Als der respektlose Thomas Doll Respekt einforderte
Hannovers Trainer fordert nach der Pleite beim FCA vom Schiedsrichter Fingerspitzengefühl und tritt selbst als Trampel auf. Sein Gegenüber ist stilsicherer.
Nach der Niederlage gegen Augsburg schwinden die Chancen Hannovers, in der kommenden Saison Bundesligist zu bleiben. Allein dieser Umstand schlug 96-Trainer Thomas Doll aufs Gemüt. Der Frust bahnte sich seinen Weg, einen Schuldigen für das 1:3 hatte der 52-Jährige schnell gefunden: Schiedsrichter Manuel Gräfe.
Zwischen Spielertunnel und Kabinen lieferten sich Doll und der Fifa-Schiedsrichter einen verbalen Schlagabtausch. Gräfe warf Doll Arroganz vor, woraufhin Doll zurückätzte: "Das ist Arroganz? Fünf Minuten sabbelst du uns voll. Scheiß auf Arroganz!"
Doll ärgerte sich über mehrere Entscheidungen Gräfes. Unter anderem hatte er eine Vorteilssituation für Hannovers Nikolai Müller (51. Minute) abgepfiffen; und vor dem 2:1-Freistoßtreffer von FCA-Spieler Schmid verwehrte Gräfe Hannover einen Freistoß. Stattdessen ahndete er ein Handspiel von 96-Spieler Sorg.
Doll über Gräfe: "Ich lass mich nicht gerne vollsabbbeln."
Wer nun glaubte, Doll würde sich nach dem Schlusspfiff beruhigen, der hatte sich getäuscht. Der Trainer ließ keine Gelegenheit aus, vor Kameras und Mikrofonen gegen Schiedsrichter Gräfe auszuteilen. "Ich lass’ mich nicht gerne vollsabbeln." Gräfe sei "gockelig", er solle sich nicht so "aufplustern", als hätte er den Fußball erfunden, legte Doll nach.
Während Hannovers Trainer sich in Rage redete, reagierte Gräfe unaufgeregt auf die Anschuldigungen. Gegenüber den Journalisten führte der 45-Jährige nüchtern aus, wie die Kommunikation zwischen ihm und Doll während und nach der Partie abgelaufen war. "Er meinte, du laberst nur, du laberst nur, das fand ich despektierlich. Man kann ja wenigstens vernünftig miteinander reden."
Respektvoller Umgang - das gilt auch für die Trainer
Höhnisch und ironisch habe sich Doll verhalten, sagte Gräfe. Trainer forderten respektvollen Umgang, das müsse aber auch umgekehrt gelten. Auf einen Vermerk im Spielbericht verzichtete Gräfe. Schließlich sei er nicht beleidigt worden, begründete er. "Das sind Emotionen. Wenn man absteigt oder gegen den Abstieg kämpft, ist man frustriert." Die Sache sei für ihn abgehakt, das gehöre zum Fußballgeschäft dazu. Gräfe pflegte einen Stil, den Trainer Doll vermissen ließ.
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