Keine Krönung der Comeback-Könige
Lange Zeit sah es im letzten Spiel des Jahres 2019 nach einer weiteren furiosen Aufholjagd der Panther aus. Doch am Ende setzt es nach einem 0:4-Rückstand doch eine 3:4-Niederlage
Doug Shedden hatte schon ein Grummeln in der Magengrube. „Gefühlt gehen wir hier immer in Rückstand“, sagte der Coach des ERC Ingolstadt vor dem Gastspiel seines Teams am Montagabend in Bremerhaven und gab vor: „Das müssen wir umkehren heute.“ Nicht nur gefühlt, tatsächlich waren die Schanzer bei den jüngsten drei Duellen an der Nordseeküste jeweils schnell in den ersten zehn Minuten ins Hintertreffen geraten.
Für den ERCI ist das in dieser Saison nicht zwingend ein Problem. Comeback können die Panther. Es gab Punkte nach 0:3 gegen München, nach 0:3 in Augsburg, nach 0:2 in Köln und 0:2 in Schwenningen. Ein 0:4 in Bremerhaven war dann aber selbst für die kopfstarken Ingolstädter nicht mehr einzuholen. 3:4 (0:1, 3:3, 0:0) verloren sie letztlich bei den Fischtown Pinguins.
Dabei waren die berühmten Busbeine – nach zehneinhalb Stunden Fahrt gen Norden am Vortag – in der Kabine geblieben. Ingolstadt bewegte sich vom Anfangsbully weg gut, gewann die Zweikämpfe, setzte sich vorne fest und stach dann in die freien Räume. Shedden schien nicht nur in Fernseh-Interviews, sondern auch in Mannschafts-Besprechungen eindringlich auf das Rückstands-Manko in Bremerhaven hingewiesen zu haben. Der letzte Pass, die letzte Konsequenz, das letzte Glück vielleicht auch, fehlte den Panthern aber. Und so kam dann doch die obligatorische Heimführung.
Ingolstadts Stürmer Collins trifft nur die Latte
Dustin Friesen schob seinen Gegenspieler in die Bande und Fischtown brauchte in der Folge nicht lange, um das beste Auswärts-Unterzahl der Liga (91 Prozent) zu knacken: Justin Feser benutzte seine Kelle als Rampe für einen Schuss von Brock Hooton – und die Scheibe fiel in gefühlter Zeitlupe ins Panther-Gehäuse (7.). Mike Collins hätte mit der Schlusssirene noch für etwas Gerechtigkeit sorgen können, traf aber direkt nach einem Bully nur die Latte.
Hätte sein Schuss zwei Zentimeter tiefer eingeschlagen, vielleicht wäre der ERCI im zweiten Abschnitt nicht mit dem Kopf voran ins Verderben gerannt. Drei leichte Panther-Fehler sorgten für drei schnelle Gegentore. Nach einem langen Wechsel klärte Tim Wohlgemuth nur zum Icing, verlor dann sein Anspiel, sperrte Miha Verlic’ Schläger direkt vor dem Tor nicht – 0:2 (25.). Maury Edwards tat, was man Knaben-Spielern bereits verbietet: Dem lauernden Gegner hinter das Tor folgen. Edwards kam Alex Friesen nicht mehr hinterher. Dieser schob den Schoner von Keeper Jochen Reimer samt Puck ins Tor – 0:3 (26.). Der nächste Gegentreffer ging dann auf Reimers Kappe (Timo Pielmeier blieb wegen einer leichten Gehirnerschütterung in Oberbayern). Bei einem „Bauerntrick“ von Feser deckte er das lange Eck nicht ab – 0:4 (30.).
Und dann kam die Mannschaft, bei der man sich so ärgert über schlechte Anfangsphasen und so stolz ist auf die Qualität, bei jedem Spielstand gegen jeden Gegner noch zurückschlagen zu können: der ERC Ingolstadt. Schon in der 37. Minute zeigte die Anzeige nurmehr 4:3. „Vielleicht wollten wir etwas zu viel. Und dann: Boom, Boom, Boom!“, meinte Fischtown-Stürmer Mike Moore nach einem zweieinhalb-minütigen Feuerwerk der Gäste: Brett Findlay (erneut im Kader, dafür Ville Koistinen nebst Petr Taticek überzählig draußen) sah in Überzahl Bailey, dessen Abpraller Brandon Mashinter zum Anschluss eindrückte (34.). Einen schnellen Konter über Darin Olver schloss David Elsner ab (35.). Und schließlich lauerte Mirko Höfflin erfolgreich zum 3:4 aus Ingolstädter Sicht im Slot. Erinnerungen wurden wach an Auferstehungen vergangener Wochen.
ERC Ingolstadt belagert das gegnerische Tor
Wann sollte diesmal die Krönung des Comeback-Könige kommen? Im Schlussabschnitt belagerte der ERCI das Tor von Kristers Gudlevskis. Doch richtig zwingend wurde es nicht mehr. Zum ersten Mal seit dem Nikolaustag gingen die Blau-Weißen ohne zumindest einen Punkt aus einer Partie. Damit verbringen die Panther den Jahreswechsel auf Platz sechs. Einen Vorsatz für 2020, genauer den 6. März, dürften sie schon haben: Dann geht es wieder nach Bremerhaven. Und zumindest an der Küste sollten sie nicht mehr nur auf ihre Rückkehrer-Qualitäten vertrauen.
ERC Ingolstadt: Reimer – Edwards, Wagner; Friesen, Sullivan; Schütz, Jobke – D’Amigo, Höfflin, Bailey; Simpson, Olson, Collins; Olver, Findlay, Mashinter; Foucault, Wohlgemuth, Elsner; Detsch. – Tore: 1:0 Feser (7./PP), 2:0 Verlic (25.), 3:0 Alex Friesen (26.), 4:0 Feser (30.), 4:1 Mashinter (34./PP), 4:2 Elsner (35.), 4:3 Höfflin (37.). – Zuschauer: 4647 (ausverkauft).
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