
Willkommen in „Detschland“!


Stürmer Hans Detsch empfängt mit dem ERC Ingolstadt am Freitag sein Ex-Team aus Augsburg. Im NR-Interview spricht der 25-Jährige über die Heimschwäche, Hashtags und seine Rolle in der Mannschaft
Herr Detsch, lassen Sie uns doch für einen kurzen Moment die Rollen tauschen. Welche Überschrift beziehungsweise Schlagzeile würde der Journalist Hans Detsch dem Derby am Freitag (17 Uhr) zwischen dem ERC Ingolstadt und den Augsburger Panthern im Vorfeld verpassen?
Detsch: (lacht) Das ist eine schwierige Frage! Wie wäre es mit: „Wer sind die echten Panther?“.
Nicht schlecht! Was halten Sie alternativ von „Das Derby der Sorgenkinder“?
Detsch: Das wäre in meinen Augen etwas zu drastisch – zumindest was uns betrifft! Klar sind wir nicht gut in die Saison gestartet. Aber danach haben wir uns eigentlich gefangen. Jetzt müssen wir nur endlich auch unsere Heimspiele gewinnen. Insgesamt gesehen denke ich schon, dass wir bislang recht solide Partien abgeliefert haben. Auf Augsburg würde die Bezeichnung „Sorgenkind“ wohl schon eher zutreffen. Die vergangenen drei Begegnungen sahen jetzt nicht so gut aus.
Bleiben wir kurz bei den Augsburger Panthern: Im Vergleich zur vergangenen Saison, als Sie selbst noch das AEV-Trikot trugen, hat sich der Kader kaum verändert. Überrascht Sie daher der doch schleppende Start mit 17 Punkten aus 15 Partien?
Detsch: Ja, eigentlich schon. Das Team spielt ja nach wie vor das gleiche System wie in den vergangenen Jahren. Woran es in dieser Spielzeit liegt, dass es noch nicht wie gewünscht läuft, kann ich schlecht beurteilen, da ich mir die ganzen Begegnungen ja auch nicht anschaue. Vielleicht fehlt den Jungs auch das nötige Glück, das wir in der vergangenen Saison oftmals hatten. Das gehört einfach dazu, um erfolgreich zu sein. Als wir mit dem ERC vor einigen Wochen in Augsburg aufgelaufen sind, war es trotzdem sehr schwer, gegen dieses Team zu spielen. Momentan gewinnen sie einfach auch die engen Partien nicht.
Kommen wir zum ERC Ingolstadt! Einer der Hauptgründe, warum man im Klassement nur zwei Zähler mehr als der AEV aufweist, ist die erschreckende Heimbilanz. So wurden sieben von neun Begegnungen in der Saturn-Arena verloren. Haben Sie einen derartig „kuriosen“ Negativlauf in Ihrer doch schon etwas längeren Eishockey-Karriere schon einmal erlebt?
Detsch: Nein, das ist für mich auch eine komplett neue Erfahrung. Für uns ist das Ganze natürlich nicht einfach. Wir sagen uns vor jedem Heimspiel, dass wir das jetzt unbedingt gewinnen müssen und setzen uns dadurch noch mehr unter Druck. Was ich aber gleichzeitig auch richtig gut finde, ist die Tatsache, dass unsere Fans nicht buhen oder das Team auspfeifen. Wir müssen da jetzt einfach alle zusammen durch, um diese Bilanz möglichst am Freitag gegen Augsburg zu beenden.
Ganz „einfache“ Frage: Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass sich Ihr Team in der Saturn-Arena bislang derart schwertut?
Detsch: Das ist wirklich schwierig zu beantworten. Zu Beginn haben wir nicht besonders schlau gespielt. Die Partien gegen Krefeld oder München hätten wir einfach gewinnen müssen. Bei jeder weiteren Niederlage macht man sich dann immer einen noch größeren Kopf, warum es denn nicht klappt. So etwas sitzt schon auch im Hinterkopf. Glücklicherweise läuft es ja zumindest auswärts sehr gut. Würde es auch in der Fremde nicht klappen, wäre es ja noch schlimmer.
Für die ERCI-Anhänger sind die Duelle mit Augsburg ohnehin „das“ Derby in der Deutschen Eishockey-Liga! Steht die Mannschaft aufgrund der Heimspiel-Problematik in diesem Match unter noch größerem Druck als ohnehin schon?
Detsch: Grundsätzlich gehen wir in jede Partie mit dem Ziel, drei Punkte zu holen. Aber natürlich sind wir uns bewusst, dass es ein sehr bedeutsames Derby ist. Von daher wäre es optimal, wenn wir unsere Heimniederlagen-Serie gegen Augsburg beenden könnten.
Sie haben mit dem ERC Ingolstadt bereits am 2. Oktober zum ersten Mal gegen Ihr Ex-Team in Augsburg gespielt (3:2). Ist auch das „zweite Mal“ immer noch etwas Besonderes?
Detsch: Klar, ein Match wie jedes andere ist es für mich nicht. Aber ich gehe definitiv etwas gelassener in diese Partie. Vor dem ersten Duell habe ich mir schon einige Gedanken gemacht. Jetzt werde ich aber schon versuchen, noch mehr Checks zu fahren. Die Jungs werden mich auf alle Fälle mehr spüren wie beim ersten Aufeinandertreffen – auch wenn man natürlich von einem Klub, bei dem man fünf Jahre aktiv war, niemanden „zerstören“ möchte (lacht).
Das erste Viertel der DEL-Saison 2019/2020 ist absolviert: Würden Sie sagen, dass Sie bereits Ihre feste Rolle im ERCI-Team gefunden haben?
Detsch: Nun, als Spieler versuchst du eigentlich immer, deine Stärken auf’s Eis zu bringen. Wir haben eine richtig gute vierte Reihe – egal, wer da gerade aufläuft. Jeder ist bei uns in der Lage, Torchancen zu kreieren, Checks zu fahren oder die Scheiben zu verteilen. Daher ist es immer schwer zu sagen, wer gerade welche Rolle innehat. Aber ich denke, dass ich letztlich mit jeder zurechtkomme.
Kann man sagen, dass Sie – im Vergleich zu Ihrer Augsburger Zeit – jetzt in Ingolstadt in Sachen Offensive etwas mehr Verantwortung bekommen?
Detsch: Ich würde es als Freiräume bezeichnen. Unser Trainer Doug Shedden lässt uns in der Offensive viele Freiheiten – und das tut jedem Spieler gut! Mit zwei Treffern bin ich ja ganz erfolgreich in die Saison gestartet. Aber so langsam dürfte es für unsere Reihe schon mal wieder mit einem weiteren Tor klappen.
Bei den ERCI-Fans sind Sie fast schon in Rekordzeit zu einem der Publikumslieblinge aufgestiegen. Ingolstadt wurde kurzerhand in „Detschland“ umbenannt, zudem gibt es Hashtags mit Ihrem Namen. Wie nehmen Sie das Ganze wahr?
Detsch: Ich find’s unglaublich lustig und eine richtig gute Idee. Es freut mich natürlich auch, dass sich so viele Anhänger Gedanken darüber machen. Von meinen Kumpels bekomme ich jeden zweiten Tag Bilder geschickt von diesen Hashtags, Pullis oder Shirts. Das wird von allen rundum positiv aufgenommen.
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