Ein Abschied mit Stil
Für die Panther beginnt nach der 2:3-Niederlage im siebten Viertelfinalspiel gegen die Kölner Haie die Sommerpause. Emotionaler Abgang von Thomas Greilinger
Wer es am späten Sonntagnachmittag mit dem ERC Ingolstadt hielt und nahe am Wasser gebaut ist, der hätte zu diesem Zeitpunkt wohl am besten einen großen Bogen um die Lanxess-Arena gemacht. Die Uhr zeigte exakt 16.22 Uhr, als im siebten und entscheidenden Play-off-Viertelfinalspiel zwischen den Kölner Haien und dem ERCI die Schlusssirene ertönte. Auf der einen Seite, genauer gesagt vor dem Kasten des KEC, bildete sich innerhalb von wenigen Sekunden ein riesiges Menschenknäuel, indem irgendwie jeder jeden umarmte – was angesichts der Tatsache, dass die Haie mit dem soeben hart erkämpften 3:2 (1:0, 1:1, 1:1)-Erfolg den Halbfinal-Einzug perfekt gemacht hatten, auch nicht wirklich verwunderte.
Wesentlich ruhiger und kontrollierter, aber nicht minder emotional ging es dagegen aufseiten der Panther zu. Mit hängenden Köpfen bedankten sich die Feldspieler – wie es nach einem Eishockey-Match üblich ist – zunächst bei ihrem Torhüter Timo Pielmeier (hatte am Sonntag gegenüber Jochen Reimer den Vorzug erhalten und machte seine Sache ausgezeichnet), ehe sie direkt im Anschluss noch einen weiteren Teamkollegen ansteuerten: Thomas Greilinger!
Der 37-jährige Angreifer, der insgesamt elf Jahre lang die Anhänger des ERC Ingolstadt mit seiner einzigartigen und genialen Spielweise verzückte, hatte nun ausgerechnet an dem Ort, an dem er mit den Panthern im Jahr 2014 den größten sportlichen Erfolg (Gewinn der deutschen Meisterschaft) in der Vereinsgeschichte feiern konnte, seine letzte DEL-Begegnung für die Oberbayern absolviert (Greilinger wechselt zur neuen Spielzeit bekanntlich zu seinem Heimatverein Deggendorfer SC). Selbst zahlreiche Haie-Akteure und Schiedsrichter Daniel Piechaczek ließen es sich bei der obligatorischen Verabschiedung nicht nehmen, noch einige persönliche Worte an die scheidende Panther-Legende zu richten.
„Es war ja klar, dass der Tag meiner letzten Partie für den ERC einmal kommen würde. Dass das jetzt schon der Fall war, ist natürlich sehr schade, da ich mit meiner Mannschaft schon gerne noch ein paar Spiele mehr hätte machen wollen“, resümierte Greilinger, der sich allerdings – wie schon während seiner gesamten Laufbahn – als äußerst fairer Sportsmann zeigte: „Auch wenn wir im siebten Duell wahrscheinlich unsere beste Leistung in dieser Serie gezeigt haben, muss man schon ehrlich zugeben, dass die Haie am Ende verdient ins Halbfinale eingezogen sind. Speziell in den vergangenen beiden Partien hat auch deren Torhüter Gustaf Wesslau einfach sensationell gehalten.“
In der Tat, nach den zwei Ingolstädter Siegen zu Beginn und einer 2:0- beziehungsweise wenig später 3:1-Führung in dieser Serie, schwang sich der schwedische Schlussmann immer mehr zum Fels in der Brandung auf und zog die Schüsse fast schon magnetisch an. „Gerade in den Partien sechs und sieben waren unsere Schlüsselspieler da, als wir sie gebraucht haben“, so Haie-Headcoach Dan Lacroix, der damit neben seinen Stürmern Felix Schütz (erzielte am Freitag beim 5:2-Sieg einen „Dreierpack“) und Ryan Jones (traf am Sonntag doppelt) vor allem Wesslau beziehungsweise dessen „überragende Leistungen in der entscheidenden Phase dieser engen Serie“ meinte.
Dass die Panther am Ende überhaupt die Möglichkeit hatten, dieses packende Aufeinandertreffen mit dem achtfachen deutschen Titelträger in einer entscheidenden siebten Partie zu ihren Gunsten zu entscheiden, hatten sie in erster Linie neben ihren beiden Torhütern Jochen Reimer und Timo Pielmeier (kam in Begegnung Nummer sechs ab dem zweiten Drittel zum Einsatz) sowie den „Arbeitern“ Brandon Mashinter (vier Tore), David Elsner und Tim Wohlgemuth (jeweils drei) ausgerechnet ihrer „lebenden Legende“ (Shedden) Thomas Greilinger zu verdanken. Gemeinsam mit Tyler Kelleher (acht Assists) avancierte der „Mann mit den goldenen Händen“ zum Play-off-Topscorer seines Teams (zwei Tore, sechs Assists).
„An ’Greile’ hat sich sicherlich nicht gelegen, dass wir ausgeschieden sind. Er hat sich mit seinen starken Vorstellungen einen Abschied verschafft, wie es sich für eine Panther-Legende gehört“, lobte Shedden. Weniger freundlich fiel hingegen das Fazit des 57-jährigen Kanadiers bezüglich der Darbietungen anderer Leistungsträger – oder die es hätten sein sollen – aus. „Mike Collins hat in der gesamten Serie nur ein Tor geschossen, Pat Cannone nur zwei Assists zustande gebracht“, sagte Shedden, der sich darüber hinaus auch von Akteuren wie Jerry D’Amigo oder Ville Koistinen „deutlich mehr“ erwartet hatte.
Auch wenn die Saison 2018/2019 seit Sonntagnachmittag beendet ist, steht für die ERCI-Verantwortlichen in den kommenden Tagen nochmals eine Menge Arbeit an. Neben den obligatorischen Abschluss-Gesprächen mit jedem Spieler sowie der Intensivierung der Kader-Planung (zu dem Verteidiger Benedikt Kohl künftig nicht mehr zählen wird/siehe auch „Stimmen zum Spiel“) wird es auch für die Panther-Anhänger nochmals richtig emotional. Bei der am Sonntag in der Saturn-Arena geplanten Saison-Abschlussfeier (genauere Informationen folgen noch) bildet die Verabschiedung von Publikumsliebling Thomas Greilinger zweifelsohne den (traurigen) Höhepunkt. Ihn zu ersetzen, dürfte in der Sommerpause die Herkules-Aufgabe von Sportdirektor Larry Mitchell werden.
Kölner Haie: Wesslau – Mo. Müller, Ellis; Zerressen, Madaisky; Despres, D. Tiffels; Ugbekile – F. Tiffels, Genoway, Akeson; Hanowski, Ticar, Schütz; Jones, Pfohl, Zalewski; Köhler, Hospelt, Dumont.
ERC Ingolstadt: Pielmeier – Kohl, Koistinen; Edwards, Sullivan; Friesen, Wagner; Jobke – Greilinger, Olson, Collins; Elsner, Cannone, D’Amigo; Kelleher, Olver, Wohlgemuth; Braun, Garbutt, Mashinter. – Tore: 1:0 Jones (4.), 1:1 Mashinter (26./PP), 2:1 Jones (38./PP), 3:1 F. Tiffels (56.), 3:2 Collins (59./6-5). – Zu.: 13111.
STIMMEN ZUM SPIEL
Doug Shedden (Trainer ERC Ingolstadt): „Ich denke, dass wir heute eine sehr gute Leistung abgeliefert haben. Unser Problem war, dass wir zu selten in die gefährlichen Zonen vor dem gegnerischen Tor gekommen sind. Köln hat das insgesamt stark verteidigt. Warum wir diese Serie am Ende verloren haben, kann ich so schnell nach diesem siebten Spiel noch nicht erklären. Fakt ist, dass die Haie letztlich einen Weg gefunden haben, ins Halbfinale einzuziehen. Dafür gebührt ihnen mein Glückwunsch.“
Dan Lacroix (Trainer Kölner Haie): „Diese Serie war insgesamt ungemein ausgeglichen. Auch die heutige Partie hätte in beide Richtungen gehen können. In meinen Augen waren die beiden letzten Begegnungen am härtesten umkämpft in der gesamten Serie. Ich bin natürlich glücklich und stolz auf meine Mannschaft. Lange feiern oder ausruhen können wir uns aber nicht, schließlich geht es in wenigen Tagen bereits mit dem Halbfinale gegen Mannheim weiter.“
Alexander Oblinger (Stürmer Kölner Haie): „Nach der deutlichen Niederlage im ersten Spiel, als Ingolstadt die Kleinigkeiten besser gemacht hat, haben wir uns von Partie zu Partie gesteigert und uns letztlich auch verdient durchgesetzt. Ein großes Lob in der gesamten Serie geht sicherlich an die Torhüter beider Teams. Ob Gustaf Wesslau bei uns oder auch Jochen Reimer und Timo Pielmeier bei den Panthern – diese Jungs haben sich nichts geschenkt und unfassbare Leistungen abgeliefert.“
Benedikt Kohl (Verteidiger ERC Ingolstadt): „Alle Begegnungen waren extrem umkämpft. Diesbezüglich war auch das siebte Match keine Ausnahme. Man muss sagen, dass Köln ein sehr guter Gegner war, der sich von Spiel zu Spiel gesteigert hat. Auch heute war es ein sehr enges Match, in dem die Haie am Ende vielleicht einen kleinen Tick besser waren. Bei mir persönlich ist schon etwas Wehmut dabei, da es meine letzte Begegnung im Trikot des ERC Ingolstadt war.“
Thomas Greilinger (Stürmer ERC Ingolstadt): „Auch wenn es natürlich sehr enttäuschend ist, dass wir diese Serie am Ende noch verloren haben, denke ich schon, dass es für mich ein schöner Abschied mit Spiel sieben in Köln war. Insgesamt war es eine knappe und spannende Serie und somit auch Werbung für den Eishockey-Sport.“
Timo Pielmeier (Torhüter ERC Ingolstadt): „Wenn man drei Matchbälle hat, um diese Serie zu gewinnen und es dennoch nicht schafft, ist es natürlich bitter. Insgesamt gesehen haben wir eine solide Saison abgeliefert.“
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