Kurze Bank, keine Puste, keine Punkte
Der ERC Ingolstadt verliert mit 1:4 bei den Adler Mannheim, weil ihm im zweiten Drittel die Puste ausgeht. Tim Wohlgemuth sorgt für Interesse aus Florida.
Mirko Höfflin hatte kurz vor der Abfahrt in die Kurpfalz dann doch eine Schwäche beim scheinbar übermächtigen Gegner ausgemacht. Durch harten Kampf für Frustration sorgen sollte der ERC Ingolstadt bei den Adler Mannheim. „Dann sind sie anfällig“, stichelte Höfflin gegen seinen Ex-Klub.
Es lief dann doch irgendwie anders. Die einzig Frustrierten (und hin und wieder auch Anfälligen) dürften am gestrigen Abend diejenigen mit dem Panther auf der Brust gewesen sein. Mannheim hingegen blieb cool, souverän, eines amtierenden Meisters, der gerade erst richtig in Fahrt kommt, würdig – und sicherte sich in der heimischen SAP-Arena einen verdienten 4:1-Sieg (0:0, 2:1, 2:0).
Es war für Ingolstadt die 55. Niederlage im 83. Spiel gegen Mannheim – gegen kein Team der Liga verloren die Schanzer so oft -, die achte Pleite auswärts bei den Adlern in Folge gar, ein weiterer tabellarischer Absacker – Ingolstadt ist jetzt wieder Neunter -, ein spielerischer Rückschritt aber, das war die Stippvisite in Mannheim nicht unbedingt.
ERC Ingolstadt muss auf Jobke und Sullivan verzichten
Wer wissen will, was es so schwer macht gegen Mannheim, der nimmt sich zwei leere Blätter, notiert auf eines die Ausfälle der beiden Teams, auf das andere die Aufstellung des Tages, lässt beide Seiten auf sich wirken und sieht dann: Mannheim – wegen seiner mannschaftlichen Tiefe von ERC-Trainer Doug Shedden gern scherzhaft „chinesische Armee“ genannt – hatte trotz dreier verletzter Feldspieler mit Chad Billins einen Importverteidiger auf der Tribüne. Bei Ingolstadt hingegen sorgten die Absenzen der beiden Verteidiger Colton Jobke (Armverletzung noch nicht ganz auskuriert) und Sean Sullivan (persönliche Gründe) bereits für aufgeplusterte Backen auf der Auswechselbank. Ingolstadts Defensive kam merklich ausgedünnt daher. Und das sollte letztlich den Unterschied machen.
Am Anfang – der Tank war noch voll, die Motivation hoch – lieferten die Gäste den Adlern gut Paroli. Mannheim zwar optisch überlegen, Ingolstadt aber mutig, weitgehend systemtreu, und mit torlosen ersten 20 Minuten durchaus zufrieden: „Auswärts 0:0 nach dem ersten Drittel. Kann man auf jeden Fall damit leben“, sagte Höfflin in der ersten Pause. Mit der weißen Weste war es dann sogleich vorbei, weil Timo Pielmeier im ERC-Kasten ordentlich daneben griff und so dem 21-jährigen Samuel Soramies seinen ersten DEL-Treffer ermöglichte (23.). Doch Ingolstadt glich schnell aus. Ausgerechnet Höfflin fälschte einen Schuss von Edwards nur 39 Sekunden später erfolgreich ab. Zuvor hatte Tim Wohlgemuth die Scheibe gut abgeschirmt. Das Talent steht nach Informationen unserer Zeitung übrigens auf der Beobachtungsliste der Florida Panthers.
Ben Smith bringt Mannheim erneut in Führung
Es waren wiederum nicht mehr als zwei Minuten gespielt, da scheiterte ERC-Stürmer Brett Olson alleine vor Heimhüter Johan Gustafsson – und zur Strafe ging der Favorit wieder in Front. Adler-Topscorer Ben Smith lenkte einen Distanzschuss ins Netz (26.).
Ihre kurze Bank wurde den Panthern im zweiten Drittel nun zum Verhängnis. Der Weg zu ebenjener war nach Wiederanpfiff naturgemäß länger. Die viel beschäftigten Verteidiger teilten sich ihre Arbeit ungleich auf – Ville Koistinen und Maury Edwards sollten über 25 Minuten spielen, die beiden Youngster Simon Schütz und Garet Pruden nur etwa sieben Minuten. Das ging an die Substanz. Die Füße wurden schwerer, der Klammergriff der Adler gleichzeitig stärker. Und so brauchte sich Sheddens Team nach vielen Großchancen Mannheims, so etwa über Nico Krämmer (40.), lange nicht über den Spielstand beschweren.
Ingolstadt war immer dann gefährlich, wenn es schnell umschaltete – und genau dann auch gleichsam anfällig. Wohlgemuth vertändelte bei einem Konter die Scheibe anstatt nach außen zu spielen. Im Gegenzug guckte der Kroate Borna Rendulic die Panther-Defensive um Fabio Wagner, Schütz und Pielmeier aus, wartete mit seinem Abschluss bis zum letzten Moment und schlenzte dann in den kurzen Winkel (48.). Zwar hatte der ERC noch zweimal per Konter die Anschlussgelegenheit, einmal durch Höfflin (53.), einmal durch Foucault (58.). Shedden zog Pielmeier, Dennis Reul traf in den leeren Kasten, 4:1 (58.).
„Ich glaube, wir haben gut mitgespielt“, sagte Pielmeier im Anschluss. Aber gut mitspielen ist nicht hart genug kämpfen, ist nicht frustrieren. Und so reicht es eben nicht gegen diese Adler Mannheim.
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ERC Ingolstadt Pielmeier - Koistinen, Edwards; Friesen, Wagner; Schütz, Pruden - Elsner, Wohlgemuth, Höfflin; Collins, Olson, Simpson; D’Amigo, Bailey, Foucault; Mashinter, Taticek, Detsch – Tore 1:0 Soramies (23.), 1:1 Höfflin (24.), 2:1 Smith (26.), 3:1 Rendulic (48.), 4:1 Reul (58./EN) – Zuschauer 11.130
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