Panther vergeben den ersten „Matchpuck“
Der ERC Ingolstadt verliert am Sonntag das fünfte Viertelfinal-Match bei den Kölner Haien mit 2:4. Am Freitag soll nun daheim der Halbfinal-Einzug perfekt gemacht werden
Der ERC Ingolstadt hat am Sonntagabend seinen ersten „Matchpuck“ im Play-off-Viertelfinale gegen die Kölner Haie vergeben. Vor 12254 Zuschauer in der Lanxess-Arena gewann der KEC das fünfte Duell mit 4:2 (1:1, 1:1, 2:0) und verkürzte damit in dieser packenden Best-of-Seven-Serie auf 2:3. Am kommenden Freitag (19.30 Uhr) haben die Panther in der heimischen Saturn-Arena die nächste Gelegenheit, den Halbfinal-Einzug endgültig perfekt zu machen.
„Der letzte Sieg in einer Play-off-Serie ist immer der schwerste“, meinte Panther-Torhüter Jochen Reimer, der seiner Mannschaft am Freitag in der ausverkauften Saturn-Arena - zusammen „mit dem Eishockey-Gott“ (so Thomas Greilinger) - mit einer überragenden Leistung den dritten Erfolg in dieser „Best-ov-Seven“-Serie überaupt erst ermöglicht hatte. Auch Sieg-Torschütze Brandon Mashinter, der nach 3.26 Minuten in der Verlängerung zum 3:2 traf, war der Meinung, „dass wir diesen Sieg ausschließlich Reimer zu verdanken hatten. In Partie Nummer fünf am Sonntag in Köln müssen wir ihn auf alle Fälle deutlich mehr unterstützen, als es zuletzt der Fall war“. Erschwerend aus Sicht der Schanzer kam jedoch hinzu, dass Verteidiger Ville Koistinen nach seinem Check gegen den Kopf von Haie-Stürmer Kim Hospelt am Freitag nachträglich von der Liga für eine Partie gesperrt wurde. Dementsprechend fehlte Headcoach Doug Shedden eine wichtige Option in Sachen Spielaufbau und Powerplay. Da auch der angeschlagene Fabio Wagner zuhause blieb, feierte Youngster Simon Schütz sein diesjähriges Play-off-Debüt bei den Schanzern.
Der 21-Jährige, der bislang vor allem beim Kooperationspartner ESV Kaufbeuren zum Einsatz gekommen war, erwischte auch prompt einen Auftakt nach Maß. Gleich bei seiner ersten Eiszeit wurde er vom Ex-Ingolstädter Alexander Oblinger hinter dem eigenen Gehäuse von den Beinen geholt - Überzahl ERCI! Just in dem Moment, als die Haie wieder komplett waren, schlug es im Kasten von Schlussmann Gustaf Wesslau ein. Das Kuriose dabei: Auf Zuspiel von Petr Taticek, der als siebter Verteidiger auflief, vollstreckte der in den Play-offs bislang nahezu unsichtbar gebliebene Darin Olver (4.). Wie schon zwei Tage zuvor war das Shedden-Team frühzeitig in Führung gegangen. Doch dies erwies sich letztlich nicht als einzige Parallele zur Partie am Freitag. Erneut übernahmen der KEC im Anschluss mit seinem aggressiven Forechecking die Initiative, zwang die Panther immer wieder zu Fehlern in der eigenen Zone und erarbeitete sich dadurch auch ein deutliches Chancenplus. 14:5 Torschüsse zugunsten der Rheinländer wies die Statistik nach dem ersten Durchgang aus. Nur gut, dass auf Ingolstadts Schlussmann Jochen Reimer erneut Verlass war und dieser gleich reihenweise die Haie zur Verzweiflung trieb. In der 18. Minute musste sich der „Joker“ aber dennoch zum ersten Mal geschlagen geben: Als seine Vorderleute die Scheibe (wieder einmal) nicht aus der eigenen Verteidigungszone brachte, traf Fabio Pfohl mit einem Direktschuss unter die Latte - 1:1 (18.)! Nur wenige Sekunden später hätte Jerry D’Amigo den ERCI mit einer der raren Chancen wieder in Front schießen können, ja müssen! Freistehend scheiterte der US-Boy jedoch aus kurzer Distanz an Wesslau.
Welch seltsamen Verlauf eine Eishockey-Partie mitunter nehmen kann, bekamen die Zuschauer dann im zweiten Durchgang eindrucksvoll vor Augen geführt. Nachdem Mike Zalewski die Haie in der 23. Minute erstmals in diesem Match in Führung gebracht hatte (Ingolstadts hatte in der neutralen Zone das Spielgerät verloren) und das Momentum komplett aufseiten der Lacroix-Truppe zu sein schien, schlugen die Panther zurück. Nur 47 Sekunden später stocherte Youngster Tim Wohlgemuth einen Abpraller von Wesslau zum 2:2-Ausgleich ins Netz (24.). Mehr noch, die Hausherren schienen von dieser prompten Antwort sichtlich beeindruckt, verloren zusehens den Faden und überließen den Schanzern weitgehend das Geschehen. Hatte Wesslau bis dahin noch einen relativ ruhigen Abend erlebt, musste er nun immer wieder eingreifen und hatte schließlich in der 31. Minute auch das Glück auf seiner Seite, dass ein Collins-Schuss während eines ERCI-Powerplays die Torlinie nicht überschritt. Davon überzeugten sich auch die Unparteiischen, indem sie den Videobeweis zurate zogen.
Nachdem es die Gäste in dieser Phase versäumten, den sichtlich angeschlagenen Haien den Zahn zu ziehen, schlugen die im Schlussdrittel wiedererstarkten und überlegenen Hausherren in der 45. Minute erneut zu: Nach einem Querpass vor den ERCI-Kasten traf Frederik Tiffels per Rückhand zum 3:2. Auch wenn sich Ingolstadt im Anschluss sichtlich mühte, nochmals in dieses Match zurückzukommen und 1.45 Minuten vor dem Ende auch noch Reimer zugunsten eines zusätzlichen Feldspielers vom Eis nahmen, sollte es nicht mehr eichen. Vielmehr machte Jason Akeson 36 Sekunden vor der Schlusssirene mit einem „Empty-net-Goal“ endgültig den Deckel auf den zweiten Kölner Sieg drauf.
ERC Ingolstadt: Reimer – Edwards, Sullivan; Kohl, Friesen; Schütz, Jobke; Taticek – Ramoser, Garbutt, Mashinter; Collins, Cannone, D’Amigo; Greilinger, Olson, Elsner; Kelleher, Olver, Wohlgemuth. – Tore: 0:1 Olver (4.), 1:1 Pfohl (18.), 2:1 Zalewski (23.), 2:2 Wohlgemuth (24.), 3:2 Tiffels (45.), 4:2 Akeson (60./EN). – Zuschauer: 12254.
STIMMEN ZUM SPIEL:
Doug Shedden (Trainer ERC Ingolstadt): „Im zweiten Drittel haben wir so gespielt, wie wir uns es vorgenommen hatten. Da haben wir eine richtig gute Vorstellung abgeliefert. Dass das im ersten und dritten Durchgang leider nicht der Fall war, lag auch daran, dass wir heute wieder drei, vier ’Passagiere’ an Bord hatten, die ihre Leistung einfach nicht abgeliefert haben. Wenn du aber eine solch knappe Serie gewinnen willst, darfst du dir das nicht erlauben. Sehr gut gefallen hat mir heute Darin Olver. Auch Simon Schütz hat ein prima Spiel gemacht. Wir werden jetzt eine sehr gute Trainingswoche haben, um uns perfekt auf das sechste Match am Freitag vorzubereiten.“
Dan Lacroix (Trainer Kölner Haie): „Wenn man eine Serie wie diese zu seinen Gunsten entscheiden möchte, muss man um jeden Zentimeter Eis und Schuss vor dem gegnerischen Tor kämpfen. Wir sind heute mit dem Rücken zur Wand gestanden – und genau das hat die Mannschaft auch verstanden. Vor allem die Art und Weise, wie wir im dritten Drittel geantwortet haben, hat mir gefallen.
Simon Schütz (Verteidiger ERC Ingolstadt): „Die Haie mussten diese Partie unter allen Umständen gewinnen, um sich nicht schon in die Sommerpause zu verabschieden. Dementsprechend wollten sie am Ende vielleicht den Sieg etwas mehr wie wir. Mit meiner eigenen Leistung bin ich eigentlich recht zufrieden. Am Anfang war ich schon ein bisschen nervös. Doch das hat sich schnell gelegt.“
Joachim Ramoser (Stürmer ERC Ingolstadt): „Gerade im zweiten Drittel haben wir wesentlich mehr am Spiel teilgenommen und das, was wir uns vorgenommen hatten, besser umgesetzt. Leider konnten wir da unsere Chancen nicht nutzen. Insgesamt hatte Köln aber sicher mehr Möglichkeiten.“
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