile kann man sich ja von jeder Marke „seinen“ Schläger anfertigen lassen. Das Wichtigste ist, dass die Biegung stimmt.
Hast du einige bestimmte Tipps für Nachwuchsspieler in Deutschland? (Konstantin)
Greilinger: Man muss immer dranblieben, viel arbeiten und trainieren. Dazu natürlich möglichst viel Zeit auf dem Eis verbringen, aber gleichzeitig auch die Schule nicht vergessen, weil das Profi-Werden mittlerweile deutlich schwieriger geworden ist. Daher braucht man auf alle Fälle einen Plan B.
Findest du, dass zu viele Ausländer in der DEL spielen? (Konstantin)
Greilinger: (grinst) Na ja, es ist ja kein Geheimnis: Ich sage bereits seit 20 Jahren, dass es meiner Meinung nach in der DEL definitiv zu viele sind! Aber das werde ich auch nicht ändern können.
Du hast bekanntlich ein sehr gutes Stick-Handling. Hast du das im Nachwuchs trainiert? (Konstantin)
Greilinger: Nein, eigentlich gar nicht. Aber wie ich schon gesagt habe, war das früher mit der Schule noch deutlich einfacher. Man ist nach Hause gekommen, raus gegangen und hat gezockt. Wir haben dann Eishockey, Inline-Hockey oder Tennis gespielt – und das hat meines Erachtens schon viel gebracht, wenn man jeden Tag mit einem Schläger rumrennt. Aber direkt trainiert habe ich das Stick-Handling jetzt nicht. Reimer: Wenn man draußen spielt, dann bringt das für die Hände mehr, als wenn man drinnen mit der Playstation zockt (lacht)!
Bist du enttäuscht, dass du es nicht in die NHL geschafft hast? (Konstantin)
Greilinger: Nein, eigentlich nicht. Natürlich war es auch bei mir einmal ein Traum, den Sprung in die NHL zu packen. Aber ich bin jetzt doch ganz froh und zufrieden, wie meine Karriere insgesamt verlaufen ist.
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