Ingolstädter Panther springen auf Platz vier
Beim 5:4-Erfolg nach Penaltyschießen gegen die Eisbären Berlin wird Youngster Tim Wohlgemuth vom Bankdrücker zum Matchwinner. Selbst ein Zwei-Tore-Rückstand kann das Shedden-Team nicht schocken
Wahrscheinlich flüsterte Ingolstadts Trainer Doug Shedden dem „jungen Timmy“, wie er ihn stets nennt, noch ein paar aufmunternde Worte ins Ohr. Tim Wohlgemuth hatte an diesem Abend nur acht Minuten gespielt. Er war nicht großartig in Erscheinung getreten und von seinem Coach über weite Strecken des Spiels ans Ende der Spielerbank verwiesen worden. Dann aber, im wichtigsten Moment dieser Partie zwischen dem ERC Ingolstadt und den Eisbären Berlin, dem Penaltyschießen, zupfte Shedden an Wohlgemuths Trikot, hielt eine kurze Ansprache. Der Stürmer nickte – und lieferte! Beim 5:4 (1:1, 2:3, 1:0, 0:0, 1:0)-Sieg seiner Panther verwandelte er den entscheidenden Alleingang.
Eine ausverkaufte Eishalle, Nickligkeiten am Fließband, schnelles Eishockey – so ein bisschen fühlte sich dieser Freitagabend in Berlin bereits nach Play-offs an. Und es war ja auch eine Partie von wegweisendem Charakter. Ein Punkt trennte beide Mannschaften des DEL-Verfolger-Feldes vor dem Anfangsbully. Es sollte ein dreistündiger Kampf um Platz vier werden.
Ingolstadt startete ehrgeizig. Immer wieder kombinierte sich der ERCI harmonisch über das Eis. Die Laufwege stimmten, der Druck auf Berlins Aufbau ebenso. Mit dem Forecheck der Gäste hatten die Verteidiger der Hauptstädter ihre Probleme. So auch Jonas Müller, der entscheidend von Mike Collins bedrängt wurde. Brett Olson unterstützte seinen Teamkollegen, nahm die Scheibe mit und schlenzte sie zum 1:0 in den Winkel (4.). Doch mit dem einzigen Fehler des Anfangsabschnitts bekam die weiße Weste der Schanzer einen dicken und ärgerlichen Fleck: Fabio Wagner verlor den Puck an der eigenen blauen Linie an Andre Rankel. Der passte per Rückhand in den Rückraum auf Pierre-Cedric Labrie – Ausgleich (19.).
ERC Ingolstadt wirft taktische Disziplin über den Haufen
All die taktische Disziplin, die sie so überlegen machte, warfen die Ingolstädter im zweiten Abschnitt über den Haufen. Zwar trafen sie auch zweimal: Maury Edwards bediente im Powerplay mit einem feinen Aufbaupass Collins, der Berlins Goalie Justin Pogge im Solo überwand (25.). Brett Findlay zog sich den Puck am Schläger seines Gegenspielers vorbei und fand die Lücke im Berliner Kasten (38.). Aber zwischendurch hatte eben auch Berlin dreimal getroffen, Ingolstadt in der Rückwärtsbewegung viel zu viele Lücken gelassen. Nutzte Labrie einen Abpraller in Überzahl noch etwas glücklich aus der Luft (28.), durften sich die Eisbären für ihre nächsten beiden Tore vor allem bei ihrem Gegner bedanken. Nach einem Wechselfehler der Panther bediente Marcel Noebels im Zwei-auf-Eins Austin Ortega (32.). Drei Minuten später profitierte dann wiederum Noebels bei einem Powerplay-Konter. Diesmal auf Zuspiel von Partner der auffälligsten Berliner Reihe, James Sheppard (35.). Es ging also mit 4:3 in den Schlussabschnitt.
Und in diesem zog Ingolstadt nochmals alle Register. Erst traf Mirko Höfflin den Pfosten (45.), dann Collins das Lattenkreuz (52.). Und schließlich, keine zwei Minuten mehr zu spielen: Berlins Maxim Lapierre auf der Strafbank, ERC-Torwart Jochen Reimer aus dem Kasten, Sechs gegen Vier. Edwards sah am linken Bullykreis Wayne Simpson, der zum Ausgleich in den Winkel traf (59.).
Panther-Verteidiger Simon Schütz sieht ein "brutales Spiel"
Eine spektakuläre Overtime mit Großchancen auf beiden Seiten, einem Lattentreffer von Simpson und einem verschossenen Penalty von Ortega endete torlos. Dann schickte Shedden Wohlgemuth auf’s Eis. Auch Kris Foucault traf, Reimer parierte beide Berliner Versuche. In einem „brutalen Spiel“, wie es Ingolstadts Verteidiger Simon Schütz im Nachhinein nannte, hatte der ERCI Platz vier errungen.
Am Sonntag (16.30 Uhr) erwarten die Panther in der heimischen Saturn-Arena die Krefeld Pinguine.
ERC Ingolstadt: Reimer – Jobke, Edwards; Sullivan, Wagner; Schütz, Friesen – Wohlgemuth, Höfflin, Elsner; Collins, Olson, Simpson; D’Amigo, Findlay, Foucault; Mashinter, Bailey, Olver. – Tore: 0:1 Olson (4.), 1:1 Labrie (19.), 1:2 Collins (25./PP), 2:2 Labrie (28./PP), 3:2 Ortega (32.), 4:2 Noebels (35./PP), 4:3 Findlay (38.), 4:4 Simpson (59./PP), 4:5 Wohlgemuth (Penalty). – Zuschauer: 14200 (ausverkauft).
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