
Fabio Wagner: Der Mann für gewisse Aufgaben


Verteidiger Fabio Wagner genießt bei Headcoach Doug Shedden einen hohen Stellenwert. Als Lohn wurde der 24-Jährige auch von Bundestrainer Söderholm für den Deutschland-Cup nominiert. Am Freitag kommt Berlin
Nein, wenn es um spektakuläre Offensiv-Aktionen wie einen krachenden Schlagschuss, einen platzierten Schlenzer in den Torwinkel, ein Dribbling gegen zwei Gegenspieler oder einen „Zauberpass“ zu einem Teamkollegen geht, dann taucht sein Name eher selten auf. Nichtsdestotrotz genießt Fabio Wagner bei seinem Headcoach Doug Shedden höchstes Ansehen. Der 24-jährige Panther-Verteidiger verkörpert exakt jenen Spielertypen, den die Eishockey-Trainer schlichtweg lieben und ihn deshalb auch respektvoll als „Coaches’ Player“ bezeichnen.
„Fabio geht nicht nur in jeder Trainingseinheit voll an seine Grenzen und möchte sich ständig verbessern, sondern setzt auch die Dinge, die wir ihm vorgeben, perfekt in die Tat um. Da wir wissen, dass wir uns immer blind auf ihn verlassen können, ist im Laufe der vergangenen Monate auch seine Eiszeit ständig nach oben gegangen“, hatte Shedden seinen Musterschüler schon vor genau einem Jahr im Gespräch mit unserer Zeitung gelobt. Auch heute, zwölf Monate später, passen diese Worte und Ausführungen wie die Faust auf’s Auge.
Wagner mit der viertmeisten Eiszeit aller Verteidiger des ERC Ingolstadt
„Wagi“ oder „Wagsche“, wie er von seinen Mannschaftskollegen genannt wird, ist sich für keinen Check, keinen geblockten Schuss oder auch kein Wortgefecht beziehungsweise kleines (handfestes) Scharmützel mit den Gegnern zu schade. Der verdiente Lohn: Mit bislang durchschnittlich 19.37 Minuten reißt Wagner die viertmeiste Eiszeit aller ERCI-Verteidiger (nur Maury Edwards/22.07; Sean Sullivan/21.59 und Dustin Friesen/20.13 stehen noch etwas länger auf dem glatten Untergrund) im bisherigen Saisonverlauf ab.
„Dieser Wert freut mich natürlich sehr und zeigt mir, dass die Trainer großes Vertrauen in meine Person haben“, sagt Wagner. Wie sehr sein Chefcoach gerade die defensiven Fähigkeiten des deutschen Nationalverteidigers schätzt, zeigt freilich noch eine weitere Gegebenheit. „Im Grunde stehe ich immer gegen den gegnerischen Topscorer auf dem Eis und versuche, diesem das Leben so schwer wie möglich zu machen“, erklärt Wagner, dessen Plus-/Minus-Bilanz von „+3“ schon allein aufgrund seiner „Spezialaufgabe“ zweifelsohne mehr als zufriedenstellend ist. Dennoch sieht der selbstkritische Oberbayer in seinen persönlichen Leistungen auch noch reichlich Luft nach oben: „Nachdem ich zu Saisonbeginn nicht wirklich gut gespielt habe, läuft es mittlerweile gerade defensiv wesentlich besser. Jetzt wäre es schön, wenn ich auch in der Offensive hin und wieder mal ein Ausrufezeichen setzen könnte (lacht).“
Mit "wehenden Fahnen" ins Verderben gerannt
Dass es zu Beginn dieser Spielzeit nicht gerade rund lief, war jedoch alles andere als ein „Wagner-spezifisches“ Problem. Nach dem 10:4-Auftaktsieg bei den Schwenninger Wild Wings rannten die Panther in den darauffolgenden fünf Partien mit „wehenden Fahnen“ regelrecht ins Verderben. „Irgendwie wollte auf einmal jeder Spieler Tore schießen“, erinnert sich Wagner, der sich selbst beziehungsweise seine Verteidiger-Kollegen aus dieser Kritik überhaupt nicht ausnimmt: „Wir sind in diesem Zeitraum viel zu tief in die gegnerische Zone gefahren, um dort die Angreifer unseres jeweiligen Kontrahenten frühzeitig unter Druck zu setzen. Leider ist der Schuss oft nach hinten losgegangen.“ Während man diese anfänglichen Schwierigkeiten nun ganz offensichtlich etwas besser in den Griff bekommen zu haben scheint, droht jedoch bereits die nächste mittelgroße Baustelle: Die heimischen Auftritte in der Saturn-Arena! Von den bisherigen sieben Partien auf eigenem Terrain konnten nur zwei gewonnen werden! In vier Begegnungen wurde sogar eine zwischenzeitliche Zwei-Tore-Führung jeweils aus der Hand gegeben.
„Grundsätzlich haben Auswärtspunkte die gleiche Wertigkeit wie die Zähler, die man zuhause holt. Aber natürlich möchte man vor den heimischen Fans immer erfolgreicher spielen und diesen Vorteil dementsprechend nutzen“, meint Wagner. Dass sich bei ihm und seinen Mitspielern bereits eine Art „Heimkomplex“ zumindest im Unterbewusstsein festgesetzt hat, glaubt Ingolstadts Nummer 5 indes nicht. „Ich denke nicht, dass es ein Kopfproblem ist. Wir müssen einfach noch konsequenter und konzentrierter in unsere Heimpartien gehen und das Ganze 60 Minuten beibehalten“, fordert Wagner und fügt hinzu: „In Düsseldorf oder Iserlohn haben wir ja bereits gezeigt, dass wir dazu in der Lage sind. Und genau das müssen wir jetzt auch auf das eigene Eis bringen.“
Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich den Schanzern bereits am Freitagabend (19.30 Uhr), wenn es in der Saturn-Arena zur Neuauflage des Duells mit den Eisbären Berlin geht. Vor rund zwei Wochen standen sich beide Teams an gleicher Stelle schon einmal gegenüber - mit dem besseren Ende für die Gäste (3:5)! „Keine Frage, wir wollen uns unbedingt für diese Niederlage revanchieren“, verspricht Wagner, der im Übrigen eine weitere Wertschätzung seiner Arbeit erst kürzlich von „anderer Stelle“ erhielt. Von Bundestrainer Toni Söderholm bekam er – ebenso wie Tim Wohlgemuth – die frohe Kunde, beim Deutschland-Cup in Krefeld (7. bis 10. November) dabei zu sein.
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