Taticek als Spaßbremse
DEL-Finale Panther-Stürmer warnt davor, den 6:1-Erfolg in Mannheim überzubewerten und fordert sein Team auf, im vierten Spiel am Freitag noch mehr zu investieren
Mannheim/Ingolstadt Bereits fünf Minuten nach der Schlusssirene hatte sich Petr Taticek am späten Dienstagabend von seinen Eishockey-Klamotten befreit und saß mit kurzer Trainingshose und T-Shirt auf dem Spinning-Rad, das unmittelbar vor der Panther-Kabine postiert war. „Wenn man alle zwei Tage spielt, ist es enorm wichtig, sich um seinen Körper zu kümmern“, so der 31-Jährige, der in diesem Fall das angestaute Laktat aus dem Körper beziehungsweise den Beinen radelte.
Sein Gesichtsausdruck verriet dabei nicht einmal annähernd, ob er mit dem ERC Ingolstadt soeben die dritte Final-Partie bei den Adlern Mannheim gewonnen oder verloren hatte. Auch bei der Antwort auf die Frage, wie er denn die vorangegangenen 60 Minuten beurteilen und einschätzen würde, musste Taticek lange überlegen. „Naja, ich würde sagen, dass wir insgesamt gesehen eine recht ordentliche Leistung abgeliefert haben“, so der Angreifer. Etwaige Gefühlsausbrüche – sei es in die positive wie auch negative Richtung – scheinen Taticek ohnehin fremd zu sein. Der zweifache Familienvater, der zweifelsohne zum Besten gehört, was die Deutsche Eishockey-Liga in Sachen Stürmer anbieten kann, hat hohe Ansprüche an sich selbst und sein Team.
Von dem her war „Tats“, wie er von seinen Mannschaftskollegen genannt wird, an jenem Dienstagabend meilenweit davon entfernt, nach der beeindruckenden 6:1-Demonstration des Titelverteidigers in der SAP-Arena in Euphorie oder gar Selbstzufriedenheit zu verfallen. Im Gegenteil. „Unsere Sturmreihe (Taticek spielt mit Brandon Buck und Thomas Greilinger zusammen, Anm. d. Red.) war diesmal sehr schlecht. In den nächsten Begegnungen muss definitiv wieder wesentlich mehr von uns kommen, um unsere Mannschaft besser zu unterstützen“, resümierte Taticek, um im gleichen Atemzug seine Teamkollegen zu loben: „Die drei anderen Linien, unsere Verteidiger und natürlich Timo (Pielmeier, Anm. d. Red.) waren überragend und verantwortlich für diesen Sieg.“
So ist es auch nicht verwunderlich, dass der ehemalige NHL-Akteur der Florida Panthers weder die Höhe noch das Zustandekommen dieses Erfolges, der zugleich die 2:1-Führung in dieser „Best-of-Seven“-Serie bedeutet, nicht überbewerten möchte. „In den Playoffs ist es egal, ob du ein Match mit 1:0, 3:0 oder 6:1 gewinnst – es ist ‘nur’ ein Sieg“, weiß Taticek. Und zum erneuten Gewinn der Meisterschaft fehlen den Panthern immer noch deren zwei. „Wir haben uns jetzt zwar den Heimvorteil geholt. Aber zum Titel ist es noch ein sehr, sehr weiter Weg“, so der erfahrene Tscheche.
Bereits am Freitag (19.30 Uhr) steht das vierte Duell der beiden Kontrahenten in der Saturn-Arena auf dem Programm. Ob er die Gefahr sehe, dass das soeben erzielte „Schützenfest“ beim einen oder anderen Panther-Akteur möglicherweise zu „negativen Auswirkungen“ im Hinterkopf führen könne? Taticek verzieht dabei das Gesicht, als hätte er soeben in eine Zitrone gebissen: „Das hoffe ich nicht! Wir stehen im Finale und treffen dort nicht auf irgend einen Gegner, sondern die Adler Mannheim. Von dem her dürften wir nicht weniger, sondern müssen sogar noch mehr investieren. Ansonsten war dieser Sieg absolut wertlos.“
Am Rande der Bande: Der ERCI bereitet sich heute im Münchner Olympia-Eisstadion auf das vierte Finalspiel vor. Hintergrund ist, dass in der Saturn-Arena am Abend ein Konzert stattfindet und die Stadionbetreiber das Eis in Halle 2 bereits abgetaut haben. „Natürlich ist dies eine aus unserer Sicht vermeidbare Störung in unserem Tagesablauf. Aber davon lassen wir uns nicht beirren“, sagt ERCI-Geschäftsführer Claus Gröbner.
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