1. FC Köln: Vom feinen Club zur Skandalnudel - und wieder zurück?
Der 1. FC Köln war mal eine große Nummer im deutschen Fußball. Das ist lange her. Doch nach vielen Skandalen und Abstiegen geht es mit dem Club wieder aufwärts.
„Jung, geh zum FC, das ist ein feiner Club“ Diesen Rat gab Helga Schumacher ihrem Sohn Harald, als mehrere Bundesligisten um den talentierten Torhüter buhlten. Das ist schon ein paar Jahre her. 1972 wechselte Harald Schumacher, den fortan alle nur noch „Toni“ riefen, zum 1. FC Köln. Sechs Jahre später wurde er mit dem „feinen Club“ deutscher Meister und Pokalsieger und einer der weltbesten Torhüter.
Seitdem hat das Image des 1. FC Köln arg gelitten. Nach dem Abstieg 1998 erarbeitete sich der Verein mit beeindruckender Konsequenz den Ruf einer Skandalnudel und Fahrstuhlmannschaft. Fünfmal stiegen die Kölner ab und wieder auf. Die konkurrierenden Boulevardblätter „Express“ und „Bild“ hatten jede Menge Futter für Schlagzeilen zum 1. FC Köln. Unvergessen zum Beispiel der Auftritt von Verteidiger Miso Brecko, der sein Auto 2012 mit über 1,6 Promille nach der Karnevalsfeier des Vereins ins Gleisbett setzte. Oder das Brimborium um die Rückkehr des als „Messias“ gefeierten früheren Erfolgstrainers Christoph Daum, der genauso kam und wieder ging wie Fußball-Idol Lukas Podolski.
16 Trainer verschlissen
16 Trainer verschliss der 1. FC Köln seit seinem ersten Abstieg 1998. Und als dann in der Chaos-Saison 2011/2012 die Kölner Fußball-Ikone Wolfgang Overath als Präsident zurücktrat, Manager Volker Finke und Trainer Ståle Solbakken gefeuert wurden und der FC mit einem Schuldenberg von 30 Millionen Euro trotzdem abstieg, schien es endgültig um den einst so „feinen Verein“ geschehen.
Umso erstaunlicher, dass nur fünf Jahre später im Zusammenhang mit dem 1. FC Köln wieder Begriffe wie „seriös“ oder „Kontinuität“ fallen. Der österreichische Coach Peter Stöger führte den FC 2013 zurück in die Bundesliga. In den letzten beiden Jahren stand das Team nicht einmal auf einem Abstiegsplatz, und der Schuldenberg wird dank cleverer Transferpolitik und guter Vermarktung abgebaut.
Stöger hat an dem jüngsten Aufschwung wohl den größten Anteil. Der Trainer blieb auch in kritischen Situationen erstaunlich gelassen. Mit seiner Mischung aus feiner Ironie und Wiener Schmäh kommt er bei Fans, Medien und Spielern gleichermaßen gut an. So sagte er nach dem jüngsten Sieg gegen Darmstadt auf die Frage, ob er sich auf dem Weg als Kölner Rekordtrainer sehe, gewohnt trocken: "Wenn wir heute verloren hätten, hätte ich den Vereins-Rekord von fünf Heimniederlagen hintereinander."
Aber es ist nicht nur Stöger, der den Verein in ruhigeres und damit erfolgreiches Fahrwasser gebracht hat. Manager Jörg Schmadtke hat gut eingekauft, Geschäftsführer Alexander Wehrle die Finanzen wieder in Ordnung gebracht – und nicht zu vergessen Präsident Werner Spinner. Der ehemalige Manager des Weltkonzerns Bayer agiert eher im Hintergrund. In einem Interview mit dem Fußball-Magazin 11 Freunde sagte er einmal: "Ich habe keine Ahnung vom Fußball. Aber ich kann mit Zahlen umgehen und habe ein gutes Gespür für die richtige Auswahl von Menschen."
Absage an Europapokal-Träumereien
Aktuell läuft es in Köln also richtig rund. Nach zwei Siegen in Folge gegen Mainz und Darmstadt ist das Thema Abstieg erledigt. Doch auch nach oben geht realistischer Weise nichts mehr. Fünf Punkte beträgt der Abstand zu den Euroleague-Plätzen, und Stöger erteilte schon mal vorab allen Träumereien vom internationalen Geschäft eine Absage: "Wir haben jetzt zum ersten Mal zwei Spiele in Folge gewonnen. Ob man dann direkt fünf am Stück gewinnt? Da wird es wohl selbst ein paar Kölner geben, die sagen, das ist eher unrealistisch", sagte er gegenüber dem Express.
Aber auch die Fans sind realistischer geworden. Zwar wurde nach dem schön herausgespielten Sieg gegen Darmstadt "Europapokal" und "Deutscher Meister FC" gesungen – aber das gehört inzwischen zur folkloristischen Imagepflege dazu wie der trotzige Fangesang "Wir sind nur ein Karnevalsverein". Wenn man sich die Umfragen und Beiträge auf den Fanseiten anschaut, dann wird schnell klar, dass die Träumer in der Minderheit sind.
Als Ziel haben die Kölner einen einstelligen Tabellenplatz vorgegeben. Das hat man zuletzt vor 24 Jahren unter Trainer Jörg Berger geschafft. Viele der Kölner Leistungsträger wie Keeper Timo Horn oder Mittelfeldspieler Yannick Gerhardt waren da noch gar nicht geboren.
Es geht also aufwärts in Köln. Und wer weiß – vielleicht wird der 1. FC Köln dann doch eines Tages wieder ein richtig feiner Verein.
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